Ein neuer Markt in Uster für Arbeitstätige
Es scheint dieser Tage so, als befinde sich die Stadt Uster in einem nicht enden wollenden Märt-Taumel: Wenige Tage nach dem Uster Märt mit mehreren zehntausend Besuchern und kurz vor Beginn des neu konzipierten Weihnachtsmarktes im Stadtpark, kommt es auch auf politischer Ebene zu einer Art Markt-Offensive: Im Rahmen der Budgetdebatte hat das Ustermer Parlament am Montagabend entschieden, dass es in Uster künftig einen Samstag-Markt geben soll.
Die entsprechende Idee ist nicht neu und wurde in Stadt- und Gemeinderat immer wieder diskutiert. Eine Einführung scheiterte aber nicht zuletzt an den zahlreichen Bauprojekten im Stadtzentrum. Schon seit letztem Winter aber ist das Einkaufszentrum Illuster fertig renoviert und die mittlerweile hochgezogenen Kern-Süd-Hochhäuser füllen sich langsam mit Leben. Der Stadtrat kam deshalb zum Schluss, dass die Zeit für einen Samstags-Markt reif ist und erklärte sich bereit, eine Leistungsmotion der so genannten Mittefraktion, bestehend aus GLP, EVP, BDP und CVP, entgegenzunehmen.
Eine Art Testlauf
Der Exekutive zufolge soll der Samstags-Markt ergänzend zum bestehenden Freitags-Markt stattfinden. Die Durchführung ist auf der Poststrasse geplant, mit möglicher Ausdehnung auf die Gerichtsstrasse und zeitgleich mit dem Flohmarkt auf dem Stadthausplatz. Der Stadtrat plant eine Art Testlauf: Den Markt wird es vorerst nur einmal pro Monat und lediglich von April bis Oktober geben.

Eine weitere, der «Probezeit» geschuldete Einschränkung hatte im Vorfeld zur Ratsdebatte die Rechnungsprüfungskommission (RPK) im Sinne eines Änderungsantrages beschlossen: Die zusätzliche 20-Prozent-Stelle, die im Geschäftsfeld Sicherheit wegen dem neuen Markt anfällt, soll an die Durchführung des Samstagmarktes gekoppelt werden, also wieder abgeschafft werden, falls der Markt nicht populär sein soll.
Schritt Richtung Fussgängerzone?
Mit letzterer Einschränkung hatten die Motionäre kein Problem: «Sollte der Markt entgegen unserer Erwartung doch nicht zum Fliegen kommen, sind selbstverständlich auch die dafür eingesetzten personellen Ressourcen nicht mehr nötig», sagte Gemeinderätin Ursula Räuftlin (GLP).
Ein Wermutstropfen sei demgegenüber die zu geringe Regelmässigkeit (nur einmal pro Monat) und die Beschränkung auf die Sommermonate. «Eine Ausdehnung auf den Winter ist nur mit einer Änderung des Leistungsauftrags möglich», so Räuftlin.
«Mit dem neuen Markt könnten mehr Leute aus Uster und der Region ins Zentrum gelockt werden. »
Karin Niedermann, Gemeinderätin (SP)
Sehr erfreut zeigte sie sich wiederum über die Wahl des Standorts: «Die Post- und Gerichtsstrasse sollen sich ja bekanntlich in Richtung Fussgängerzone weiterentwickeln. Der Samstags-Markt wird dieses Ziel aus dem Stadtentwicklungskonzept mitunterstützen.»
Willkommener Treffpunkt
Das Argument «Zentrumsbelebung» griffen in der Folge weitere Parlamentarier auf: «Mit dem neuen Markt könnten mehr Leute aus Uster und der Region ins Zentrum gelockt und dieses so belebter und attraktiver werden», sagte Karin Niedermann (SP).
«Genau so einen Treffpunkt brauchen wir im Zentrum.»
Jürg Krauer, Gemeinderat (FDP)
FDP-Gemeinderat Jürg Krauer pflichtete ihr bei: «Genau so einen Treffpunkt brauchen wir im Zentrum.» Die Verkehrsreduktion im Bereich Post- und Gerichtsstrasse werde – anders als bei früheren Verkehrsberuhigungs-Vorstössen – an ein Konzept geknüpft. «Das ist gut so.» Und anders als der zurzeit wöchentlich stattfindende Freitags-Markt bliebe ein Samstags-Markt der arbeitstätigen Bevölkerung nicht verwehrt, sagte Krauer.
«Private Initiative inexistent»
Kritische Stimmen kamen einzig aus den Reihen der SVP. Allerdings weniger wegen des Markt-Konzepts, als wegen dessen Urheber: «Die private Initiative ist hier inexistent», sagte SVP-Parlamentarier Christoph Keller. Die Gewerbler im Stadtzentrum sollten sich ein Vorbild am «Gleis-4-Fest» nehmen, das im August stattfand und an dem Gewerbetreibende nördlich des Bahnhofs im Rahmen eines Fests – ohne städtische Starthilfe – ihre Geschäfte präsentierten. «Ich und die Fraktion sind deshalb hin- und her gerissen, was diese Motion angeht», so Keller.

Von dieser Zerrissenheit war in der Schlussabstimmung dann aber nicht mehr viel zu spüren: Kein einziger SVPler stimmte der Leistungsmotion zu. Dies war aber auch gar nicht nötig, da 25 Gemeinderäte Ja sagten – bei nur sieben Nein-Stimmen. Im April dürfte deshalb der erste Samstag-Markt über die Bühne gehen – und das Ustermer Markt-Fieber nach einem kurzen Winterschlaf ein Frühlingserwachen feiern.
Die Geschäfte der Parlamentssitzung
– Die Leistungsmotion von Matthias Bickel und Richard Sägesser (beide FDP) «Einheitsgemeinde – auch bei der Schulinformatik» wurde mit 30 zu 0 Stimmen zurückgewiesen.
– Die Leistungsmotion von Thomas Wüthrich (Grüne) «Umsetzung des Umweltartikels in der Gemeindeordnung» wurde mit 22 zu 13 Stimmen angenommen.
– Die Abstimmung über das Budget 2019 und die Finanzplanung 2020 bis 2022 fand erst nach Redaktionsschluss statt.
– Über eine Kreditbewilligung von 1,05 Millionen Franken für Raumbedarf der Primarschule Uster wurde erst nach Redaktionsschluss befunden.