Dem Brautpaar ein schönes Fest ermöglichen
Im Garten einer Villa direkt am See, in einer umgestalteten Scheune auf dem Bauernhof oder gar auf einem Schiff: Statt für eine traditionelle kirchliche Hochzeit entscheiden sich immer mehr Paare für eine freie Trauung und geben sich an speziellen Orten oder vor einer malerischen Kulisse das Jawort. Die Nachfrage nach freien Zeremonien ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Es sei sogar ein regelrechter Boom, sagt Edi Baumann.
Der Ustermer arbeitet seit sechs Jahren als freier Trauredner und durfte in dieser Zeit schon bei vielen Hochzeiten die Zeremonie leiten. Die steigende Anzahl freier Trauungen erklärt er sich dadurch, dass immer mehr junge Leute konfessionslos sind und sich eine Hochzeit wünschen, wie sie einem Hollywood vor Augen führt. «Eine freie Zeremonie ist frei von Religion, aber genauso feierlich, und dabei steht das Paar im Mittelpunkt und nicht Gott.»
Beratend zur Seite stehen
Zu seiner Beschäftigung als Trauredner kam Baumann, der eine Schauspielausbildung absolvierte und Rhetorik-Dozent ist, durch einen Freund seines Sohnes. Dieser habe ihn angefragt, ob er bei seiner Hochzeit die Zeremonie durchführen könne. «Als Schauspieler hatte ich Erfahrung mit dem Auftreten vor Leuten, weshalb ich zusagte. Es gefiel mir dann dermassen gut, dass ich bald darauf eine weitere Trauung übernahm», sagt Baumann, der mittlerweile auch bei Abdankungen und Taufen spricht.
Aber Hochzeiten haben es dem 64-Jährigen besonders angetan. Denn seit 2019 organisiert er auch die Hochzeitsmesse «Wedding Emotion» im Ritterhaus Bubikon. «Hochzeiten sind etwas Wunderschönes. Es ist der schönste Tag des Brautpaars, und als Trauredner habe ich die Ehre, mit meiner Zeremonie den Tag zusätzlich zu umrahmen.»
Baumanns Aufgabe als Zeremonienleiter beginnt aber schon lange vor dem Hochzeitstag. Nämlich dann, wenn ein werdendes Ehepaar sich mit ihm in Kontakt setzt. Dabei gehe es zunächst einmal darum, einander kennenzulernen und zu schauen, ob es passt. Durch die hohe Nachfrage nach freien Zeremonien gibt es mittlerweile auch viel mehr Leute, die solche anbieten. «Es kommt daher oft vor, dass sich ein Paar mit mehreren Rednerinnen und Rednern trifft und erst dann eine Entscheidung fällt», sagt Baumann.
Ist die Entscheidung gefallen, geht es an die Besprechung. Üblich sind jeweils zwei Treffen vor der Zeremonie. Dabei können die zukünftigen Eheleute auch schon in einem relativ frühen Stadium der Planung zu Baumann kommen. «Durch meine Erfahrung aus dem Event-Management kann ich ihnen bei fast allem helfen. Ob Location, Musik oder Blumen – da ist bei mir über die Jahre ein grosser Fundus zusammengekommen.» Aber auch wenn er dem Paar mit Tipps und Ideen gerne zur Seite stehe, sei er kein Wedding-Planer, stellt Baumann klar.
Ein überzeugendes Schlechtwetterprogramm
Habe man sich für eine freie Zeremonie entschieden, sei die Wahl des Veranstaltungsorts besonders wichtig, ist Baumann überzeugt. «Wenn man schon die Möglichkeit hat, frei zu wählen, sollte man auch etwas Schönes aussuchen.» Dabei muss es nicht immer die teuerste Lokalität sein. Auch eine Trauung auf einem Bauernhof, an einem See oder in den Bergen kann ein unvergessliches Erlebnis bieten.
«Speziell in Erinnerung geblieben sind mir eine Zeremonie vor der Eigernordwand unter strahlend blauem Himmel oder eine Hochzeit auf der kroatischen Insel Hvar, die auf einer Terrasse über dem Meer stattfand», sagt Baumann. Aber auch an etwas speziellere Trauungen denkt er gerne zurück, als er etwa im Eishockeystadion der SC Rapperswil-Jona Lakers mit Schlittschuhen auf dem Eis stand und die Braut auf der Eismaschine hineingefahren wurde oder als bei einer anderen Hochzeit die Braut über ein weites Feld auf einem Pferd angeritten kam.
Was bei der Wahl der Location auf keinen Fall vergessen werden darf, ist das Schlechtwetterprogramm. «Damit es keine Enttäuschungen gibt, muss dieses genauso befriedigend sein wie die ursprüngliche Idee», sagt Baumann und hakt bei diesem Punkt bei den Paaren immer gründlich nach.
Ein weiterer Aspekt, bei dem oft seine Hilfe in Anspruch genommen wird, ist die zeitliche Planung. Vielfach werde für Apéros nach der Zeremonie zu viel Zeit eingeplant. «Wenn die Gäste im Hochsommer während dreier Stunden Bier oder Wein trinken, dann sind die Leute am Abend oft schon müde, und das kann sich negativ auf das Fest auswirken.»
Humor gehört dazu
Ein schönes Fest zu ermöglichen, das ist denn auch das Hauptziel Baumanns. Ein Fest, dessen Mittelpunkt die Zeremonie darstellt. Diese besteht meistens aus dem Einzug der Braut, einem Einstieg mit einem anschliessenden persönlichen Abschnitt, und am Schluss folgt der emotionale Teil mit dem Ringtausch, dem Versprechen und dem Kuss. Es können auch weitere Elemente hinzugefügt werden und die Fixpunkte in ihrer Ausführung variieren. «Es gibt keinen Druck, keinen Zwang, und es läuft am Ende so ab, wie sich das Paar das wünscht», sagt Baumann.
So gibt es etwa beim Einzug verschiedene Varianten, und auch Überraschungen von Trauzeugen oder Familienmitgliedern können eingebaut werden. Beim persönlichen Teil stehen die Braut, der Bräutigam und die Beziehung des Paars im Fokus. Dort wird etwa erzählt, wie sich die beiden kennengelernt haben, was sie aneinander schätzen oder was sie als Paar ausmacht. Baumann ist es ausserdem wichtig, dass die Trauung humorvolle Elemente enthält und die Hochzeitsgesellschaft auch mal schmunzeln oder lachen kann. «Ich gebe dem Brautpaar jeweils auch immer ein kleines Präsent und etwas Besinnliches mit auf den Weg. Denn nach 36 Jahren Ehe weiss ich ziemlich genau, was eine gute Ehe ausmacht», sagt Baumann und lacht.