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Politik

«Jetzt geht es ans Eingemachte»

Mit dem grossangelegten Projekt Stadtraum Uster 2035 plant die Stadt Uster ihre Zukunft. Nun steht die heisse Phase bevor.

Stadtplaner Patrick Neuhaus erklärt anlässlich eines Stadtspaziergangs das Projekt «Stadtraum Uster 2035», Neuhaus glaubt, dass die Diskussionen nun «technischer und politischer, aber nicht kontroverser» werden., Verterter von Usters «bürgerlichen Oppositon», vor allem in Verkehrsfragen: Gemeinderat Markus Ehrensperger (SVP).

Christian Merz (Archiv)

«Jetzt geht es ans Eingemachte»

Eigentlich ist der Ustermer Politbetrieb durchaus für eine gewisse Streitlust bekannt. Wenn es aber um die grosse Frage geht, wie die Stadt Uster der Zukunft aussehen soll, herrschte in der Vergangenheit bemerkenswerte Eintracht: Die Diskussion über das Projekt Stadtraum Uster 2035 (siehe Box) wurde von Politikern verschiedener Couleur als «wertvoll » , « sachlich » und « kollegial» bezeichnet. Der ehemalige CVP-Gemeinderat Wolfgang Harder meinte einst gar, dass die Debatten über das künftige Uster in den so genannten Echoräumen die «besten Diskussionen» gewesen seien, an denen er je teilgenommen habe.

In den besagten Echoräumen wurde das Stadtraum-Projekt in seinen Grundzügen diskutiert. Am Ende dieser ersten Phase stand ein sogenanntes Stadtentwicklungskonzept.

Am Montagmittag fand nun die Startsitzung für die nächste Phase statt. An deren Ende soll eine neue kommunale Richtplanung stehen. Heisst: Aus den Grundsatzüberlegungen von Phase 1 werden konkrete Massnahmen und Vorgaben, die für die Behörden verbindlich sind.

Ein Beispiel: In den Echoräumen hat man sich darauf geeinigt, dass das Ustermer Zentrum verkehrsberuhigt werden soll. In der zweiten Phase, der kommunalen Richtplanung, wird nun ein Verkehrsplan diskutiert. Wo gibt es zum Beispiel Lücken im Velonetz? Welche Massnahmen muss die Stadt treffen, um diese zu schliessen? Am Ende soll dann ein Verkehrsplan als Teil des kommunalen Richtplans stehen.

Es geht um Feedback

In den Echoräumen diskutierten sowohl Vertreter der Politik als auch der Ustermer Zivilgesellschaft über das Uster der Zukunft. In Phase zwei sind nun nur noch jene Politiker dabei, die schon das Stadtentwicklungskonzept diskutiert hatten. In einer sogenannten «Vertretergruppe» wirken die neun Mitglieder der Kommission für Planung und Bau (KPB) sowie Paul Stopper (BPU) als Vertreter der fraktionslosen Parlamentarier (er ist mittlerweile der einzige) mit.

«Die Fragen werden nun zwar technischer und politischer – aber nicht kontroverser.»

Patrick Neuhaus, Ustermer Stadtplaner

«Wie schon in den Echoräumen gehe es auch in der Vertretergruppe darum, bei den Politikerinnen und Politikern ein Feedback einzuholen», sagt der Ustermer Stadtplaner Patrick Neuhaus. Über bestimmte Fragen abgestimmt werden kann auch in der Vertretergruppe nicht. Am Ende wird der Stadtrat einen Entwurf des neuen kommunalen Richtplans ausarbeiten.

Da dieser Entwurf dann aber in den Gemeinderat kommt, werden es am Ende doch die Parlamentarier sein, die das letzte Wort haben. Und: Folgeprojekte der Richtplanung  – zum Beispiel ein neuer Radweg –, werden öffentlich aufgelegt. «Damit ist die Mitsprache der Bevölkerung ebenfalls gewährleistet», so Neuhaus.

Werden Diskussionen nun «anders»?

Ohnehin ist es aber die Idee, den breiten Konsens in Sachen Stadtentwicklung auch in der nun folgenden Etappe beizubehalten. Die Fragen würden nun zwar technischer und auch politischer, «aber nicht kontroverser», wie Neuhaus sagt. «Wir hoffen, dass die breite Akzeptanz für das Projekt Stadtraum Uster 2035 erhalten bleibt.»

«Mit welchen Massnahmen man zum Ziel kommt – darüber gibt es unterschiedliche Ansichten.»

Markus Ehrensperger (SVP), Ustermer Gemeinderat

Von politischer Brisanz sind einige der zu besprechenden Fragen allerdings durchaus: Gerade der Verkehr im Ustermer Stadtzentrum war in den vergangenen Jahren ein Zankapfel. Man denke nur an den Widerstand der Bürgerlichen gegen die autofreien Wochenenden oder die neue Abstellplatzverordnung, die die Stimmbürger im letzten Spätsommer abgelehnt hatten.

Der Ustermer Gemeinderat Markus Ehrensperger  (SVP), der in den letzten Jahren stets so etwas wie ein Vertreter der bürgerlichen Opposition in Verkehrsfragen war, kann sich dann auch vorstellen, dass die Diskussionen nun «anders» werden:  Was den Verkehr im Stadtkern betrifft, so bestehe zwar auch unter den Bürgerlichen der Konsens, dass es im Zentrum weniger Autos geben soll. «Mit welchen Massnahmen man aber zu diesem Ziel kommt – darüber gibt es zwischen den politischen Lagern durchaus unterschiedliche Ansichten.»

Und über ebendiese konkreten Massnahmen werde nun in der zweiten Phase diskutiert. «Es geht jetzt ans Eingemachte», sagt Ehrensperger deshalb. Der SVP-Fraktionspräsident ist aber wie Stadtplaner Neuhaus «guten Mutes», dass die Sachlichkeit der Diskussion erhalten bleibt.

«Schlüsselprojekte» zuerst

Die Verkehrsberuhigung im Zentrum ist eines jener Vorhaben, die behandelt werden sollen, bevor am Ende die gesamte überarbeitete kommunale Richtplanung verabschiedet wird. Die «Schlüsselprojekte»,  zu denen neben der Verkehrsberuhigung auch der Ausbau des Ustermer Bahnhofszentrums gehört, werden parallel zur gesamten Richtplanung diskutiert. Es ist die Absicht des Stadtrates, dass die in der Phase 1 in den Echoräumen besprochenen Pfeiler der Ustermer Stadtentwicklung nicht erst in vier Jahren sichtbar werden.

Bis 2025 soll das Stadtraum-Projekt mit dessen dritter Etappe, einer neuen Bau- und Zonenordnung, abgeschlossen sein. Die zweite Phase, also die Richtplan-Phase, wird erst Ende dieses Jahres so richtig Fahrt aufnehmen. Erst dann werden die Gemeinderäte in der Vertretergruppe zusammenkommen.

Vorab werden nun der Ustermer Stadtrat und der Fachplaner eines externen Raumplanungsbüros die ersten Pflöcke einschlagen. Sie werden einen groben Entwurf der kommunalen Richtplanung dem Kanon zur Vorprüfung vorlegen.

Mammut-Projekt in drei Phasen

Das Projekt «Stadtraum Uster 2035» befasst sich mit dem Szenario der Stadt Uster im Jahr 2035, die bis dann gemäss Vorgaben des Kantons 7000 zusätzliche Einwohner integriert haben  muss. Uster würde dann rund 42‘000 Einwohner zählen.

Das Projekt gliedert sich in drei Phasen:

In der Phase 1 wurden in zwei so genannten Echoräumen, denen Vertreter der Ustermer Politik und Zivilgesellschaft angehörten, ein Stadtentwicklungskonzept ausgearbeitet. Dieses befasste sich mit den Grundfragen der Ustermer Stadtplanung, unter anderem mit den Themen «Stadtidentität», «Freiräumen» oder «Mobilität». Die Arbeit am Stadtentwicklungskonzept wurde im letzten Herbst abgeschlossen.

Es folgt nun die Phase 2, an deren Ende ein behördenverbindlicher kommunaler Richtplan stehen soll (siehe Haupttext).

Am Ende der dritten Phase soll dann eine neue Bau- und Zonenordnung stehen, die für Grundeigentümer verbindlich sein wird.

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