Drechseln was das Zeug hält
Im Haus von Kurt Indergand in Wildberg fallen gleich die vielen, geschmeidigen Holzgegenstände auf. Teller, Schalen und andere runde Sachen. Besondere Stücke bewahrt der Wildberger in der Stube liebevoll in einer kleinen Vitrine auf. Es sind alles von dem Hobby-Drechsler selbst geschaffene Werke.
Kurt Indergand ist gelernter Schreiner. An seinem Arbeitsplatz macht er Massivholzzuschnitte. «Aus den kleineren Restholzstücken könnte man etwas produzieren», sinnierte er einst. Und erstand eine erste Drechselbank. Das war vor rund 20 Jahren. Seither fertigt er allerleid dekorative Gegenstände. Allesamt rund – die Maschine könne zwar viel, erzählt Kurt Indergand, doch seien ihr in der Formgebung Grenzen gesetzt.
Eigenwilliges Holz
«Wer mit Holz arbeitet, muss sich auf die Eigenheiten des Materials einlassen. Es verändert sich mit der Zeit», erklärt der Schreinermeister, «gerade deshalb finde ich das Arbeiten mit Holz so schön.» Er greift nach einer selbstgemachten Schale aus Olivenholz und begutachtet sie. Er sprüht förmlich vor Begeisterung für seine Arbeit und das hübsche Kunstwerk.
«Wer mit Holz arbeitet, muss sich auf die Eigenheiten des Materials einlassen»
Kurt Indergand, Schreiner und Hobby-Drechsler
Holz muss auf natürliche Weise trocknen. Dazu braucht Kurt Indergand reichlich Lagerplatz. Den hat er in Brütten, im ehemaligen Stall seines Elternhauses. Die Holzrohlinge sägt er dort auch gleich zu, bevor er sie zu sich nach Wildberg bringt, wo er sie in seinem Keller drechselt. Das Holz bekommt er immer öfters von Bauern, von ihren Apfel-, Birn-, Nuss- oder Zwetschgenbäumen. Darüber freut sich Kurt Indergand sehr. «Zum Dank mache ich dann für den Spender aus seinem Holz eine Schale.»
Ausstellung im Ortsmuseum
Mit seinen Produkten geht Kurt Indergand seit 2007 auf Märkte in der Umgebung, wie den Weihnachtsmarkt in Turbenthal. Am kommenden Sonntag wird er im provisorischen Ortsmuseum anzutreffen sein. Der Hobby-Drechsler stellt nicht nur sein Schaffen vor sondern ergänzt die Ausstellung auch mit seinen Arbeiten. Denn der diesjährige Eröffnungstag des Museums ist eben diesem alten Handwerk, dem Drechseln, gewidmet.
An der Drechselbank arbeiten sehen kann man ihn am Sonntag jedoch nicht, denn seine ein Viertel Tonne wiegende Maschine lässt er lieber bei sich im Keller stehen. Museumsbesucher kommen dennoch auf ihre Kosten. Kurt Indergand weiss viel zu erzählen und erklären, so kann er einem sein altes Handwerk auch ohne Demonstration bestens nahe bringen. (Renate Gutknecht)
Drechseln, ein altes Handwerk
Der Beruf des Drechslers beinhaltet das dekorative Formen von Holz. An der Drehbank, welche der Drechsler mit eigener Körperkraft in Bewegung bringt, rotiert der eingespannte Holzrohling, während Stahlmesser ihm die gewünschte Form geben.
Drechselarbeiten waren früher weitaus verbreiteter als heute; gedrechselte Elemente sah man etwa an Geländern oder Haushaltsgegenständen. Auch heute noch entstehen Teile für Möbel, Schachfiguren oder Spielwaren. Von Hand werden an der Drehbank aber nur noch Einzelstücke gefertigt. Ansonsten sind es Serienanfertigungen, die an vollautomatischen Maschinen entstehen.
Geblieben ist die Vorliebe zum Massivholz. Vor der eigentlichen Drechselarbeit sägt der Drechsler das Holz auf eine Rohform und glättet es mit der Hobelmaschine. Danach arbeitet er mit Schneidewerkzeugen die grobe Form des in der Drehbank gespannten Werkstückes heraus. Durch Stahlmesser entsteht schlussendlich die finale Form. Geschliffen, lackieren, gebeizt, geölt und poliert ist das Werkstück vollendet. (Renate Gutknecht) Quelle: www.drechslereimuseum.ch
Saisoneröffnung Ortsmuseum Turbenthal
Mit Gastaussteller Kurt Indergand
Provisorisches Ortsmuseum, Tösstalstrasse 20, Turbenthal
Sonntag, 14. April, von 14 bis 17 Uhr
www.ortsmuseum-turbenthal.ch