Grüningen hofft dank neuem Label auf mehr Besucher
Was haben Grüningen, Gruyères und Ascona gemeinsam? Sie alle gehören zu den schönsten Dörfern der Schweiz. Oder sie sind zumindest Mitglied im gleichnamigen Verein, dem 45 Ortschaften in 16 Kantonen angehören.
Grüningen ist die erste Oberländer – und neben Eglisau die einzige Zürcher – Gemeinde, die dieses Label tragen darf. Doch beworben habe sich die Gemeinde nicht, betont Gemeindepräsident Carlo Wiedmer (SVP). «Wir sind Anfang Dezember vom Verein angefragt worden.»
Vereinspräsident Kevin Quattropani hat die Gemeinde schon vor Jahren besucht: «Schon damals war ich beeindruckt», erklärt er. Doch er sei noch mit Dörfern aus anderen Landesteilen beschäftigt gewesen. Im Dezember hatte er nun Zeit für Grüningen und durfte seinen Verein dem Gemeinderat präsentieren.
Der Verein «Die schönsten Dörfer der Schweiz» wurde 2015 in Lugano gegründet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die Gemeinden, welche die Kriterien einer Qualitätscharta erfüllen, zu schützen, zu fördern und zu koordinieren.
Zu den Kriterien gehört beispielweise das Vorhandensein eines Museums, ein Eintrag im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (Isos) und eine Maximale Einwohnerzahl von 10’000. All das erfüllt Grüningen.
In einer Videokonferenz erklärte Quattropani die Vorzüge des Labels. «Wir haben dann im Gemeinderat diese Sache nochmals besprochen und uns entschieden, dass wir dem Verein beitreten wollen», erklärt Gemeindepräsident Wiedmer.
Die Gemeinde erhofft sich davon, den Tourismus etwas anzukurbeln. «Das ist eines unserer längerfristigen Ziele», betont er. Und er denkt dabei auch an die geplante Brücke von Stararchitekt Santiago Calatrava über dem Aabachtobel, die dereinst das historische Zentrum autofrei machen soll.
Die Baudirektion arbeitet seit letztem Sommer an einem Vorprojekt. «Leider wissen wir nicht, wann wir weitere Informationen erhalten», sagt Wiedmer. Die Brücke werde das ‹Stedtli› weiter aufwerten, ist er überzeugt. «Und wir wollen, dass dort Leben herrscht.»
Drei Sterne für die Kultur
Doch bereits jetzt sollen mehr Besucher nach Grüningen kommen. Dabei helfen soll d er vereinseigenen Reiseführers, dessen Neuauflage in diesem Frühjahr erscheint. Das sei gute Werbung, so Wiedmer.
«Wir sind hier noch in der Anfangsphase.»
Carlo Wiedmer (SVP), Gemeindepräsident von Grüningen
Ausserdem hat «Die schönsten Dörfer der Schweiz» einen aktiven Instagram-Kanal und eine App. Dort ist seit kurzem auch Grüningen aufgeführt. Das kulturelle Angebot vor Ort wird darin mit drei von fünf Sternen bewertet, die Landschaft mit vier und die Gastronomie mit deren drei.
Der Eintrag ist jedoch noch etwas spärlich. Der Gemeindepräsident hat eine einfache Erklärung dafür: «Wir sind hier noch in der Anfangsphase.» Erst kürzlich habe die Gemeinde ihre eigenen Texte und Vorschläge eingereicht.
Die Mitgliedschaft im Verein und die damit verbundene Bekanntheit kostet die Gemeinde Grüningen rund 2800 Franken pro Jahr, bestehend aus einem Sockelbetrag von 500 Franken und zusätzlich 60 Rappen pro Einwohner. «Es ist also eine moderate Ausgabe», hält der Gemeindepräsident fest.
Grüningen wird kein zweites Luzern
Gleichzeitig gibt er zu, dass es sehr schwer zu beziffern sei, was diese Mitgliedschaft Grüningen bringe. Das sei auch Thema im Austausch mit dem Verein gewesen. «Doch andere Dörfer stellen klar fest, dass sie durch das Label eine Zunahme der Besucherzahlen haben.»
Illusionen macht sich Wiedmer aber keine. Es würden nun nicht Car um Car Besuchergruppen kommen. Das wolle man auch nicht. «Grüningen ist schliesslich nicht Luzern – und das ist auch gut so.»
Ausserdem werden vor allem Schweizer Touristen angesprochen. «Aber es kann ja durchaus sein, dass jemand in Paris auf den Reiseführer stösst und dann bei der Reise durch die Schweiz auch nach Grüningen kommt. »