Pfarramt ist bald in neuen Händen
Unter freiem Himmel feierte Pfarrer Kurt Gautschi am 4. Juli seinen Abschiedsgottesdienst in Schlatt. Knapp sechs Jahre lang wirkte er als Pfarrer in der kleinen Gemeinde. Im Garten des Pfarrhauses versammelten sich rund 120 Kirchengängerinnen und Kirchengänger, um Gautschi in seine Pensionierung zu entlassen.
Seine Stelle übergibt er Anfang August an Pfarrer Andreas Bertram-Weiss. An der Kirchgemeindeversammlung Ende Juni wurde dieser für die Urnenwahl im September vorgeschlagen. Wird Bertram-Weiss dann gewählt, erhält er für den Rest der laufenden Amtsdauer von 2020 bis 2024 eine Festanstellung.
Schlatter Themen behandelt
« Als ich ihm das erste Mal begegnet bin wusste ich sofort, dass er nach Schlatt passt » , beschreibt Gautschi sein erstes Treffen mit Bertram-Weiss. Die zwei Pfarrer kennen sich seit rund einem Monat und konnten bereits viele Punkte bezüglich der Übergabe besprechen. « Vor allem Schlatter Eigenheiten haben wir schon behandelt » , so Bertram-Weiss.
Der Pfarrer wird jedoch nicht nur in Schlatt arbeiten. Er hat weiterhin eine Teilzeitstelle im thurgauerischen Scherzingen-Bottighofen. « Zurzeit noch ein Fünfzig-Prozent-Pensum, welches aber noch reduziert wird » , sagt er. Wegen dieser Arbeitsstelle konnte Bertram-Weiss auch nicht am Abschiedsgottesdienst seines Vorgängers teilnehmen: « Ich feierte einen Gottesdienst in einer anderen Gemeinde. »
Sonnenschein zur Taufe
Für Kurt Gautschi war der Anlass sehr ergreifend und festlich. « Es war sehr schön. Die Worte der Anwesenden haben mich berührt » , erinnert er sich. Das gute Wetter sei für ihn das Tüpfelchen auf dem I gewesen.

Am Abschiedsgottesdienst durfte er zum letzten Mal in Schlatt eine Taufe feiern. « Genau im richtigen Moment kam die Sonne heraus. Und kurz nachdem ich mich auf den Heimweg machte, fing es an zu regnen », strahlt der Pfarrer. « Es hat perfekt gepasst. »
Zeit zum Loslassen
Am meisten werden Gautschi im Ruhestand die Menschen aus Schlatt fehlen. Er habe stets das Unkomplizierte, Wohlwollende und Direkte im Dorf geschätzt. « Es war immer ein Austausch auf Augenhöhe. »
Zudem bewundert er die Offenheit für Neues. Als in Schlatt die Zahl der Gottesdienste reduziert, diese aber dafür im grösseren Rahmen durchgeführt wurden, erhielt er viele positiven Rückmeldungen der älteren Kirchenbesucher. « Viele freuten sich, mit mehr Personen die Feiern durchzuführen. Die Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen darf nie unterschätzt werden » , stellt er klar.
« Ein Neuanfang ist immer ein Erlebnis. »
Andreas Bertram-Weiss, Pfarrer
Auch die Gastfreundlichkeit habe er allzeit genossen. « Die Kirchenpflege packte kräftig mit an und organisierte Grillfeste oder Kirchenkaffees » , strahlt Gautschi. « Dieses familiäre Beisammensein ist sehr kostbar. »
Nun sei für ihn jedoch die Zeit gekommen, um loszulassen und sich « aus der Umarmung zu lösen » . Eine Verabschiedung tue immer etwas weh, aber: « Für alles gibt es eine Zeit. »
Vorfreude auf Gemeinschaft
Die Treffen mit Bertram-Weiss und das gegenseitige Kennenlernen stimmen Gautschi hoffnungsvoll. « Ich kann meine Position guten und frohen Herzens übergeben » , sagt der Pfarrer. Bei Bertram-Weiss ist die Vorfreude auf die kommende Aufgabe gross. « Ein Neuanfang ist immer ein Erlebnis » , sagt er. « Es ist sehr spannend, alles durch neue Augen zu betrachten. »
So bringe er zwar bereits viel Erfahrung auf dem Beruf mit, doch jede Kirchgemeinde sei anders. « Zudem freue ich mich sehr auf die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen » , erzählt Bertram-Weiss weiter.
« Ich möchte mich mal wieder so richtig langweilen. »
Kurt Gautschi, Pfarrer
Seit Anfang letzten Jahres gehört die Kirche Schlatt zur fusionierten Kirchgemeinde Eulachtal. Die Gemeinde sei deshalb sehr gross und ermögliche ein Arbeiten in einem grösseren Rahmen. Deshalb wird Bertram-Weiss in einem Team mit drei weiteren Pfarrpersonen zusammenarbeiten.
Schwerpunktmässig wird der neue Pfarrer aber klar in Schlatt tätig sein. « Was hier lebt, möchte ich so weiterführen » , erklärt er. « Gerne werde ich die Rolle als Dorfseelsorger wahrnehmen. Dafür plane ich, als Erstes möglichst viele Menschen zu besuchen, um ein Gespür für die Gemeinschaft zu erhalten. »
Freude auf die Langeweile
Organisatorisch sei für die beiden Pfarrer nur noch eine Sache offen. « Das Amtssiegel und der Schlüssel werden am zweiten August noch übergeben » , erzählt Kurt Gautschi. Danach begebe er sich in den Ruhestand.
« Einige Einzelvertretungen werde ich noch machen » , verrät er. Ansonsten plane er, im Moment zu leben und die Dinge auf sich zukommen zu lassen. Auf eine Sache freut sich Gautschi besonders: « Ich möchte mich mal wieder so richtig langweilen » , lacht er. « Dann wird man nämlich am kreativsten. »