Wetziker Band sucht in der Corona-Krise nach neuen Wegen
Ihre Konzerte spielen sie normalerweise überall. Auf Kleintheaterbühnen und an Hochzeiten, in besetzten Häusern oder im französischen Konsulat: Die Wetziker Band Zéphyr Combo um Geert Dedapper und seine Lebens- und Bühnenpartnerin Esther Nydegger musiziert seit ihrer Gründung 2012 auf allen erdenklichen Bühnen im In- und Ausland. Ihren eigenen Mix aus französischen Chansons und Gipsy-Klängen haben sie bereits an hunderten Konzerte gespielt.
«Wir müssen 100 verschiedene Wege finden, um durch diese Zeit zu kommen.»
Doch dann kam Corona: «Wir kämpfen gerade etwas ums finanzielle Überleben, über lange Zeit konnten wir gar nichts machen», sagt Dedapper. Nun wollen sie das Beste aus der schwierigen Situation machen. «Wir müssen 100 verschiedene Wege finden, um durch diese Zeit zu kommen.» Und jetzt, wo sich wieder bis zu 15 Leute draussen treffen können, bestehe die Möglichkeit, etwas auf die Beine zu stellen. «Keine Konzerte im klassischen Sinn natürlich, dafür im kleinen Rahmen.»
Im Garten oder auf dem Balkon
Garten- und Balkonkonzerte schweben Dedapper und Nydegger vor, die bei dieser Gelegenheit im Duo spielen, und diese Konzerte via Crowdfunding an die Öffentlichkeit bringen wollen. Den Verdienst wollen sie für einfache Videoclips und allenfalls die bevorstehende Albumproduktion verwenden: Acht neue Songs hat die Band in den Startlöchern.
Unter dem Motto «Gartenmusik für Videoclips» können Interessenten Gutscheine für die Minikonzerte unter freiem Himmel erstehen. Wobei verschiedene «Menüs» zur Auswahl stehen: Für das Menü «Gartenmusik bei euch», holt man sich die Zéphyr Combo zu sich in den Garten, alternativ kann man auch «Gartenmusik bei uns» wählen, wobei Dedapper und Nydegger ein Konzert im eigenen Garten veranstalten.
Wer die Band zu sich nach Hause holen will, muss mindestens 12 Personen finden, die im Durchschnitt je 50 Franken sponsern. Ein Besuch bei der Zéphyr Combo gibt es ab mindestens 10 Personen, die 50 Franken beisteuern. Dedapper sagt: «Wir wollten schauen, ob Leute das Bedürfnis haben, wieder Livemusik zu hören.» Ein Konzert sei bereits konkret abgemacht, bei einem anderen müsse noch ein Datum festgelegt werden. «Wenn wir nur vier bis fünf Konzerte spielen können, reicht uns das für die Produktion von zwei bis drei Videoclips. Und die sind wichtig, um aktuell und im Gespräch zu bleiben», sagt der Musiker.
Als Hilfe zur Selbsthilfe beschreibt Dedapper ihre Eigeninitiative. Die Ausfallentschädigung des Kantons, die sie im Dezember erhalten hätten, sei zwar eine grosse Hilfe. Aber sie seien nicht Musiker geworden, um Bürodossiers zu schreiben und Geld zu erhalten, für Konzerte, die sie nicht gespielt haben. «Verstehen Sie mich nicht falsch: Wir sind froh um die Unterstützung des Kantons. Aber wir wollen auch spielen. Darum geht es.»
Die Ausfallentschädigung habe ihnen geholfen, für die nächste Zeit über die Runden zu kommen. «Denn es gab eine Zeit, in der wir Angst hatten, die Rechnungen nicht mehr bezahlen können.» Es bleibe eine Gratwanderung, sagt Dedapper. Er hat inzwischen auch angefangen, mehr zu unterrichten, um die finanzielle Last etwas zu lindern.
Weitere Ideen
Und noch eine weitere Idee haben sie bereits im Köcher. Für den Sommer, wenn sich vielleicht wieder mehr als 15 Menschen draussen an einem Ort versammeln dürften, wollen sie Gemeinden für Konzerte auf öffentlichen Plätzen anfragen. «Wir würden alles mitbringen und ein Konzert an belebten Plätzen spielen. Das kann an einem Markt sein oder an einem Seeufer.» Eine organisierte Form von Strassenmusik, nennt es Dedapper. Denn viele Veranstalter würden wegen der unsicheren Lage abwarten und vorerst keine Konzerte für den Sommer buchen. Das bekommen die Musiker zu spüren. «Vielleicht ist es eine Schnapsidee. Vielleicht nicht. Wir müssen einfach Dinge ausprobieren.»
« Auf diese Art versuchen wir als Musiker nicht einzuschlafen, es ist gut für unsere Energie und Motivation.»
Dedapper beschreibt das Berufsverbot als erdrückend. Im Kampf gegen die Lethargie habe es immerhin geholfen, sich auf neue Aufnahmen konzentrieren, wenigstens die Mitmusiker zu treffen. «Das sind zwar Strohhalme, aber für uns wichtige Strohhalme. Auf diese Art versuchen wir als Musiker nicht einzuschlafen, es ist gut für unsere Energie und Motivation.»
Wer Interesse am Kauf eines Gutscheines für ein privates Balkon- oder Gartenkonzert hat, kann sich unter dem Titel «Sponsoring» via Email gdedapper@gmail.com melden.