Dünger und Traktoren – auch das ist Uster Märt
Es fühlt sich an, als würde man eine andere Welt betreten. Während an diesem Freitagmorgen draussen der Dauerregen den Gang durch den Uster Märt zu einem Slalomlauf um Pfützen werden lässt, ist es in der Landihalle warm und trocken. Keine Spur von Chilbi-Stimmung. Der Regen, der aufs Dach prasselt, ist hier nur Geräuschkulisse.
Die schönsten Bilder vom ersten Märttag
29.11.2019

Uster Märt 2019 Beitrag in Merkliste speichern
Die Traktoren, die am Eingang positioniert sind, als stünden sie Spalier, sind riesig und glänzen grün. Dazwischen stehen Boxen für Kälber, Metallgitter, rote Schläuche, riesige Gummireifen. Die Bauern – nur vereinzelt sieht man Frauen, und wenn, dann haben sie meist ein Kind an der Hand – sitzen mit Kaffee an Festbänken. Oder sie gruppieren sich um Stehtischchen, die Hände in den Hosentaschen. Die Tächlikappen-Dichte ist gross an der Landwirtschaftsmesse.
Cüpli, Jägertee und Traktoren
Die Fachmesse für Traktoren, Saatgut und Dünger gehört genauso zum Uster Märt wie die Chilbi. Die unterschiedlichen Gruppen bleiben am Traditionsanlass meist unter sich: Cüpli für die Mittvierziger vor dem Bistro «Zum Hut», Märtbalken-Jägertee für die Jugend, und eben: Traktoren für die Bauern.

Geschäfte macht in der Landihalle am Uster Märt kaum jemand. «Auch der Landwirt informiert sich heute übers Internet», sagt Landmaschinenhändler Emil Manser aus Dübendorf. An seinem Stand gibt’s Kaffee – wenn man möchte auch schon am Vormittag mit Schnaps. Es gehe mittlerweile am Uster Märt nicht mehr darum, sich über die harten Fakten eines Traktors zu informieren oder gar einen Mähdrescher mit nach Hause zu nehmen, das sagen alle in der Halle. «Es geht um die Kundenpflege», so Manser. Die Möglichkeit, in zwei Tagen so viele Kunden aufs Mal zu treffen, gibt es sonst nirgends.
Früher Milchhütte, heute Uster Märt
Gegenüber, beim Verkäufer von Stalleinrichtungen aus Mönchaltorf, sagt eine Mitarbeiterin: «Es ist ein bisschen wie ein Klassentreffen.» Eine Biolandwirtin, die mit ihrem Enkel gekommen ist, um die schweren Maschinen anzuschauen, ergänzt: «Früher haben sich die Bauern in der Milchhütte getroffen. Heute übernimmt der Uster Märt diese soziale Funktion.»
Das Soziale steht auch für Jules und Margrit Müller aus Freudwil im Zentrum. Sie haben ihren Betrieb an die nächste Generation übergeben und dieses Jahr Zeit, an beiden Tagen an den Märt zu kommen. Jetzt stehen sie vor den riesigen schwarzen Reifen und plaudern mit dem Verkäufer. «Es geht hier ums Sehen und Gesehenwerden», sagt Jules Müller. Und manchmal sei der Märt auch eine gute Gelegenheit, um den Händlern zu sagen, «wo der Schuh drückt».

Bauer Müller kam schon mit seinem Grossvater an den Uster Märt. Als hier noch Vieh verkauft wurde. «Mein Grossvater kaufte einmal eine Kuh», erinnert sich Müller. «Er feilschte eine Stunde lang um 20 Franken.»
Zurück in den Stall
Aus der Stadthalle dringt mittleweile der Geruch von Käseschnitte. Die Tische in der «Puurebeiz» sind kurz vor Mittag schon gut besetzt, die Gespräche sind angeregt. Hier, am hinteren Ende der anderen Uster-Märt-Welt übertönt Volksmusik das Prasseln des heftigen Regens.
Dass der Märt im November ist, kommt den Landwirten entgegen: «Das ist die Jahreszeit, in der der Bauer Zeit hat», sagt Manser. Trotzdem werde die Halle am späteren Nachmittag jeweils deutlich leerer: «In der Region haben wir viele Viehbauern. Die müssen zurück in den Stall.»