Warum sich ein Abstecher ins Brockenhaus lohnen kann
Es ist mit 3’500 Quadratmetern Fläche das grösste Brockenhaus der Schweiz. Im Heilsarmee Brockenhaus Wetzikon gibt es über 30’000 verschiedene Artikel zu erwerben. Von Möbeln, über Küchenutensilien, Büchern bis hin zu Kleidung, Accessoires oder Wintersportgeräten ist an der Zürcherstrasse 35a beinahe alles zu finden, was ein Konsumentenherz begehrt, das nach Qualität und dennoch niedrigen Preisen sucht. Marken- und Luxusartikel inbegriffen.
Erkennbarer Trend
«Es wird mehr gespendet und eingekauft», sagt Morena Napoletano, Marketingleiterin der Stiftung Heilsarmee. Einerseits hätten die Leute pandemiebedingt mehr Zeit zum Ausmisten und andererseits werde hinsichtlich der Nachhaltigkeit vermehrt bewusster eingekauft.
«Die beste Jeans ist die, die nie produziert worden ist. Die zweitbeste jene, die es schon gibt und weitergetragen wird.»
Morena Napoletano, Marketingleiterin der Stiftung Heilsarmee
«Wer sich bewusst für Secondhand entscheidet, leistet einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz, spart Wasser, CO2 und schont seine eigene Brieftasche», erklärt Napoletano. Die Kundschaft habe das vermehrt erkannt und speziell die jüngere Generation kaufe vor allem Secondhand-Kleidung. «Die beste Jeans ist die, die nie produziert worden ist. Die zweitbeste jene, die es schon gibt und weitergetragen wird.»
Tendenz steigend
Was die Umsatz- und Besucherzahlen betrifft, so sind diese gegenüber dem Jahr 2019 in der Tendenz gestiegen, obwohl in den Jahren 2020 und 2021 aufgrund von Lockdowns Umsatzausfälle verkraftet werden mussten, erklärt Napoletano. «Dennoch werden im Brocki Wetzikon weiterhin über 100’000 Einkäufe pro Jahr getätigt.» Der grösste Andrang herrsche stets an Samstagen.
Spannung dank wechselndem Sortiment
Um ein breites und grosses Sortiment anbieten zu können, sind alle Brockenhäuser auf Warenspenden angewiesen und um jede Spende dankbar. Der Ertrag vom Brocki Wetzikon fliesst vollumfänglich in Projekte der Stiftung Heilsarmee für Menschen in Not. «Zu wissen, dass man sich mit jeder Warenspende sozial engagiert, ist ein weiterer Grund, weshalb wir so viele Spenden erhalten», sagt Napoletano.
«Das Sortiment wechselt täglich und bietet für alle Bedürfnisse etwas.»
Morena Napoletano, Leiterin Marketing der Stiftung Heilsarmee
Teilweise erhalte man auch sogenannte «Restposten» von Firmen, die ihre Ware sonst gänzlich entsorgen müssten. Zwar sei so das Sortiment nicht steuerbar, doch mache dieser Umstand einen Bummel im Brockenhaus erst richtig spannend. «Das Sortiment wechselt täglich und bietet für alle Bedürfnisse etwas.»
Nachfrage variiert
Am meisten gefragt seien zurzeit Kleider, Accessoires und Haushaltsartikel. Bei anderen Gütern variiere die Nachfrage. «Fest steht, dass die Nachfrage nach Grossmöbeln rückläufig ist», sagt Napoletano. Auch antike Möbel betreffend habe die Nachfrage deutlich abgenommen.
«Antike Dekorationsartikel wie Vasen sind dagegen je nach Stil sehr gefragt.» Ein weiteres Bedürfnis, das man in vielen Brockenhäusern aber nicht stillen könne, sei die Nachfrage nach Werkzeugen. «Werkzeug wäre sehr beliebt, doch wird zu wenig davon gespendet, da man meist über Jahre dasselbe verwendet und dieses kaum ersetzt.»
Ähnliche Erkenntnisse
Die Brockenstube Blaueskreuz in Dübendorf kann ebenfalls einen neuen Trend erkennen. «Wir verspüren sowohl bei den Einkäufen als auch bei den gespendeten Waren einen Zuwachs», sagt Patrick Jola, Kommunikationsleiter des Blauen Kreuzes. Jola führt dies darauf zurück, dass sich die Leute gerne damit beschäftigen, ihre Haushalte zu entrümpeln.
«Generell erfreuen wir uns an einer wachsenden Kundschaft und an einem immer grösser werdenden Netzwerk.»
Patrick Jola, Kommunikationsleiter des Blauen Kreuzes
«Generell erfreuen wir uns an einer wachsenden Kundschaft und an einem immer grösser werdenden Netzwerk.» Allgemein beobachte man aber auch, dass nur gut erhaltene und funktionstüchtige Waren verkauft werden. «Auch bei uns sind Werkzeuge derzeit sehr beliebt», sagt Jola. In der Brockenstube Dübendorf sind im Vergleich zum Brockenhaus in Wetzikon bei jungen Leuten nicht Kleidungsstücke, sondern Möbelstücke äusserst gefragt. «Möbel aus den 70er Jahren scheinen derzeit der Renner zu sein.»
Aufgeschobene Räumungen
Daniel Bachmann vom Brockenhaus Hinwil hingegen spürt trotz der Pandemie und dem Trend zum Stöbern keinen grossen Unterschied im Vergleich zu anderen Jahren. «Es kommt nach wie vor viel Ware zu uns, wobei ich stets auf eine ältere Stammkundschaft zählen konnte, die nun nicht mehr so regelmässig vorbeikommt.»
«Für viele Leute ist ein Einkaufsbummel bei uns auch eine willkommene Freizeitabwechslung.»
Daniel Bachmann, Betreiber Brockenhaus Hinwil
Ob dies mit der Angst vor dem Virus oder etwas mit einem gehemmteren Kaufverhalten zu tun habe, könne er nicht beurteilen. «Fest steht, dass viele Umzüge und die damit verbundenen Hausräumungen verschoben werden und wir deshalb nicht mehr so viel zu tun haben», sagt Bachmann. Dafür stelle er fest, dass sich die Kundschaft, die trotzdem erscheine, kauffreudiger zeige. «Für viele Leute ist ein Einkaufsbummel bei uns auch eine willkommene Freizeitabwechslung.»
Genauere Angaben zu Brockenhäusern des Zürcher Oberlands sowie zu allen Brockenhäusern im Kanton Zürich sind unter https://www.brockisearch.ch/brockenhaeuser/zuerich/ ersichtlich.