«Wegen der neuen Leitung wird es einige Diskussionen geben»
Das Votum war mehr als deutlich: Im Mai 2019 haben die Stimmbürger der Tösstaler Gemeinden, von Weisslingen und von Winterthur der neuen Abwasser-Anstalt Tösstal an der Urne zugestimmt. Und zwar mit einem Ja-Stimmenanteil von über 80 Prozent.
Die Winterthurer Bauvorsteherin Christa Meier (SP) sprach am Abstimmungssonntag angesichts des klaren Ergebnisses von «fast schon nordkoreanischen Verhältnissen».
Ja-Stimmen-Anteile fast so hoch wie in Nordkorea
19.05.2019

Abwasserfreie, obere Tö
Die Stimmbürger aller beteiligten Gemeinden legten ein sehr deutliches Ja zur Gründung der gemein Beitrag in Merkliste speichern Mit dem Ja haben die Stimmbürger den Weg frei gemacht, damit das gesamte Abwasser des Tösstals von Fischenthal bis nach Sennhof einst für die Reinigung in die Abwasserreinigungsanlage (Ara) Hard in Winterthur-Wülflingen kommt.
Ab Wila wird das Schmutzwasser zwar bereits heute mittels eines Sammelkanals via Pumpwerk Sennhof nach Winterthur gebracht.
Bis 2035 aufgehoben
Für die Reinigung des Fischenthaler und Baumer Abwassers ist derzeit jedoch noch die Ara in Saland zuständig. Es ist geplant, diese bis 2035 aufzuheben und das Schmutzwasser vom oberen Tösstal dann ebenfalls nach Winterthur zu transportieren.
Damit soll die Töss und der Grundwasserstrom besser vor Mikroverunreinigungen geschützt werden.
Um das Vorhaben umzusetzen, sind diverse Investitionen nötig. Zum Beispiel für eine neue Abwasserverbindung von Saland nach Wila.
Ab dort besteht eine Leitung. Ob diese wegen der grösseren Abwassermenge – unter anderem auch ausgelöst durch das Bevölkerungswachstum – neu dimensioniert werden muss, wird aktuell von Fachleuten überprüft.
Grundlagen erarbeiten
Generell scheint die Gemeinsame Anstalt Regionale Abwasserentsorgung Tösstal – so ihr offizieller Name – nun einen Schritt weiter zu sein. Diese habe entschieden, wo die neue Leitung von Saland bis nach Winterthur geplant werden soll.
Das schrieb der Turbenthaler Tiefbauvorsteher Heinz M. Schwyter (parteilos) in seinem Jahresrückblick, der kürzlich im «Tößthaler» erschien. Schwyter ist zudem Präsident des Verwaltungsrats der Abwasser-Anstalt.
Doch was hat der Rat bezüglich der neuen Leitung entschieden? «Noch kein konkretes Bauprojekt», antwortet Schwyter auf Anfrage. Momentan würde man die Grundlagen erarbeiten, um später einen Grundsatzentscheid für die Linienführung fällen zu können.
Mehrere Optionen
Eine Option wäre gemäss Schwyter, die Leitung von Saland zum Pumpwerk Sennhof vollständig neu zu bauen. Bei diesem Szenario würde geklärt werden müssen, was mit dem bestehenden Sammelkanal von Wila nach Sennhof passiert.
Eine weitere Option sähe vor, dass einzig die Leitung von Saland nach Wila neu gebaut und ab Wila die bestehende Leitung allenfalls vergrössert wird. Oder eine Kombination aus Neubau und punktuellen Vergrösserungen.
Komplexe Planung
Die ganze Planung sei komplex, sagt Schwyter. «Wegen der neuen Leitung wird es wohl einige Diskussionen geben.» Liegt sie nahe an der Töss, was von Saland nach Wila der Fall sein dürfte, schalten sich sofort die kantonalen Ämter ein. Die Ara befindet sich dort gleich neben dem Fluss.
«Es kommt nicht in Frage, dass wir die Strasse beim zukünftigen Kreisel nochmals aufreissen.»
Heinz M. Schwyter (parteilos), Tiefbauvorsteher Turbenthal
Zudem hat jede Gemeinde ihre eigenen Bedürfnisse. Im Verwaltungsrat der Abwasser-Anstalt sitzen die Tiefbauvorsteher aller beteiligten Gemeinden. Und diese wollen natürlich auf ihrem Gemeindegebiet die bestmögliche Linienführung.
«In Turbenthal kommt es beispielsweise nicht in Frage, dass wir die Strasse beim zukünftigen Kreisel nochmals aufreissen, um die Leitung dort durchzuführen», gibt Schwyter ein Beispiel für seine eigene Gemeinde.
Der Sammelkanal ab Wila unterquere in Richtung Turbenthal die Töss und verlaufe dann abschnittsweise unter der Tösstalstrasse. Jedoch nicht beim zukünftigen Kreisel. Dort gehe sie durchs Siedlungsgebiet, erklärt Schwyter.
Und der Stollen?
Zum Zeitplan kann der Verwaltungsratspräsident nicht viel sagen: «2035 ist unsere Deadline. Dann ist die Ara in Saland ausser Betrieb.»
Auch noch nicht entschieden ist, ob der Stollen durch den Eschenberg gebaut wird, um das Abwasser von Sennhof aus nach Winterthur zu führen. 35 Millionen Franken soll dieser etwa kosten. Alternativ ist eine Leitung durchs Linsental angedacht.
Keine Urnenabstimmung
Klar ist, dass es in der Entscheidungshoheit des Verwaltungsrats liegt, ob dieser Stollen realisiert wird. Er hat die letztinstanzliche Befugnis bei allen Projekten rund um die Abführung des Abwassers nach Winterthur.
Das gilt also auch für die Sammelleitung und den Rückbau der Ara Saland. Die Abwasser-Anstalt sieht keine Urnenabstimmungen oder Entscheide an Gemeindeversammlungen vor. Das betonten die Verantwortlichen vorgängig der Urnenabstimmung von 2019 mehrmals.
Die Gesamtkosten für das Projekt «Abwasserfreie obere Töss» belaufen sich auf etwa 90 Millionen Franken, welche den Gebührenhaushalt betreffen.
Bereits Kosten gespart
Laut Schwyter habe die Gemeinde Turbenthal im letzten Jahr durch die neue Organisation bereits mehrere zehntausend Franken bei der Abführung des Abwassers eingespart.
Mittlerweile hat die Abwasser-Anstalt auch eine eigene Website, welche das ganze Projekt nochmals erklärt. Da sind auch die Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung aufgeführt.
Der Verwaltungsrat treffe sich etwa dreimal, die Geschäftsleitung etwa sechsmal im Jahr, so Schwyter. Bereits erstellt ist die Abwasserleitung von Weisslingen nach Kollbrunn. Die Ara Weisslingen wurde zudem stillgelegt.