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Wetziker Demenzheim kämpft mit verheerendem Corona-Ausbruch

In der «Sonnweid» in Wetzikon wütet das Coronavirus. In nur drei Wochen hat sich beinahe jeder zweite Heimbewohner und jeder sechste Mitarbeiter angesteckt. Eine Entspannung ist nicht in Sicht.

«Wie bei einem Domino-Spiel»: In der «Sonnweid» haben sich innert dreier Wochen reihenweise Bewohner und Mitarbeiter infiziert.

Foto: Seraina Boner

Wetziker Demenzheim kämpft mit verheerendem Corona-Ausbruch

Die Lage ist dramatisch. Von 167 Bewohnern des Heims Sonnweid sind in den vergangenen drei Wochen 70 positiv auf das Coronavirus getestet worden. Betroffen sind gemäss Heimleiterin Petra Knechtli mehrere Abteilungen. Erst habe man versucht, den Ausbruch einzugrenzen. Dennoch sei das Virus auf andere Stationen übergesprungen. « Das geht rasant. Es ist wie bei einem Domino-Spiel», sagt Knechtli.

Stand Mittwoch sind neun mit dem Virus infizierte Bewohner verstorben. « Teilweise waren sie sehr geschwächt von Vorerkrankungen», so die Heimleiterin. Sie könne deshalb nicht sagen, was am Ende genau die Todesursache war.

Das Demenz-Zentrum ist nach dem Alterswohnheim Am Wildbach bereits die zweite Senioren-Einrichtung in Wetzikon, die vom Coronavirus heimgesucht wird.

Viele werden rückfällig

Stark betroffen sind auch die Mitarbeiter der «Sonnweid». Derzeit haben sich 55 von 300 Angestellten infiziert. Diese Ausfälle zu kompensieren sei « wahnsinnig schwierig», sagt Knechtli. « Wir müssen die Einsatzpläne von einem Tag auf den andern wieder anpassen.»

« Die Situation ist sehr herausfordernd.»

Petra Knechtli, Heimleiterin

Zudem habe sich gezeigt, dass zehn Tage für die Überwindung der Krankheit nicht ausreichten. « Die meisten fallen länger aus. Viele werden auch rückfällig und bekommen nochmals Fieberschübe», sagt Knechtli. Derweil machten sich die noch gesunden Mitarbeiter Ängste und Sorgen um sich und ihre Familien. « Die Situation ist sehr herausfordernd.»

Feriensperre für Mitarbeiter

« Die Sorgen und Ängste sind für uns etwas sehr Zentrales», sagt Knechtli. Die Leitungen unterstützten die Stationen nach Kräften und zeigten ihnen, wie sie sich schützen können. « Wir wollen ihre Sorgen verstehen und machen das Möglichste an Schutzmassnahmen. Es bleibt aber natürlich ein Restrisiko.»

Da das Heim nur über einen kleinen Springer-Pool verfügt, versucht man die Ausfälle mit Feriensperren aufzufangen. Ausserdem wurden Mitarbeiter mit einem niedrigeren Pensum gebeten, mehr zu arbeiten. Im Gegensatz zu einigen Schweizer Spitälern kommen laut Knechtli in der Sonnweid bis anhin aber keine Mitarbeiter zum Einsatz, die positiv getestet wurden.

Besuche stark eingeschränkt

Die Sonnweid spezialisiert sich seit über 30 Jahren auf die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz. Die Bewohner könne man aufgrund ihrer Erkrankung nicht über das Verständnis erreichen, sagt Knechtli. « Sie verstehen nicht, warum sie im Zimmer bleiben sollen. Das kann zu Unruhe führen.»

« Bei der Menge an Infizierten sind die Reserven schnell aufgebraucht.»

Petra Knechtli, Heimleiterin

Zwar gibt es derzeit kein generelles Besuchsverbot wie im Frühling, die Besuche wurden aber stark eingeschränkt. Erlaubt ist nur noch eine Person pro Besuch und das nur bei Bewohnern von Stationen in denen es keine Infizierten gibt. Die Treffen finden aber nicht auf der Station statt, sondern in den Cafeterias, unter Einhaltung von Schutzmassnahmen.

Engpässe beim Material

Eine Entspannung der Lage ist laut Knechtli derzeit nicht in Sicht. Zwar gebe es auf gewissen Stationen Anzeichen für eine Durchseuchung. « Dafür beginnt es dann wieder auf anderen Stationen.»

Verschärfend hinzu komme, dass es bei den Schutzmaterialien bereits wieder Lieferengpässe gebe. Davon betroffen seien auch grosse Lieferanten. « Das Material tröpfelt nur so rein», sagt die Heimleiterin. Ausserdem stelle sie unglaubliche Preisanstiege fest. « Da wird jemand reich.»

Zwar habe man in der Sonnweid nach der ersten Welle Reserven gebildet. « Bei der Menge an Infizierten sind die aber schnell aufgebraucht.»

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