Politik

Musikalischer Dank an den verstorbenen Pfarrer Sieber

Die Hinwilerin Michelle Halbheer und der Rapper Wicht verarbeiten in ihrem Benefiz-Song «Meh wiä er» den Verlust von Ernst Sieber. Der Tod des Gassenpfarrers berührte die beiden sehr, obwohl sie nur einmal mit ihm gesprochen hatten.

Wicht (links) und Michelle Halbheer veröffentlichen zusammen einen Benefiz-Song zu Ehren des Pfarrers Ernst Sieber., Währen mehr Menschen so wie er, wäre im Leben nicht alles so schwer, heisst es im Refrain über Pfarrer Sieber., Mit seinem Sozialwerk hat Ernst Sieber vielen Obdachlosen geholfen und unteranderem den "Pfuusbus" ins Leben gerufen., Michelle Halbheer aus Hinwil hat den Song mitgeschrieben.

Archiv

Musikalischer Dank an den verstorbenen Pfarrer Sieber

Die Stiftung von Pfarrer Ernst Sieber erhält finanzielle Unterstützung aus der Musikbranche. Am Dienstag veröffentlichten der Mundart-Rapper Wicht und die ehemalige Musicstar-Kandidatin und Autorin des Buches «Platzspitzbaby» Michelle Halbheer zusammen das Lied «Meh wiä er» zu Ehren des verstorbenen Pfarrers.

Nachdem schon vor einem Monat der Wetziker DJ Pac Scherhag seinen Benefiz-Song «Your Heart Will Follow» lancierte (wir berichteten), zieht die Hinwilerin Halbheer zusammen mit Wicht nach und spendet ebenfalls sämtliche Einnahmen aus Verkäufen und Streamings ihres Songs an das Sozialwerk Pfarrer Sieber.

Walter von Arburg, Medienverantwortlicher des Sozialwerks Pfarrer Sieber, ist gerührt vom Engagement der Musiker. «Nach dem Ernst Sieber von uns gegangen war, bekamen wir sehr viele Zuschriften, Danksagungen und Anfragen für solche Sponsorings. Das zeigt, wie gross die Verbundenheit in der Bevölkerung mit Pfarrer Sieber war und noch immer ist», sagt von Arburg. Mittlerweile bewegten sich die Spendenanfragen wieder im gewohnten Rahmen.

«Ich bin richtig erschrocken, als ich im Mai vom Tod von Ernst Sieber erfahren habe», sagt Halbheer. Obwohl sie bloss ein einziges Mal mit ihm gesprochen habe, kämen ihr noch heute Tränen, wenn sie daran denke, dass er nicht mehr da ist.

Sie könne sich noch genau daran erinnern, wie sie ihm das erste Mal begegnet sei. Zusammen mit ihrem Vater sei sie zu Fuss in der Nähe des Mc Donald’s an der Zürcher Langstrasse unterwegs gewesen, als Sieber in seinem Bus aus einer Nebenstrasse herausfuhr.

«Die Stadt häd jetz en Ängel meh.»

Wicht, Mundart-Rapper

«Mein Vater ist vor Freude losgehüpft und hat an die Tür des Busses ´gepolderet´, bis Sieber das Fenster herunterkurbelte», sagt Halbheer. Sieber habe den neugierigen Blick des Mädchens gleich bemerkt, habe «Sali» zu ihr gesagt und herzlich gelächelt.

Ihr Vater habe sich dann bei ihm für seinen Einsatz für Obdachlose und Drogensüchtige bedankt, womit er auch ihrer eigenen Mutter geholfen habe. «Meine Mutter war schwer drogenabhängig und wäre ohne die Unterstützung durch Siebers Sozialwerk wohl nicht zurechtgekommen», erzählt Halbheer. Vor fünf Jahren veröffentlichte sie ein Buch mit dem Titel «Platzspitzbaby», in dem sie ihre Geschichte als Tochter einer Drogenabhängigen erzählt.

Die Stadt hat jetzt einen Engel mehr

Der Zürcher Rapper Wicht hatte Halbheers Buch gelesen und war gerührt gewesen von ihrer Geschichte. Er schrieb ihr eine E-Mail, um ihr seine Wertschätzung auszudrücken. Die Hinwilerin schrieb zurück. Wichts Lied «Euse Wäg» habe ihr durch eine schwierige Zeit geholfen, sagt Halbheer. Die beiden blieben über Jahre in Kontakt und wollten irgendwann zusammen ein Lied aufnehmen, doch sie fanden keine Zeit für ihr Projekt – bis zum Todestag von Ernst Sieber.

«Ich war überrascht. Nicht von seinem Tod, schliesslich war er schon 91 Jahre alt. Viel mehr war ich überrascht von meiner eigenen Betroffenheit», sagt Wicht. Er sei aufgewühlt gewesen und habe seine Gefühle musikalisch verarbeiten wollen. Also meldete er sich bei Halbheer und rannte bei ihr offene Türen ein. Innert kürzester Zeit schrieben sie den Song «Meh wie er» und nahmen ihn im Musikstudio Townet in Zürich auf. Kosten seien dabei praktisch keine entstanden.

«Die Leute, die wir um Hilfe baten, halfen uns alle ehrenamtlich», so Halbheer. So entstand ein Song, in dem die beiden Musiker das Leben Siebers nacherzählen und ihm so die letzte Ehre erweisen. Das Lied startet mit der Geburt Siebers im Jahr 1927 und endet mit der Strophe «Wämer a dich dänkt, fählsch und es tuet weh – doch die Stadt häd jetz en Ängel meh.»

Den Song “meh so wiä er” kann man via iTunes und Youtube streamen oder via SMS (igroove mehwia an 9000) kaufen.

Möchten Sie weiterlesen?

Liebe Leserin, lieber Leser

Nichts ist gratis im Leben, auch nicht Qualitätsjournalismus aus der Region. Wir liefern Ihnen Tag für Tag relevante Informationen aus Ihrer Region, wir wollen Ihnen die vielen Facetten des Alltagslebens zeigen und wir versuchen, Zusammenhänge und gesellschaftliche Probleme zu beleuchten. Sie können unsere Arbeit unterstützen mit einem Kauf unserer Abos. Vielen Dank!

Ihr Michael Kaspar, Chefredaktor

Sie sind bereits Abonnent? Dann melden Sie sich hier an

Digital-Abo

Mit dem Digital-Abo profitieren Sie von vielen Vorteilen und können die Inhalte auf zueriost.ch uneingeschränkt nutzen.

Sind Sie bereits angemeldet und sehen trotzdem nicht den gesamten Artikel?

Dann lösen Sie hier ein aktuelles Abo.

Fehler gefunden?

Jetzt melden.