Warum die Baumanns Gockhausen verlassen
Gabriella Baumann-von Arx legte nach der Jahrtausendwende beruflich einen regelrechten Senkrechtstart hin. Zunächst als Autorin von Büchern über prominente Persönlichkeiten wie der Sängerin Nella Martinetti, den Extrembergsteiger Ueli Steck oder der Entwicklungshelferin Lotti Latrous. Letzteres wurde ein grosser Erfolg und gelangte in die Top Ten der Schweizer Bestsellerliste. Bald darauf gründete sie im Jahr 2004 den « Wörterseh » -Verlag.
Nach 30 Jahren nun haben Gabriella Baumann-von Arx und ihr Mann, der Werber und Radio- und TV-Moderator Frank Baumann entschieden, Gockhausen zu verlassen. Das Paar zieht es nach Lachen im Kanton Schwyz, wo Gabriella Baumann-von Arx ein « unglaublich schönes Ladenlokal in einem prächtigen Haus für den Verlag » gefunden habe, wie sie sagt.
Leicht sei ihnen der Entscheid nicht gefallen, räumt Baumann-von Arx ein. « Wir fühlten uns trotz den Südanflügen sehr wohl in Gockhausen. » Und wenn sie etwas vermisse an ihrem neuen Wohnort am Zürichsee, dann sei das der Wald hinter dem Haus. «Vorher war ich im Freien von einem Klangteppich aus Vogelstimmen umgeben, jetzt höre ich quakende Enten.»
«Das Haus mit dem grossem Garten wurde für uns zwei schlicht zu gross»
Gabriella Baumann-von Arx, Verlegerin und Autorin
Bereits als ihre zwei Kinder ausgezogen waren, hatten die Baumanns mit dem Gedanken gespielt, wegzuziehen. «Das Haus mit dem grossem Garten wurde für uns zwei schlicht zu gross. Dann hatten wir aber die Idee, die Büros ins Haus zu integrieren.» Über fünfzehn Jahre zog Gabriella Baumann-von Arx von Gockhausen aus die Fäden, um Bücher von ihr oder von ausgelesenen Autorinnen und Autoren zu publizieren und zu vermarkten.
Kinder: «Ihr spinnt»
Vor zirka zwei Jahren machte sich bei Gabriella Baumann-von Arx dann eine gewisse Unzufriedenheit bezüglich der Wohnsituation breit. «Seit unsere Kinder weggezogen waren wurden unsere sozialen Kontakte in Gockhausen immer weniger. Ich sehnte mich nach einer Veränderung.» Ihr 61-jähriger Mann hingegen war zunächst skeptisch und verwies auf die vielen Vorteile von Gockhausen wie zum Beispiel die Nähe zur Stadt Zürich.
Doch dann sei bei einem Gespräch über das Altwerden etwas passiert, erzählt Gabriella Baumann. «Die Freunde mit denen wir philosophierten, sind in Lachen ansässig und wir redeten über den Vorteil, dass dort alles zu Fuss erreichbar ist.» Ihr Mann habe im Verlaufe des Gesprächs sein Handy gezückt und zu ihr gesagt: «Dort gibt es eine spannende freie Wohnung.» Darauf habe sie ihn angeschaut und in diesem magischen Moment sei beiden klar gewesen: «Das ziehen wir unumstösslich durch.»
«Ihr seid schockverliebt in Lachen»
Kinder von Frank und Gabriella Baumann
Kurz darauf haben sie ihren erwachsenen Kindern die Wohnung gezeigt, worauf beide meinten, dass ihre Eltern «schockverliebt in Lachen» grad etwas spinnen und sich für die absolut falsche Wohnung interessieren würden. Die passe jetzt gar nicht, meinten sie und, so Baumann-von Arx: «Sie hatten völlig recht, das mussten wir uns nach einer durchwachten Nacht eingestehen und die Wohnung wieder loslassen.» Zum selben Zeitpunkt erfuhr die Verlegerin von einem grossen Ladenlokal im Erdgeschoss eines Hauses aus dem 16. Jahrhundert, in welchem zumindest mal die Büros bestens Platz finden würden.
Wohnung in letzter Sekunde
Spätestens nachdem Gabriella Baumann-von Arx den Mietvertrag für die neuen Räumlichkeiten ihres Verlags unterschrieben hatte, musste dann noch eine Wohnung gefunden werden. Sie hätten sich schon mit dem Gedanken auseinandergesetzt, zwischen Gockhausen und Lachen hin und her pendeln zu müssen. Kurze Zeit später fanden sie dann aber doch noch eine «wirklich kleine, entzückende Wohnung» in Lachen. Somit sind Arbeit und Privatleben wieder getrennt, aber doch nur einen Steinwurf voneinander entfernt – ein Wunsch beider.

Am 1. März haben Baumann-von Arx und ihre zwei festangestellten Mitarbeiter das Ladenlokal, in welchem sich vor Jahren eine Drogerie und danach ein Möbelgeschäft befunden hatten, bezogen. Die Chefin ist stolz auf ihr neues Domizil, das eine der «grössten Schaufensterfläche in Lachen» habe. Zudem würden die Räumlichkeiten Platz für Veranstaltungen bieten und Lachen sei mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erschlossen.
Wieder selbst schreiben
Die Euphorie hält trotz anspruchsvollem Verlags-Alltag an. «Unsere Bücher verkaufen sich trotz der Konkurrenz der Sozialen Medien nach wie vor.» Und sie werde so lange weitermachen, wie es Spass mache. Vielleicht werde sie dereinst kürzer treten, sie könne sich aber gut vorstellen noch über das Pensionsalter hinaus zu arbeiten. Unabhängig davon spielt Baumann-von Arx seit längerem mit dem Gedanken, wieder selbst ein Buch zu schreiben. Seit ihrem dritten Buch über Lotti Latrous aus dem Jahr 2007 ist keines mehr erschienen. Sie verrät nur so viel: «Im Herbst dieses Jahr wird das Projekt konkreter.»