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Ein Pflegezentrum wie ein Quartier

Eine ausgebaute Demenzabteilung, ein Ziegenpark und Begegnungszonen – darüber soll der Neubau des Pflegezentrums Vita Futura in Volketswil verfügen. Jetzt haben die beauftragten Architekten das Projekt der Bevölkerung vorgestellt.

Ein Flachdach-Gebäude mit Holzfassade: So soll der Neubau des Pflegezentrums in Volketswil aussehen., Realisiert wird das Projekt (grosses Gebäude in der Mitte) auf dem Areal zwischen Zentral- und Austrasse., Von der Austrasse ist keine direkte Zufahrt zum Eingang des neuen Pflegezentrums vorgesehen., Die Architekten sind überzeugt davon, dass der Neubau im Quartier optisch nicht dominieren wird.

PD

Ein Pflegezentrum wie ein Quartier

Ein kleines Dorf mit «Wohlfühlcharakter» soll auf dem Areal zwischen Zentral- und Austrasse in Volketswil entstehen. Gerade für ältere und pflegebedürftige Menschen ist es ein Projekt von grosser Bedeutung.

Die Vision dafür stammt von Barbara Schlauri und Christof Bhend. Die beiden gewannen 2017 den Architekturwettbewerb «Neubau Pflegezentrum» der Vita Futura. Die gemeinnützige Aktiengesellschaft, die zu 100 Prozent im Besitz der Gemeinde Volketswil ist, will mit dem geplanten Bau das Angebot ihres Pflegezentrums erweitern – insbesondere für Menschen mit Demenz.

Der vorgesehene Neubau ist allerdings nur eines von vielen Projekten der Vita Futura, das auf dem Areal derzeit in den Startlöchern steht. In den nächsten Wochen wird erst das «Arbeitsschulhaus» an der Zentralstrasse umgebaut. Später sollen auch das heutige Pflegezentrum In der Au 5 sowie die Alterswohnungen nebenan modernisiert werden.   

Über das grösste und mit 49 Millionen Franken auch das teuerste Bauvorhaben haben die beiden Architekten Schlauri und Bhend kürzlich informiert. Ihr Projekt stellten sie gleich vor Ort dem Gemeinderat und zahlreichen Interessierten aus der Bevölkerung vor.

Quartier- statt Spitalcharakter

Die Visualisierung des geplanten Neubaus macht Eindruck. Da entsteht etwas Grosses, scheinen die Verantwortlichen ausdrücken zu wollen. Das heutige Haus mit Giebeldach, wo einst die Polizei und die Feuerwehr einquartiert waren, soll einem viergeschossigen Flachdach-Gebäude mit Tannenholzfassade weichen. Trotz der Grösse wird das Haus laut den Architekten aber einen «wohnlichen Charakter» ausstrahlen. «Wir wollen den umliegenden Häusern mit Respekt begegnen. Mit seiner Holzfassade wird der Neubau optisch nicht dominieren», sagte Architekt Christof Bhend.

Es sei kein rein funktionaler Bau, betonte der Architekt. «Uns war es von Anfang an wichtig, dass wir nicht ein Heim, sondern ein Zuhause für ältere Menschen realisieren.» 136 stationäre Pflegeplätze sind darin vorgesehen. Nebst den klassischen Einzel- und Doppelzimmern sind auch neue Wohnformen eingeplant. In diesen verfügen zwei Bewohner zwar je über ein eigenes Zimmer, teilen sich aber den Eingangsbereich und das Bad.

«Das Pflegezentrum soll nicht an ein Spital, sondern an ein Quartier erinnert», erklärte Bhend. Der Neubau sei deshalb so konzipiert, dass er nicht aus einem grossen, sondern aus vielen kleinen Gebäudeteilen besteht. Diese sind rund um zwei Lichthöfe angeordnet, damit viel Tageslicht ins Innere gelangt.

Wie es sich in einer Nachbarschaft gehört, sind auf jeder Etage auch Aufenthaltsräume – sogenannte Quartierplätze – vorgesehen. Auch draussen auf dem Platz zwischen dem Pflegezentrum, den bestehenden Alterswohnungen und dem Mehrzweckgebäude soll eine begrünte Begegnungszone gestaltet werden.

Im Erdgeschoss des Pflegezentrum-Neubaus haben Bhend und Schlauri einen grosszügigen Eingangsbereich, ein Restaurant mit Gartensitzplatz, eine kleine Bibliothek und einen Coiffeursalon geplant. «Sie sind zur öffentlichen Nutzung gedacht, damit auch hier Begegnungen zwischen Bewohnern und Besuchern möglich sind», so Barbara Schlauri.

Geschützter Garten und Ziegengehege

Nicht öffentlich zugänglich ist die geschlossene Abteilung für Menschen mit Demenz, die sich ebenfalls im Erdgeschoss befindet. Diese bietet Platz für 46 Bewohner und kann bei Bedarf auf das erste Obergeschoss erweitert werden.

Olaf Toggenburger, Geschäftsführer der Vita Futura, freute deren Gestaltung besonders: «Das bisherige Mehrzweckgebäude war für Menschen mit Demenz ungeeignet. Die Wohnungen befanden sich im dritten Stock und waren sehr verwinkelt.» Im Neubau habe man deshalb auf eine einfache Struktur geachtet, damit sich alle gut zurechtfinden. Auch ein eigener geschützter Garten auf der Ostseite des Gebäudes – und ein Gehege mit Ziegen, das den Kontakt mit Tieren ermöglicht, gehören zur geschlossenen Abteilung dazu.

«Es gibt in jedem Zimmer Platz, um auch eigene Möbel mitzubringen.»

Barbara Schlauri, Architektin

In den anderen beiden Stockwerken sind weitere Pflegeplätze vorgesehen. Alle Zimmer sind laut Schlauri rollstuhlgängig und so geräumig, dass sie auch individuell eingerichtet werden können. «Es gibt in jedem Zimmer Platz, um auch eigene Möbel mitzubringen.» In der vierten Etage sind die sogenannten Wohnstudios untergebracht, die mit kleinen Küchen ausgestattet sind.

Besonders interessierte die Anwesenden auch die Kapazität der Tiefgarage. Diese soll mit 76 Parkplätzen ausgestattet sein. Überirdisch soll es 23 weitere geben.

Das Projekt «Neubau Pflegezentrum» ist laut Toggenburger bereit für die Baufreigabe. Mit dem Start des Baus rechnet er Anfang 2020. Abgeschlossen soll diese Etappe der Areal-Entwicklung voraussichtlich Ende 2022 sein.

Bescheidene Eingriffe im Arbeitsschulhaus
Bevor sich die Vita Futura dem Neubau widmet, kommt es noch zu einem anderen Umbauprojekt. Bis im Herbst wird das «Arbeitsschulhaus» an der Zentralstrasse «in neuem Glanz» erscheinen, sagt der dafür zuständige Architekt Urs Solèr. Dort soll künftig die Spitex einquartiert werden. Weil es sich bei diesem Gebäude um einen Zeitzeugen der dörflichen Entwicklung in Volketswil handelt und es im Inventar schützenswerter Bauten aufgeführt ist, sind nur «bescheidene Eingriffe» im Inneren vorgesehen. Die baulichen Strukturen müssen erhalten bleiben. Die Treppe sowie Türen werden neu gestrichen und die bisherigen Klassenzimmer  in Büroräume oder Sitzungszimmern verwandelt. Auch bei der Fassade wird zum Pinsel gegriffen. Laut Solèr wird dem Gebäude ein neuer Farbanstrich verpasst und der Eingangsbereich von der Ost- auf die Westseite verschoben. Zudem soll dieser mit einer Rampen- und Treppenanlage ausgestattet werden. Die ganze Bauetappe kostet rund eine Million Franken – deutlich weniger als das Neubauprojekt. (tis)

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