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Politik

Wird das Corrodi-Haus jetzt zum Kulturtempel?

Effretikon soll eine Plattform für Kultur und Kleinkunst erhalten, so die Forderung der SP. Einen geeigneten Standort sieht diese im Corrodi-Haus an der Bahnhofstrasse. Ein Vorschlag, der im Parlament kontrovers diskutiert wurde.

Das Corrodi-Haus an der Bahnhofstrasse in Effretikon hat eine lange Geschichte. Seit 2018 stehen seine Parterreräume leer., Die Stadt soll nun prüfen, ob aus dem einstigen Modehaus ein Kulturlokal werden könnte.

Archivfoto: PD

Wird das Corrodi-Haus jetzt zum Kulturtempel?

Das Central in Uster, die Obere Mühle in Dübendorf oder das Hotzenhuus in Illnau suchen seinesgleichen in Effretikon vergebens. Kulturanlässe finden bislang in Illnau-Effretikon im grossen Stadthaussaal statt.

Da jedoch würden kleinere Veranstaltungen schnell einmal verloren wirken, monierte SP-Gemeinderätin Annina Annaheim an der Parlamentssitzung vom Donnerstagabend. Ihr Lösungsansatz: Das leerstehende Corrodi-Haus an der Bahnhofstrasse zum Kulturlokal mit einem Café umnutzen.  «E ffretikon ist stark gewachsen und wird sich sehr verändern, es ist wichtig, dass wir als Standort attraktiv bleiben. » 

Leerstand beheben

Seit 2018 stehen die Parterreräume des einstigen Modehauses leer. Ein Umstand, welcher der Ratslinke schon länger auf der Seele brennt. Auch SP-Gemeinderat Maxim Morskoi kam in der Vergangenheit schon mit dem Vorschlag an, die Räumlichkeiten für einen Coworking-Space zwischenzunutzen. Dieser konnte jedoch mittlerweile in der Ex-Bankfiliale von Clientis untergebracht werden.

Der erneute Versuch der SP, das unter Schutz stehende Corrodi-Haus zu beleben, stiess am Donnerstagabend auf offene Ohren. Das Postulat von Annina Annaheim fand bereits im Vorfeld der Debatte parteiübergreifend Unterstützung. Unterzeichnet wurde es von sämtlichen Mitte-Links-Parteien.

« Dass die Stadt Kulturförderung betreiben will, haben wir jüngst in der Gemeindeordnung verankert. » 
Gemeinderat Kilian Meier (CVP)

Annaheims Idee, im Haus dereinst sowohl Kleinbühnenkunst als auch Vereinsaktivitäten anzusiedeln und damit die ganze kulturelle Bandbreite abzubilden, überzeugte CVP-Gemeinderat Kilian Meier. « Dass die Stadt Kulturförderung betreiben will, haben wir schliesslich jüngst in der Gemeindeordnung verankert. »  Um dies in einer Stadt wie Illnau-Effretikon umzusetzen, brauche es wohl aber einen kleinen Anstoss. « Und wenn es nur das Bereitstellen einer Plattform ist. »

Auch ZHAW interessiert

Nicht zuletzt habe auch die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften Gefallen an dem Postulat gefunden, wie Annaheim in ihrem Votum betonte. Diese entwickle ein Projekt für Parterrenutzungen in Agglomerationen, das von Effretikon und von der Eigentümerin der Liegenschaft, die Genossenschaft Habitat 8000, unterstützt werde.

Der Support auch ausserhalb der politischen Ränge vermochte die bürgerliche Ratsseite aber nicht umzustimmen. Zwar würde man die Idee von mehr Kulturräumen unterstützen, sagte etwa Hansjörg Germann (FDP). « Doch es stellt sich die Frage, ob der Bedarf dafür heute wirklich gegeben ist. »   Die FDP-JLIE-BDP-Fraktion wollte das Postulat deshalb nicht unterstützen.

« Es kann nicht Sinn und Zweck einer Umnutzung sein, dass wir günstigen Wohnraum vernichten. »
Gemeinderat Roland Wettstein (SVP)

Roland Wettstein (SVP) sorgte sich um die Bewohner des Corrodi-Hauses, welche an einer idealen Lage wohnten. « Es kann nicht Sinn und Zweck einer Umnutzung sein, dass wir günstigen Wohnraum vernichten. »

Letztlich mochte aber auch der Einwand von Michael Käppeli (FDP), wonach die Stadt nach gescheitertem Kauf des Corrodi-Haus nicht durch die Hintertüre als Mieterin antreten könne, nicht weiter verfangen. Kilian Meier konterte, dass selbst die Eigentümerin der Liegenschaft einem Austausch nicht abgeneigt sei. Mit knappen 18 zu 17 Stimmen überwiesen die Gemeinderäte das Postulat nach angeregter Diskussion letztlich. Damit hat der Stadtrat nun ein Jahr Zeit, um mit der Eigentümerin eine öffentliche, kulturelle Nutzung des Corrodi-Hauses zu prüfen.
 

Die Beschlüsse des Grossen Gemeinderates

-Der Antrag des Stadtrates betreffend eines Planungskredites für die Schulraumerweiterung Eselriet wurde einstimmig genehmigt.
-Der Antrag des Stadtrates betreffend 5. Rahmenkredit für die Stadtentwicklung wurde einstimmig genehmigt.
-Dem Antrag des Stadtrates auf Fristerstreckung im Postulat betreffend Foxtrail auf dem Gemeindegebiet Illnau-Effretikon wurde einstimmig stattgegeben.
-Das Postulat betreffend Diskriminierung von Motorradfahrern in Effretikon wurde beantwortet.
-Das Postulat betreffend Begegnungszonen wurde mit 26 zu 9 Stimmen überwiesen.
-Die Interpellation betreffend städtische Auftragsvergabe an ausländische KMU wurde begründet.
-Das Postulat betreffend attraktives Kulturangebot und Gewerbeförderung im Corrodi-Haus wurde mit 18 zu 17 Stimmen überwiesen.
-Die Interpellation betreffend Waldbewirtschaftung, Biodiversität und Naherholung wurde begründet.
-Das Postulat betreffend Erhöhung der Verkehrssicherheit und Reduktion der Umweltbelastung in Illnau-Effretikon wurde mit 26 zu 9 Stimmen überwiesen.
-Das Postulat betreffend Mieterlass für Geschäftsräume wurde mit 22 zu 10 Stimmen überwiesen.
-Das letzte Traktandum, die Motion betreffend Solidaritätsbeitragshöhe ans In- und Ausland, wurde vertagt. (zo)

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