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«Dieses Engagement wird von aussen kritischer betrachtet, als es ist»

Marc Blösch und Raphael Steiner sind eigentlich Coaches beim FC Fehraltorf. Nun wollen sich die beiden mit «Fussball Plus» auch als Personaltrainer einen Namen machen.

Dass sich Raphael Steiner (links) und Marc Blösch beschäftigen sich leidenschaftlich gerne mit dem runden Leder., Nun wollen sich die Fehraltorfer als Personaltrainer einen Namen machen. Im Bild: Marc Blösch., Nebenbei arbeiten beide als Coaches beim FC Fehraltorf. Im Bild: Raphael Steiner.

Seraina Boner

«Dieses Engagement wird von aussen kritischer betrachtet, als es ist»

Eine eisige Bise weht an diesem Samstagnachmittag über den Sportplatz Glattwis in Fällanden, hie und da dringen vereinzelt Sonnenstrahlen durch die dichte Wolkendecke hindurch. Die frostigen Bedingungen scheinen der guten Laune von Marc Blösch allerdings keinen Abbruch zu tun.

«Wir trainieren maximal eine Stunde, damit er nachher noch aufrecht gehen kann», ruft er der Mutter des Juniors, den er gleich durch Hütchenslaloms jagen wird, zu und lacht verschmitzt. Währenddessen bereitet Raphael Steiner auf der anderen Seite des Kunstrasens Übungen für die drei Erstliga-Fussballerinnen vor, die soeben dick eingepackt auf der Glattwis eingetrudelt sind.

Ein eingespieltes Duo

Vor Kurzem haben die Fehraltorfer Blösch und Steiner, die hauptberuflich als Betriebsleiter und Logistiker arbeiten, ihre eigene Marke «Fussball Plus» lanciert, um Fussballerinnen und Fussballer mithilfe von Personaltrainings individuell zu verbessern. «Wir haben schon früh realisiert, dass solche Angebote sehr wirksam sind und wir uns damit ein zweites Standbein aufbauen könnten», sagt Blösch.

Fortan waren er und Steiner damit beschäftigt, Trainingsprogramme für ihr Projekt zu erstellen – «wobei uns auch unsere jahrelangen gemeinsamen Erfahrungen als Fussballer und Mannschaftstrainer zugutekamen», so Blösch. Je nach Spiel- und Altersklasse sowie persönlichen Zielen führen die beiden zum Preis von 40 bis 60 Franken mittlerweile Einzel- und Gruppentrainings in den Bereichen Technik, Taktik und Athletik durch.

«Bei den Frauen fokussieren wir uns heute beispielsweise auf technische Aspekte wie die Ballbehandlung, weil sie gestern Abend einen Match gespielt und entsprechend noch etwas müde Beine haben», so Steiner, während sein Trainerkollege ein paar Meter daneben beobachtet, wie der Junior leichtfüssig Richtung Tor dribbelt.

Loyalität auf dem Prüfstand?

Blösch und Steiner stehen gemeinsam am Spielfeldrand – ein Bild, das man sich primär in Fehraltorf gewohnt ist, trainieren die beiden doch seit September die erste Mannschaft des hiesigen Fussballclubs. Dass sie parallel nun ein eigenes Business aufbauen, aus dem potenziell auch Spieler anderer Vereine Profit schlagen könnten, hat der Vorstand des FC Fehraltorf zur Kenntnis genommen.

«In der Marktwirtschaft würde man wohl von ‹konkurrenzierenden Tätigkeiten› sprechen», sagt Clubpräsident Sandro Santostefano auf Anfrage. «Aber wir haben mit den beiden eine Vereinbarung getroffen, wonach sie keine Spieler von gegnerischen Vereinen trainieren werden.» Er sei sich zudem sicher, dass der FCF ebenfalls von Blöschs und Steiners Doppelmandat profitiere, brächten diese ihre Fachkompetenzen doch auch im Training der ersten Mannschaft und im Nachwuchsbereich ein.

Es sei ohnehin eine Frage des Respektes, keine Fussballer anderer Vereine abzuwerben, pflichtet Blösch dem bei. «Von aussen wird dieses Engagement kritischer betrachtet, als es wirklich ist», so der dreifache Familienvater.

Alles für die Mannschaft

Auch wenn sie damit derzeit «noch nicht das grosse Geld verdienen», sind die beiden Fehraltorfer von ihrer neuen Geschäftsidee überzeugt. «Wir können viel spezifischer auf die einzelnen Spielerinnen und Spieler eingehen, als dies in einem Mannschaftstraining der Fall ist, weil dort das Teamgefüge im Vordergrund steht», sagt Blösch.

Das heisse aber nicht, dass man Egomanen heranzüchte. «Je mehr Ballkontakte Spielerinnen und Spieler haben, desto besser werden sie tendenziell auch, desto sicherer wird auch ihr Auftreten und desto grösser ihr Selbstvertrauen.» Einzeltrainings seien angesichts dessen durchaus im Sinne des Kollektivs, erklärt Blösch. Dies wollten sie auch auf dem Platz vermitteln. «Ein guter Fussballer ist einer, der auch seine Mitspieler besser macht.»

Die grauen Wolken über dem Oberland haben sich unterdessen verzogen, die Trainingseinheiten neigen sich dem Ende zu. Ein paar letzte Weitschüsse finden den Weg ins Tor. Der Blick der beiden Coaches ist bereits nach vorne gerichtet: Bald dürfte der Meisterschaftsbetrieb wieder aufgenommen werden.

«Dann möchten wir uns die Matches unserer Fussballerinnen und Fussballer anschauen, um uns noch ein ganzheitlicheres Bild von der Person zu machen», sagt Blösch, um sogleich anzufügen: «Unser Fokus gilt aber weiterhin voll dem FC Fehraltorf.» Die Arbeit rund um das runde Leder wird ihnen so schnell jedenfalls nicht ausgehen. (Léonie Eggli)

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