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Was macht der Eisvogel im Winter?

Im Flachland liegt bereits seit geraumer Zeit eine dicke Schneedecke. Die kalte Jahreszeit erschwert einigen Vogelarten die Nahrungssuche. Zum Beispiel dem Eisvogel oder dem Mäusebussard.

Der Eisvogel kann seine Beute bei gefrorenem Gewässer nicht mehr jagen., Der Turmfalke weicht bei Nahrungsknappheit auf die Vogeljagd aus., Der Rotmilan gehört während des Winters eigentlich nicht in die Schweiz.

Symbolfoto: René Rufer

Was macht der Eisvogel im Winter?

Wie ein kleiner Pfeil schiesst der Eisvogel normalerweise ins Wasser, um seine Beute zu fangen. Die auch an der Töss vorkommende Vogelart ernährt sich ausschliesslich aus und an Gewässern, zum Beispiel von Fischen, Wasserinsekten sowie Kaulquappen.

Der Eisvogel mag kein Eis

Harte Winter können deshalb gefährlich werden für den kleinen Vogel. Gefriert sein Beuterevier, steht der Eisvogel vor einer Futterknappheit – und dies trotz «Eis» im Namen. Dieser stamme von seinem blau- und türkisfarbenen Gefieder, erklärt Andreas Lischke, Leiter der Greifvogelstation in Berg am Irchel. Anders als sein Name vermuten lasse, möge er die Kälte aber nicht.

«Gefrieren Gewässer über eine längere Zeit, verhungern viele Eisvögel » , sagt Lischke. Nebst natürlicher Kälte führen ausserdem zunehmende Uferrodungen bei Teichen zu Eisbildungen. « Vegetation schützt vor Frost. Je weniger Pflanzen an einem Uferrand leben, desto schneller kann ein Teich zufrieren und den Vögeln eine Nahrungsnot bereiten » , sagt Lischke weiter.

«Der Grossteil der betreuenden Vögel leidet an Unterernährung.»

Andreas Lischke, Leiter Greifvogelstation in Berg am Irchel

Begradigungen von Flüssen wie der Töss belasten den Lebensraum der blauen Tiere zusätzlich. « Eisvögel bauen ihre speziellen Brutnischen in das Bord der Flussufer hinein » , so Lischke. Bodenverdichtungen und -versiegelung sowie begradigte Flüsse führen viel schneller zu Hochwasser als natürliche Gewässer. Dies sei besonders im Frühling während der Brutzeit kritisch, wenn das Wasser ihre Nischen ausspülten. « Der Eisvogel kann zwar drei Bruten im Jahr zeugen. Doch bei häufigen Regenfällen sind dann auch diese bedroht. »

Nahrungsknappheit bei Greifvögel

Nebst den Eisvögeln sehen sich auch Greifvögel mit der winterlichen Nahrungsknappheit konfrontiert. Die dicke Schneedecke verdeckt Mäuse, welche sich nun Tunnels im Schnee graben und so unter der Oberfläche versteckt bleiben. Das ist ein grosses Problem für Mäusebussarde.  « Sie ernähren sich hauptsächlich von Mäusen und anderen kleinen Nagetieren. Diese Nahrungsquellen fallen bei starkem Schneefall alle weg » , erzählt der Leiter der Greifvogelstation.

In solchen Notzeiten können zum Beispiel die Turmfalken, welche sonst hauptsächlich Mäuse jagen, auf die Vogeljagd zurückgreifen. Oft jagen sie dabei Singvögel wie Spatzen. Da sich die Singvögel häufig in der Nähe von Siedlungen aufhalten, müssen sich auch die Turmfalken nahe an die Häuser wagen. Dies führt häufig dazu, dass sie in Fensterscheiben fliegen.

«In der Schweiz ist es zur Kultur geworden, Rotmilane und Vögel allgemein durchzufüttern.»

Andreas Lischke

Lischke und sein Team betreuen zurzeit 60 Tiere auf ihrer Station. «Der Grossteil der Vögel leidet an Unterernährung», sagt der Leiter. Viele der hungernden Vögel sind Mäusebussarde. «Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation. An einem Wochenende wurden 40 Vögel eingeliefert.» Trotz schneller Betreuung und baldiger Freilassung ist die Kapazität bei der Station in Berg am Irchel für weitere Vögel knapp.

Spezialfall Rotmilan

Doch nicht alle Vogelarten sind von diesem Problem betroffen. So leiden Rotmilane, anders als Mäusebussarde, während des Winters nicht an Hunger. Ihre Situation in der Schweiz sei aber sehr speziell, sagt Lischke. «Denn diese Vogelart gehört während des Winters eigentlich nicht in die Schweiz. Sie fliegt normalerweise in den Süden.» Jedoch bleiben geschätzt 4000 Tiere in dieser Jahreszeit hier.

Der Grund dafür sei die flächendeckende Fütterung dieser Vögel. Im Gegensatz zum Mäusebussard hat der Milan keine Scheu vor Siedlungen und Menschen und nimmt so die menschliche Fütterung an. «In der Schweiz ist es zur Kultur geworden, Rotmilane und Vögel allgemein durchzufüttern», sagt Lischke.

Hunger im Sommer

Dadurch gäbe es im Winter zwar weniger Hungersopfer unter diesen Vögeln. Doch das Problem verlagert sich dann einfach in den Sommer. « Viele Rotmilane leiden in sehr heissen und trockenen Sommern an Hunger » , erklärt Lischke.

Dafür gebe es einen klaren Grund: «Die Menschen, welche die Vögel füttern, gehen in die Ferien. Dadurch stehen die Tiere vor einer Nahrungsknappheit, da bei extremer Trockenheit auch die natürliche Beute der Rotmilane, wie Regenwürmer, Grossinsekten und Mäuse, nicht zur Verfügung stehen.»

Tipps fürs Vogelfüttern

  • Auf die Sauberkeit des Futters achten.
  • Fleisch für Greifvögel in kleine Stücke schneiden, jede Fleischsorte ist angemessen.
  • Keine zu grossen Mengen bereitstellen, damit diese schnell weggefressen werden und nicht gefrieren und Füchse anlocken.
  • Auf Verständnis der Nachbarschaft achtgeben.

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