Jetzt schliesst auch die Postfiliale Schwerzenbach
Und schon wieder fällt eine Poststelle im Kantonder zunehmenden Digitalisierung zum Opfer. Dieses Mal trifft es die Filiale in Schwerzenbach.
Kundinnen und Kunden tätigten ihre Postgeschäfte immer seltener am klassischen Schalter und immer öfter online, schreibt die Firma in einer Mitteilung. Auch in Schwerzenbach habe die Zahl der Schaltergeschäfte in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen.
Aus diesem Grund habe die Post seit einiger Zeit nach einer neuen Lösung für ihr lokales Angebot gesucht und dazu auch Gespräche mit der Gemeinde geführt.
Zahlungen beim Pöstler an der Haustüre
Nun steht die neue Lösung laut Mitteilung fest: Ab September 2021 zieht die Filiale in den Migros-Partner Voi, an der Bahnstrasse 14. Das Geschäft befindet sich im gleichen Gebäudekomplex wie die heutige Postfiliale, unmittelbar beim Bahnhof. Zudem dauern die Öffnungszeiten künftig deutlich länger als in der bisherigen Postfiliale: Der Voi ist von Montag bis Samstag von 7 bis 20 Uhr geöffnet.
Zum Angebot am neuen Standort gehöre auch eine Postfachanlage. Die Postfachkunden werden gemäss Post im April schriftlich im Detail informiert.
Geplant ist ferner eine neue Dienstleistung: Künftig werde in Schwerzenbach der kostenlose Service «Bareinzahlung und -auszahlung am Domizil» angeboten. Damit kann die Bevölkerung ihre Ein- und Auszahlungen weiterhin mit Bargeld abwickeln, und zwar direkt beim Pöstler an der Haustüre. Für diesen Service könne man sich einmalig in einer Filiale, online oder telefonisch registrieren.
Gewerbetreibenden in Schwerzenbach sei es weiterhin möglich, die separate Aufgabestelle für Geschäftskunden zu nutzen. Diese werde am heutigen Standort, also bei der bisherigen Postfiliale, weitergeführt, schreibt die Post.
Kritik von Gewerkschaft, Verständnis von Gemeinde
Die Gewerkschaft Syndicom hat vor drei Jahren auf einer Karte ausführt, welche Poststellen im Oberland gefährdet sind. Darauf zu finden sind etwa Filialen in Fällanden, Rüti, Greifensee, Fehraltorf, Bauma, Bäretswil, Gossau, Uster, Illnau-Effretikon, Egg und auch Schwerzenbach. Letztere ist nun die erste, die tatsächlich geschlossen wird.
Syndicom-Sprecher Christian Capacoel sagte damals, durch Agenturen ersetzte Poststellen seien kein gleichwertiger Ersatz. «Auch bei der Bevölkerung sind diese unbeliebt. Der einzige Vorteil sind die längeren Öffnungszeiten. Diese könnte man aber auch bei Poststellen einführen.»
Weniger dramatisch sah die Sache zu jener Zeit der damalige Schwerzenbacher Gemeindeschreiber Karl Rütsche. Er zeigte grundsätzlich Verständnis für die Schliessung einer Postfiliale, wenn die Zahlen nicht mehr stimmten. «Ich bin der Überzeugung, dass nicht mehr jedes Dorf eine Post braucht.» Wenn diese dann sowieso durch eine Agentur ersetzt werde, könnten die wichtigsten Dienstleistungen immer noch in der Nähe in Anspruch genommen werden.
Gemeinde hat anderen Eindruck
Jetzt, wo die Filiale Schwerzenbach tatsächlich zu geht, klingt es aus der Gemeinde nicht mehr ganz so gelassen. Rütsches Nachfolger Ian Tüscher sagt: « Wir haben zusammen mit der Post mehrere Gespräche geführt. Selbstverständlich haben wir versucht, die Schliessung zu verhindern » , so der Gemeindeschreiber.
« Wir waren der Meinung, dass die Poststelle ein grosses Personenaufkommen geniesst. »
Ian Tüscher, Gemeindeschreiber Schwerzenbach
Die Post habe der Gemeinde die Zahlen zum Kundenrückgang und dem abnehmenden Brief- und Geldgeschäft vorgelegt und erklärt, dass daher die Strategie angepasst und die Filiale neu organisiert werden müsse. « Wir bedauern das sehr » , so Tüscher.
Der Eindruck, den die Gemeinde habe, sei ein anderer gewesen. « Wir waren der Meinung – und das haben wir den Vertretern der Post auch gesagt – dass die Poststelle in Schwerzenbach ein grosses Personenaufkommen geniesst. »
Wenn er jeweils durch die Einkaufsmeile Chimlimärt spaziere, wo sich auch der Denner und der Beck befinden, habe er stets den Eindruck : « Doch, die Post läuft. »
Kommt es zum Kollaps?
Der zweite Punkt, mit dem die Gemeinde bei der Post gegen die Schliessung argumentiert habe, betreffe die wachsende Gebiets- Entwicklung entlang der Bahnlinie. Schwerzenbach komme bezüglich öffentlichem Verkehr eine zentrale Rolle zu .
« Unserer Ansicht nach hätte die Post diese Überlegung in ihre Strategie einbeziehen müssen. Doch anscheinend waren diese Argumente zu wenig überzeugend. Das ist sehr schade » , so Tüscher. Ob die Lösung mit dem Voi wirklich so gut komme, wie die Post dies behaupte, werde man sehen. « Ich muss zugeben: Wir haben Bammel davor, dass es einen Kollaps gibt, wenn das Personenaufkommen gross ist. »
Positiv erwähnen möchte er aber, dass der Schalter für die Geschäftskunden bestehen bleibe und die Öffnungszeiten ausgedehnt würden, sagt Tüscher .
Filiale Mönchaltorf ist in den Denner eingezogen
Bereits geschlossen wurde im Bezirk Uster die Postfiliale Mönchaltorf. Sie sollte eigentlich bereits letztes Jahr in den Denner verlegt werden. Wegen Corona wurde die Schliessung aber zunächst noch einmal verschoben. Post-Sprecher Markus Werner begründete die Verschiebung damals mit der Aussage: «Die Menschen sollen in dieser ausserordentlichen Situation weiterhin einen direkten Zugang zur Post vor Ort haben.»
Schliesslich wurde wir die Veränderung im letzten Sommer dann aber doch noch umgesetzt: Seit dem 15. Juni ist das Postangebot nun im Denner an der Esslingerstrasse erhältlich.