«Inspirierend, mich wieder in einem akademischen Umfeld zu bewegen»
Herr Scheidegger, Sie waren fast sechs Jahre lang Pfarrer in der reformierten Kirche Mönchaltorf. Was war das Highlight in Ihrer Zeit hier?
Martin Scheidegger: Ein Highlight waren für mich die Abende in der Reihe «Das wahre Selbst». Wir besprachen jeweils zuerst ein Kapitel eines Buchs von Richard Rohr am Kaminfeuer in der Chilestube. Anschliessend gingen wir in die Kirche. Es war eine relativ kleine Gruppe, aber wir hatten tiefe Gespräche und erlebten in der Kirche intensive Momente. Aber auch Besuche bei Menschen und das mir entgegengebrachte Vertrauen waren immer wieder Höhepunkte.
Pfarrer Martin Scheidegger, 45, ist verheiratet und Vater einer zehnjährigen Tochter. Er war seit Januar 2013 Pfarrer in Mönchaltorf. Ab Oktober widmet er sich neuen Aufgaben. Seine Stellvertretung in Mönchaltorf wird Pfarrer Marcel Cavallo übernehmen.
Gibt es auch negative Erinnerungen? Welches war Ihr schwierigster Moment?
Klar, neben Erfreulichem und Schönem gab es auch Schwieriges und Negatives. Ich möchte jetzt aber nicht gewichten, welches der schwierigste Moment war.
Nun gehen Sie neue Wege, werden Assistent an der theologischen Fakultät der Universität Zürich. Was reizt Sie an dieser neuen Aufgabe?
Einerseits starte ich eine 50-Prozent-Assistenz bei Professor Ralph Kunz und andererseits werde ich eine 50-Prozent-Pfarrstelle in der Kirchgemeinde Stäfa antreten. Ich finde es inspirierend, mich wieder in einem akademischen Umfeld zu bewegen. In Stäfa freue ich mich darauf, Teil eines Pfarrteams zu sein. Auch wenn ich die Vielfalt eines Einzelpfarramts schätze, so bin ich froh, künftig einen Arbeitsschwerpunkt zu haben. In Stäfa wird das die Seniorenarbeit sein.
Mit welchen Themen werden Sie sich an der Uni auseinandersetzen?
Ich werde am «Center for the Academic Study of Christian Spirituality» mitwirken. Dieses bezweckt die Vernetzung der Spiritualitätsforschung und ist sehr international ausgerichtet. Sporadisch werde ich auch an Lehrveranstaltungen beteiligt sein. Und ich werde beim Evensong engagiert sein, einem wöchentlichen, liturgisch reizvollen Abendgottesdienst der theologischen Fakultät, welcher Studierenden als Übung dient. Als Bücherwurm ist mir auch die Verantwortung ein Privileg, für Bücherneuzugänge in Praktischer Theologie zu sorgen. Die Hälfte der Arbeitszeit kann ich meiner Dissertation widmen, welche thematisch im Bereich von Kirche und Jazz liegt.