Uster top – Jabee-Tower flop
In der Bauarena in Volketswil wird am Freitagabend der «Baupreis 2019» verliehen. Dieser wird seit 2001 alle drei Jahre für spezielle Bauwerke in den Bezirken Uster, Hinwil, Pfäffikon und Meilen vergeben.
Von 47 Eingaben wurden dieses Jahr zehn Bauprojekte nominiert. Eine Fachjury hat diese bewertet und wird einige davon mit dem Preis in Form eines Messingbolzens auszeichnen. Der Anlass ist öffentlich.
«Die Idee des Baupreises ist es, qualitativ hochwertige Leistungen in den Bereichen des Planens und Bauens zum Thema zu machen» sagt Mike Weber, Präsident des Architekturforums Zürcher Oberland. Zudem wolle man die Öffentlichkeit für «gute Architektur» sensibilisieren und Bauherrschaften zu «besonderem Engagement» motivieren. Der Messingbolzen werde deshalb nicht den verantwortlichen Planern, sondern den Bauherrschaften verliehen.
City-Center statt Jabee-Tower
Von den zehn nominierten Bauprojekten stammen vier aus der Stadt Uster. «In Uster wurde in den vergangenen Jahren viel gebaut und die Stadt fordert von den Architekten und deren Bauherrschaften mehr ein», sagt Mike Weber. Uster könne man deshalb durchaus als architektonische Hochburg des Oberlands bezeichnen.
«Hoch und gross zu bauen bedeutet nicht zwangsläufig einen Messingbolzen zu erhalten.»
Mike Weber, Präsident des Architekturforums Zürcher Oberland
Aus Dübendorf ist das sanierte Einkaufszentrum City-Center nominiert. Der Jabee-Tower hat es dagegen nicht geschafft. «Hoch und gross zu bauen bedeutet nicht zwangsläufig einen Messingbolzen zu erhalten», sagt Weber. Zudem sei die Jury bei solchen «Superprojekten» immer etwas kritischer. Lobende Worte findet er für den Bushof Schwerzenbach. «Eine gute Zusammenfügung guter Ingenieur- und Architektur-Leistung.»
Ebenfalls für einen Messingbolzen nominiert ist die Gestaltung der Aussenräume bei der gewerblichen Berufsschule in Wetzikon. Weiter Hoffnung auf eine Auszeichnung können sich zwei Projekte aus Meilen und eines aus Küsnacht machen.
Die nominierten Bauleistungen inklusive Einschätzung der Fachjury:
Bushof Schwerzenbach
Um dem Verkehrsknoten rund um den Bahnhof Schwerzenbach ein Gesicht zu verleihen, hätten sich die Planer für ein integrales Verkehrskonzept entschieden. Der Bushof erhebt sich auf einer zickzack geschnittenen Fläche. Sieben rippenartige Pfeiler tragen ein lang gezogenes und rechteckiges Dach. «Leicht und schlicht» zeige sich die neue Businsel beim Bahnhof Schwerzenbach. Sie lasse nicht erahnen, wie «anspruchsvoll» deren Realisierung, sowie die Koordination der vielen Bauherrn, Anstösser, Betreiber und Unternehmer war. Auch unter Aufrechterhaltung des Busverkehrs. «Auch das ist ein Teil der Qualität», so die Jury.
City-Center Dübendorf
Das Einkaufszentrum aus den 70er-Jahren wurde saniert und mit Wohnungen ergänzt. Bei der Suche nach einer angemessenen Eingriffstiefe hätten dabei nebst architektonischen Kriterien auch baurechtliche und ökonomische Aspekte eine Rolle gespielt. Bei der Sanierung des Gebäudes mussten die Gebäudehülle sowie die Haustechnik auf den aktuellen Stand gebracht sowie die Mieträume renoviert werden. Basierend auf der Bau- und Zonenordnung der Stadt Dübendorf musste ein Wohnanteil von 30 Prozent sicher gestellt werden. Dazu wurden anstelle des bestehenden Dachgeschosses zwei Vollgeschosse und ein Attikageschoss realisiert. Die neue Fassade nehme Bezug auf den früheren Gebäudeausdruck.
Blickpunkt Chammerholz Wermatswil
Am oberen Dorfrand, an einem der höchsten Punkte Wermatswils, liegt das Grundstück. Die Lage direkt am Chammerholzer Wald und mit Sicht auf den Bachtel und die Glarner Alpen würden den Ort auszeichnen. Der neue Baukörper entstand in einem Grünraum anstelle einer Villa aus den 60er-Jahren. Die verkohlte und anschliessend gebürstete Holzverkleidung verleihe dem Gebäude ein pavillonähnliches Aussehen, das die umgebende Natur in sich aufnehme. Die z-förmigen Grundrisse der Wohnungen befänden sich um die Lichthöfe, was zu viel Tageslicht in den Räumen führe.
Mehrfamilienhaus Heusser-Staub-Strasse Uster
Das bestehende Landhaus aus den siebziger Jahren wurde durch ein Dreifamilienhaus ersetzt. Ein drei bis viergeschossiger Gebäudekörper mit verschieden grossen und ineinander verzahnten Wohneinheiten. «Die Idee des Materials transzendiert den Bau», so die Jury. Die doppelschalige Konstruktion aus Backstein sei sichtbar und biete Schutz vor Witterung und Einblick, sei dem Klima gegenüber aber trotzdem atmungsaktiv.
Schulumgebung Krämeracker Uster
Die Grundgestaltung der Schulumgebung nehme Bezug auf die typischen Landschaftselemente um Uster: Feuchte Riedflächen, kiesige, trockene Hügelkuppen und eine reiche Laubwaldvegetation. In dieser Naturlandschaft seien die Schulflächen wie Teppiche aufgelegt. Eine hohe Hainbuchenhecke fasse die Schule wie ein Kissen ein. Diese deutliche Abgrenzung nach aussen bilde den gemeinsamen Rahmen von bestehender Sekundar- und neuer Primarschule.
Schulhaus Krämeracker Uster
Die 1957 erbaute Sekundarschule Krämeracker besteht aus zwei Hauptgebäuden. Der Bau der beiden neuen Gebäudekörper für die ergänzende Primarschule und die Doppelturnhalle erfolge in Anlehnung an die bestehende Schulanlage. Das längliche Gebäude für die Primarschule liegt parallel zur Sekundarschule. Die neue Turnhalle liegt versetzt zu den Schulbauten, gegenüber zu den bestehenden Turnhallen. Die Architektur der neuen Schulanlage bringe eine nachhaltige Bauweise mit «low tech»-Strategie zum Ausdruck. Photovoltaik, Fernwärmeheizung und Minergiegebäudehülle würden eine natürliche Raumkühlung gewährleisten, wodurch auf eine Lüftungsanlage bei den Schulräumen verzichtet werden konnte.
Gewerbliche Berufsschule Wetzikon
Die Gestaltung der Aussenräume wurde gemeinsam mit Lehrlingen, Schülern und Lehrern erarbeitet. In mehreren Etappen zwischen 1999 und 2014 wurde ein Konzept für einen übergreifenden Aussenraum und individuelle Teilräume wie einem Gewächshaus mit angrenzendem Aussenschulzimmer, Themengärten, die Neuanlage des Schulgartens und Arboretums sowie ein neuer Pausenunterstand in Form eines kubischen Pavillons realisiert.
Mehrfamilienhaus Küsnacht
Das im Zentrum von Küsnacht gelegene Mehrfamilienhaus lies eine Erbengemeinschaft als Ersatz für ein in die Jahre gekommenes Wohnhaus mit angegliederter Spenglerei errichten. Der fünfgeschossige Neubau nutze die maximale Fläche einer schmalen Parzelle. Die flexibel nutzbare Gewerbefläche im Erdgeschoss orientiere sich zum öffentlichen Raum. Eine «feingliedrige» Fassade umhülle den Baukörper. Die Materialien der Fassade würden an die Boots- und Gewerbehäuser der Umgebung erinnern und den Charakter des industriellen Vorgängergebäudes fortführen.
Wohnüberbauung Stocklen Meilen
Am oberen Siedlungsrand der Gemeinde gelegen, biete das Areal Stocklen eine einmalige Aussichtslage. Die Topografie führte zu vier Bauten mit dazwischenliegendem Wohnhof. An der Hangseite sind über dem durchgehend mauerartigen Sockelbauwerk sechs Wohnungen angeordnet. Die unteren beiden Häusern würden sich zum gegen den See hin abfallenden Garten orientieren. Die Wohnungstypologie sei durch das Prinzip des fliessenden Raums geprägt, der durch die über die Diagonale geführten Ausblicke Grosszügigkeit schafft.
Wohnhaus in der Kernzone Meilen
Der Entwurf habe die Idee verfolgt, mit einem übertieften Baukörper eine flächige Anlage zu generieren. Durch das Zusammenspiel von gedrungenem, niedrigem Baukörper, historischem Hauptgebäude und Gartenraum sei am Rande der Kernzone Dollikons ein «prägnantes Ensemble» entstanden. Das Gebäude verfolge die Ziele der 200-Watt-Gesellschaft. Die «Kompaktheit des Baukörpers» schaffe die Voraussetzung für einen energieeffizienten Bau und Betrieb.