Schule Dübendorf bekommt «Luxuslösung» mit Abstrichen
Brauchen bereits Kindergärtler Tablets? «Digitale Geräte haben im Kindergarten nichts zu suchen», sagte Gemeinderat Paul Steiner (SVP) an der gestrigen Sitzung des Parlaments. Es sei kein Bildungs- und Entwicklungsrückstand zu befürchten, wenn Vier- bis Sechsjährige ohne Tablet auskommen müssten. Das ist auch die Meinung einer Minderheit der Geschäfts- und Rechnungsprüfungskommission (GRPK), die eine Streichung beantragte.
Mit Tablets Lehrer finden
Der Budgetposten «Tablets für den Kindergarten» ist Teil des Investitionskredits für die Aufrüstung der Informations- und Kommunikationstechnologie an der Primarschule, über den der Gemeinderat am Montag debattierte. 2,45 Millionen Franken sind für diverse Neuanschaffungen vorgesehen, unter anderem eben für den Kindergarten.
Schulpräsidentin Susanne Hänni (GLP/GEU) hielt fest, man sei mit vier Geräten pro Klasse bereits unter der Empfehlung des Bildungsrats. Es handle sich auch lediglich um eine Ergänzung des Unterrichts. Zudem sei es zunehmend schwierig, ohne digitale Infrastruktur genügend Lehrkräfte zu finden.
Und die Bildschirmzeit?
Gemeinderat Theo Zobrist (SP) wies darauf hin, dass digitale Hilfsmittel lernschwachen Kindergärtlern und Kindern aus bildungsfernen Familien enorm helfen könnten. Stefan Angliker (FDP) schränkte jedoch ein, es reiche auch ein Gerät pro Klasse.
«Im Militär muss auch niemand sein Gewehr teilen.»
Oliver Kellner (Grüne), Gemeinderat
Ebenso Valeria Rampone (GLP/GEU), die einen entsprechenden Antrag einer Minderheit der GRPK unterstützte. «Ich kann das Misstrauen verstehen, man will die Bildschirmzeit für Kinder ja möglichst gering halten.» Tablets seien aber ein wirkungsvolles Werkzeug, das etwa das logische und ganzheitliche Denken schule. Am Ende einigte man sich auf ein Tablet pro Kindergartenklasse.
Teilen oder nicht teilen
Ursprünglich hatte die Schulpflege geplant gehabt, alle Kinder der Mittelstufe mit Notebooks auszurüsten. Die GRPK hingegen wollte die günstigeren Tablets. Bildungsvorsteherin Hänni zeigte sich kompromissbereit. Man habe sich aufgrund der Kritik nochmals mit allen zusammengesetzt und könne die Änderung unterstützen. Die daraus resultierende Einsparung: 90000 Franken.
Der grösste Brocken mit einem Sparpotenziell von 480000 Franken war die Frage: Soll in der Mittelstufe jeder Schüler ein Gerät haben, oder sollen sich zwei eines teilen? Für Letzteres setzte sich Gemeinderat Steiner ein. Die Schule schiesse mit dieser «Luxuslösung» weit über die Empfehlungen des Kantons hinaus. Das sei alles eine Frage der Organisation, und so lernten die Kinder, ein Gerät sorgfältig zu behandeln.
Der Gewehr-Vergleich
Hänni versuchte glaubhaft zu machen, dass viele Gemeinden ebenso wie Dübendorf auf eine sogenannte 1:1-Ausrüstung setzten. Denn mit geteilten Geräten würde es schwierig, die Vorgaben des Lehrplans 21 zu erfüllen. Unterstützung gabs von Oliver Kellner (Grüne), der die Sparmassnahme als «Blödsinn» abtat. In der Schule habe auch jedes Kind sein eigenes Pult, «und auch im Militär muss niemand sein Gewehr teilen». Die Ratsmehrheit teilte seine Ansicht.
Am Ende reduzierte sich der Kredit auf 2,27 Millionen Franken. Er wurde vom Gemeinderat, wenn auch mit vielen Enthaltungen, deutlich angenommen. Das letzte Wort hat das Volk.