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Politik

Nach 31 Jahren ist Schluss

In ein paar Tagen geht eine Ära zu Ende. Über drei Jahrzehnte führte Rasim Feratovic das Restaurant Wiesenthal in Kollbrunn. Ab Juni wird ein neuer Pächter einziehen.

Rasim Feratovic und seine Frau Monika im Restaurant Wiesenthal.

Rafael Lutz

Nach 31 Jahren ist Schluss

Montagvormittag im Restaurant Wiesenthal. An den Tischen sitzen rund ein Dutzend Senioren. Es wird getrunken, geredet, die Stimmung ist gut. Hinter der Theke stehen Rasim Feratovic und seine Frau Monika. Ein Bild, das demnächst der Vergangenheit angehören wird. Ende Monat hat Rasim Feratovic nach über drei Jahrzehnten seinen letzten Arbeitstag im Wirtshaus.

Die Pensionierung ruft. Ab Juni wird ein neuer Pächter das Restaurant weiterführen. Feratovic ist mittlerweile 67 Jahre alt und freut sich auf seinen Ruhestand. «Künftig werde ich endlich mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen können», betont der abtretende Gastwirt. Gemeinsam mit seiner jetzigen Frau hat er 16-jährige Zwillinge.

Ex-Jugoslawien den Rücken gekehrt

Dass Feratovic in Kollbrunn landete, ist Zufall. Der Gastwirt aus Montenegro kam 1974 zum ersten Mal in die Schweiz. Als er zum damaligen Zeitpunkt seine Heimat verliess und aus dem Jugoslawien Titos nach Zürich reiste, dachte er nicht im Entferntesten daran, in der Schweiz zu bleiben.

«Eigentlich wollte ich nur meine beiden Brüder besuchen, die in der Schweiz arbeiteten.» Das Schicksal wollte es anders. Er fand hierzulande Arbeit bei einem Metallverarbeitungsunternehmen. Er heiratete eine Schweizerin, mit der er einen 37-jährigen Sohn hat. 

Mehr als drei Jahrzehnte im Restaurant

Feratovics  Ära im Restaurant Wiesenthal begann 1988. Gemeinsam mit seinem Bruder und seiner damaligen Frau, die bereits im Gastgewerbe arbeitete, übernahm er das Gasthaus. Seither ist viel passiert. Anfangs stand der Bruder noch hinter dem Herd, doch dieser starb. Später wurde Feratovic selbst Küchenchef. Und von seiner Schweizer Frau trennte er sich.

Auch sonst habe sich einiges getan. Die Gästezahlen sind nicht mehr die gleichen wie vor 20 Jahren. «Verglichen mit den 90er-Jahren hatten wir in den letzten Jahren sicherlich weniger Besucher», erklärt Feratovic. Einschneidend sei die Einführung des Rauchverbots 2010 gewesen. «Das bekamen wir zu spüren.» Später habe sich die Situation dann aber wieder verbessert. 

Speisekarte bleibt gleich

Ab Juni übernimmt nun Rajko Dmitrovic das Restaurant Wiesenthal. Er arbeitete bis vor Kurzem im Restaurant Sennhof. Trotz des Wechsels bleibt aber vieles beim Alten. Das kulinarische Angebot wird erweitert, die Speisen aber bleiben ähnlich. Das Restaurant ist seit Jahren bekannt für seine gutbürgerliche Küche.

Neben ihr gibt es noch typische italienische und balkanesische Speisen. Dmitrovic wird anfangs als Pächter starten. «Wir haben einen Pachtvertrag mit Vorkaufsrecht vereinbart», erklärt Rasim Feratovic, dem die Liegenschaft gehört.

«Ustrinkete» am 25. Mai

Monika Feratovic wird weiterhin im Restaurant anzutreffen sein. «Ich bin schliesslich noch nicht pensioniert», sagt die Slowakin schmunzelnd, die seit 1997 im Restaurant arbeitet. Auch Rasim Feratovic wird nicht komplett von der Bildfläche im «Wiesenthal» verschwinden. «Ich werde in den kommenden Monaten noch ab und zu im Restaurant sein», betont er. 

Zu Beginn möchte er seinem Nachfolger noch behilflich sein. Bevor die Gaststätte jedoch definitiv ein neues Gesicht erhält, wird am Samstag noch die «Ustrinkete» stattfinden. Für Feratovic ein ganz spezieller Tag, den er hat auch gleich noch Geburtstag. Getrunken und gespeist wird dann auf Kosten des Hauses.
 

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