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Politik

Ein neues Schulhaus im Hochbord ist aktuell unrealistisch

Der Dübendorfer Stadtrand wächst und wächst. Ein aktueller Expertenbericht fordert deshalb ein neues Schulhaus vor Ort. Wegen der hohen Bodenpreise ist dieser Wunsch aber aktuell kaum umsetzbar.

Der Andrang auf die Dübendorfer Schulen wird immer grösser., Die Schule Sonnenberg steht nun auch im Fokus der Schulraumplaner., Beim Birchlen müssen die Planer nochmals über die Bücher., Das Högler-Projekt bleibt wie es ist. Der Erweiterungsbau ist nach wie vor vierstöckig geplant.

PD

Ein neues Schulhaus im Hochbord ist aktuell unrealistisch

Der immer knapper werdende Schulraum beschäftigt die Stadt Dübendorf seit Jahren. Der Stadtrand entwickelt sich rasant, die Hochhäuser spriessen aus dem Boden, die Bevölkerung wächst – und es gibt immer mehr Kinder. Die Primarschule investiert Millionenbeträge in Schulraum.

Jetzt hat die Primarschule einen Bericht mit den aktuellen Schülerprognosen und der aktuellen Schulraumstrategie veröffentlicht. Im Bericht werden drei Punkte ersichtlich: Erstens hat sich die Situation nicht entschärft. Zweitens bleibt die Schule in Sachen Raumpolitik bei ihrer alten Strategie, dem Ausbau der bereits bestehenden Schulhäuser. Drittens tut sich ein weiteres Problemfeld auf: Neu muss die Schule auch im Sonnenberg, im Osten der Stadt, zusätzliche Klassenzimmer bereitstellen.

Bis zu 40 Klassen mehr

Der knappe Schulraum dürfte die Stadt noch lange beschäftigen. Denn die Schule rechnet in den nächsten 15 Jahren mit einem Schülerzuwachs um 24 Prozent und einem Klassenzuwachs von heute 98 auf bis zu 138 Klassen.

Weil die Stadt vor allem im Hochbord am westlichen Stadtrand wächst, fordern linke Kräfte in diesem Gebiet seit längerem einen neuen Schulstandort. Ihr Argument: Damit hätten die Schüler des boomenden Quartiers eine Schule vor der Haustür und müssten nicht «lange, gefährliche» Schulwege in Kauf nehmen. Unterstützt werden sie von den externen Gutachtern des aktuellen Berichts. Sie schlagen für den Zeitraum zwischen 2030 und 2040 den Bau eines entsprechenden Schulhauses im Gebiet vor.

«Die Bodenpreise im Gebiet Hochbord sind aktuell sehr hoch.»

Finanzvorstand Martin Bäumle (GLP/GEU)

Das Problem: Die Stadt hat im Hochbord all ihr Land verkauft oder im Baurecht abgegeben. Und bezahlbares Bauland zu finden, wie es nun von manchen Politikern gefordert wird, dürfte sich als schwierig erweisen. Um Preisspekulationen zu vermeiden will Finanzvorstand Martin Bäumle (GLP/GEU) keine Zahlen nennen, meint aber, dass die Bodenpreise im Gebiet Hochbord aktuell «sehr hoch» seien und in den nächsten Jahren kaum sinken dürften.

Gleich klingt es von Seiten der Primarschule. Die bisherigen Angebote für Grundstücke oder bereits erstellte Räumlichkeiten, die der Stadt im Hochbord unterbreitet worden seien, hätten das Budget der Stadt gesprengt, sagt Schulpräsidentin Susanne Hänni (GLP/GEU). Nichtsdestotrotz will der Stadtrat die Augen für weitere Möglichkeiten offen halten.

Zurück zur alten Strategie

Bis sich der Schule realistische Möglichkeiten im Hochbord oder allenfalls eine in naher Zukunft wohl ebenso unrealistische Zusammenarbeit mit Zürich oder Wallisellen präsentieren, wird die Schule also weiterhin bestehende Schulhäuser ausbauen. So soll zum Beispiel das Birchlen künftig nicht mehr wie aktuell 12 Klassen beherbergen, sondern bis zu 18. (siehe Box)

«Schulhäuser müssen dahin, wo die Schüler sind, also ins Hochbord.»

Nikoloas Kaintantzis, Dübendorfer Schulraumkritiker

Unzufrieden mit der Strategie der Schulpflege ist Nikolaos Kaintantzis, Mitglied der Dübendorfer Grünen, Elternrat in der Schuleinheit Högler-Wil und bekannter Kritiker der Schulraumpolitik. Er will nicht akzeptieren, dass künftig Hochbord-Schüler statt im eigenen Quartier in den etwas entfernt liegenden Schulhäusern Birchlen oder Högler zur Schule gehen sollten, wie es die Schulpflege aktuell vorsieht. Ihm zufolge ist der Schulweg dahin zu lang und zu gefährlich. Er besteht deshalb weiterhin auf einem Standort im Hochbord-Quartier: «Schulhäuser müssen dahin, wo die Schüler sind, also ins Hochbord.»

«Wortbruch des Stadtrats»

Primarschulpflege und Stadtrat hätten die Wachstumsentwicklung in ihrer Stadt verschlafen, findet Kantantzis. Der Stadtrat hätte seiner Meinung nach nie alles städtische Land im Hochbord verkaufen oder, wie im Fall des «Hoffnig»-Grundstücks, vergeben dürfen. Er fordert, dass man den Fehler nun korrigiert: «Die Stadt Dübendorf hat sich einst für das Konzept Quartierschulhaus entschieden. Wenn dieses nicht eingehalten wird, bedeutet das nichts anderes als ein Wortbruch des Stadtrats gegenüber der Bevölkerung.»

«Schulhäuser auf Vorrat zu planen ist politisch nicht durchsetzbar.»

Schulpräsidentin Susanne Hänni (GLP/GEU)

Schulpräsidentin Hänni hält an ihrem bisherigen Standpunkt fest: «Die Entwicklung und die künftige Geburtenrate sind nur beschränkt vorhersehbar. Und Schulhäuser auf Vorrat zu planen ist politisch nicht durchsetzbar.» Man versuche so gut wie möglich den Empfehlungen im Bericht nachzukommen. Grundsätzlich halte man am Prinzip Quartierschulhaus fest und setze dies wo immer möglich um.

Neues Quartier taucht auf

Im Bericht werden auch Probleme benannt, von denen die Öffentlichkeit noch nichts wusste. So erwartet die Schulpflege neu auch im Quartier Sonnenberg, das bisher nicht im Fokus der Schulraumplanung stand, einen Anstieg der Schülerzahlen. Die Begründung der Schulpflege: Viele Einfamlienhäuser würden dort durch Mehrfamilienhäuser ersetzt und in Genossenschaftswohnungen finde ein Generationenwechsel statt.

Die Schulpflege prüft deshalb, ob auch hier ein Erweiterungsbau möglich wäre. Zumindest vom Platz her ginge das, denn an diesem Standort verfügt die Schule noch über freies Land. Wie hoch die Kosten für den Erweiterungsbau Sonnenberg und das neue Schulhaus Birchlen ausfallen, muss erst abgeklärt werden.

Fast überall wachsende Klassenzahlen
Die Dübendorfer Schulhäuser müssen künftig mehr Klassen beherbergen. Das geht aus dem aktuellen Bericht der Primarschule Dübendorf hervor. Geht man von einem Szenario ohne zusätzliches Schulhaus im Hochbord aus, erhöht sich die Klassenzahl im Birchlen von aktuell 10 auf bis zu 18 Klassen. Im Schulhaus Dorf von 8 auf 10 Klassen, im Högler von 12 auf 18 Klassen, im Stägenbuck von 14 auf bis zu 18 Klassen, im Flugfeld von 3 auf bis zu 4 Klassen und im Sonnenberg von 8 auf bis zu 13 Klassen. In dem jetzt erweiterten Schulhaus Wil und am Standort Gockhausen bleibt der Bestand auf aktuellem Niveau bestehen. Gemäss Schulpräsidentin Susanne Hänni (GLP/GEU) hat sich im Expertenbericht die einstige Befürchtung nicht bestätigt, dass die Schülerzahlen in Gockhausen weiter ansteigen werden . (zo)

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