Abo

Politik

Texaid-Container sorgt für Unmut in Bertschikon

Eine Altkleider-Sammelbox mitten auf dem Dorpflatz sorgt in Bertschikon für Gesprächsstoff. Die Gemeinde prüft «allfällige Optimierungen.»

Hässlich oder kein Problem? Die Bertschiker streiten sich über diesen Texaid-Container.

Foto: Christian Merz

Texaid-Container sorgt für Unmut in Bertschikon

Von Ästhetik hat Roman Grazioli eine Ahnung. Der 77-jährige Bertschiker ist Designer und Architekt. Deshalb stach ihm der Texaid-Sammelcontainer, der kürzlich auf dem Dorfplatz in Bertschikon installiert wurde, sofort ins Auge.

«Der Dorfplatz von Bertschikon wurde mit diesem hässlichen Möbel vollends verunstaltet », sagt er. «Die Gemeinde hat das fantasielos gehandhabt.»

Kritik an Standort

Bis anhin wurde in Gossau eine Altleidersammlung durchgeführt. Seit zwei Wochen steht nun die Box auf dem Dorfplatz Bertschikon. Das kommerzielle Unternehmen für Altkleiderverwertung betreibt in der gesamten Schweiz über 6500 Container.

«Das Ding ist hässlich»

Ramon Grazioli, Designer aus Bertschikon

Diese sind Teil des Entsorgungskonzeptes von Gemeinden, denn die Textilsammlung gehört für Gemeinden zu den Pflichtsammlungen.

Unterstützung auf Social Media

Die Sammelbox für Kleider wurde gleich neben den Behältern für Glas, Aluminium und Batterien aufgestellt. «Diese sind designtechnisch in Ordnung», sagt Grazioli. «Aber diese bunt beklebte Box passt da überhaupt nicht hin.»

Seiner Meinung nach hätte man den Standort sorgfältiger wählen können. «Die Bauämter sind so empfindlich, wenn Private in ihren Gärten irgendetwas ändern oder anbauen», sagt er. «Gleichzeitig stellt die Gemeinde mitten auf den Dorfplatz so einen Container. Ich verstehe das nicht.»

«Schön ist sie definitiv nicht»

Andreas Wunderlin, Präsident Dorfverein Bertschikon

Auf Social Media bekommt Grazioli Zuspruch, aber auch Kritik. « Haben wir sonst keine Probleme?! », schreibt eine Gossauerin in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo GossauZH wenn…» und ein anderer findet: «Ist nachhaltig, wo liegt das Problem? »

Gegen Nachhaltigkeit hat Grazioli nichts.  «Aber auch nachhaltige Dinge können freundlich gestaltet sein », sagt er. « Das Ding ist hässlich. »

Dorfverein ging von temporärer Box aus

Andreas Wunderlin, Präsident des Dorfvereins Bertschikon, stimmt Grazioli zu. Er wohnt gleich neben dem Dorfplatz. «Aus dem Homeoffice sehe ich die Box täglich», sagt er. «Ich würde zwar nicht so weit gehen und sagen, dass es eine Verschandelung des Dorfplatzes ist. Aber schön ist sie definitiv nicht.»

« Allfällige Optimierungen werden noch geprüft »

Thomas-Peter Binder, Gemeindeschreiber Gossau

Er sei aber bisher davon ausgegangen, dass dieser nur temporär aufgestellt worden sei. Denn auch er ist der Meinung, dass es geeignetere Standorte gibt. «Beispielsweise zwischen dem Bushäuschen und dem Veloständer.

Den Sammelcontainer hat Texaid mit Erlaubnis der Gemeinde aufgestellt, sagt Thomas-Peter Binder, Gemeindeschreiber von Gossau. Und zwar nicht temporär.

Container statt Strassensammlung

« Seit vielen Jahren sammelte der Samariterverein Gossau die Textilien im Auftrag von Texaid und Telltex », sagt er. « Beide haben beschlossen, keine Strassensammlungen mehr entgegenzunehmen. Deshalb ist der Samariterverein an die Gemeinde gelangt. »

Nach Rücksprache mit dem Gemeinderat und der Gemeindeverwaltung habe man die Texaid-Container auf dem Dorfplatz installiert.

Das Ganze habe schnell gehen müssen. « Aufgrund der sehr kurzfristigen Umstellung bei der Kleidersammlung durch die Texaid, setzten wir alles daran, dass auch künftig Kleider gesammelt werden können », sagt Binder. Daher habe man rasch nach geeigneten, zentralen Standorten gesucht.

« Es macht Sinn, die Container bei den Unterflursammelstellen aufzustellen. So kann die Bevölkerung verschiedene Güter am gleichen Ort entsorgen. »

F ür ältere oder nicht motorisierte Personen sei es ein Vorteil, wenn sie Textilien auch im eigenen Dorfteil und nicht nur in Unterottikon in der Hauptsammelstelle entsorgen könnten.

Zum Vorwurf, der Container verunstalte den Dorfplatz sagt Binder: « Allfällige Optimierungen werden noch geprüft. »

Abo

Möchten Sie weiterlesen?

Liebe Leserin, lieber Leser

Nichts ist gratis im Leben, auch nicht Qualitätsjournalismus aus der Region. Wir liefern Ihnen Tag für Tag relevante Informationen aus Ihrer Region, wir wollen Ihnen die vielen Facetten des Alltagslebens zeigen und wir versuchen, Zusammenhänge und gesellschaftliche Probleme zu beleuchten. Sie können unsere Arbeit unterstützen mit einem Kauf unserer Abos. Vielen Dank!

Ihr Michael Kaspar, Chefredaktor

Sie sind bereits Abonnent? Dann melden Sie sich hier an

Digital-Abo

Mit dem Digital-Abo profitieren Sie von vielen Vorteilen und können die Inhalte auf zueriost.ch uneingeschränkt nutzen.

Sind Sie bereits angemeldet und sehen trotzdem nicht den gesamten Artikel?

Dann lösen Sie hier ein aktuelles Abo.

Fehler gefunden?

Jetzt melden.