Robinson-Spielplatz braucht dringend Hilfe
«Es ist eine Tragödie», sagt Markus Müller. Die Sorge um die Zukunft des Robinsonspielplatzes Wetzikon steht ihm ins Gesicht geschrieben. Seit sieben Jahren ist Müller zu 42 Prozent als Leiter auf dem Spielplatz tätig. Dieser wird von einem Verein betrieben, der rund 130 Mitglieder hat. Trotzdem steht der Verein vor dem Aus.
Der Grund: Ein Mitglied des Vorstands ist kürzlich gestorben, ein anderes schwer erkrankt. Deshalb besteht der Vorstand momentan nur noch aus zwei Personen. «Wir müssten gemäss Statuten mindestens drei Leute sein», sagt Anne Puls, eines der verbliebenen Vorstandsmitglieder. «Wir möchten, dass sich mindestens fünf zur Verfügung stellen.»
Unter anderem brauche es dringend einen Kassier. Der frühere habe spontan sein Amt wieder aufgenommen, aber nur temporär bis Ende Jahr. Es ist das erste Mal, dass der Verein Robinsonspielplatz in so einer prekären Situation stecke. Im Mai sassen im Vorstand noch sechs Personen.
Freiraum für Kinder
Der Robinsonspielplatz feiert mit einem grossen Fest am 22. September sein 22-jähriges Bestehen. Der Verein hat von der Stadt Wetzikon einen Leistungsauftrag und wird von ihr jährlich finanziell unterstützt. Der Spielplatz ist jeweils am Mittwoch ganztags und am Samstagnachmittag geöffnet, zudem bietet er während vier Wochen in den Schulferien ein Programm inklusive Mittagessen.
Ab Schulalter dürfen sich die Kinder alleine auf dem Robinson aufhalten. Es gibt nebst Schaukeln, Sandkasten und einem riesigen Schiff auch einen Bastelpavillon, ein Hüttendorf mit von Kindern gebauten Hütten und eine Holzwerkstatt. Letztere wurde erst kürzlich erneuert und um acht neue Plätze zum Werken erweitert. «Der Robinsonspielplatz ist ein Freiraum, in dem sich Kinder frei entfalten können», sagt Müller. «Hier dürfen Kinder noch Kinder sein.»

Und das Angebot wird rege genutzt. «Wir haben manchmal bis zu 100 Kinder auf dem Platz.» Sie kommen zum grossen Teil aus Wetzikon, aber auch aus Pfäffikon, Bauma und Bärestwil. Auch Schulklassen besuchen den «Robi» regelmässig für ganze Projekttage, zudem ist eine Spielgruppe eingemietet und der Spielplatz kann für Feiern gemietet werden. «Es wäre ein riesiger Verlust für Wetzikon, wenn es diesen Ort nicht mehr gäbe.»
Der zuständige Stadtrat, Jugendvorstand Jürg Schuler (FDP) wurde von der Nachricht, dass der Verein vor dem Ende steht, überrascht. «Der Robinson-Spielplatz ist eine gute Sache und wird stark frequentiert», sagt er. Die Stadt nehme die Situation ernst und werde diese mit den Verantwortlichen analysieren. «Ich bin aber zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden wird. Bei 100 Kindern wird es ja wohl Eltern geben , die mitmachen.» Er erinnert sich daran, dass vor etwa zehn Jahren der ganze Vorstand zurücktrag und der Verein vor den gleichen Problemen stand. «Da wurden innert kurzer Zeit Leute gefunden.» Etwas anderes kann er sich gar nicht vorstellen. «Der Robinson-Spieplatz geht nicht zu.»
«Kein Selbstläufer»
Der Verein ist weniger optimistisch. Man versucht seit Monaten, Leute für den Vorstand oder eine regelmässige Mitarbeit, beispielweise in Betriebsgruppen, zu gewinnen. Vergeblich. «Viele sind bereit, ab und zu mitzuhelfen», sagt Anne Puls. «Aber wenn es darum geht, sich regelmässig zu engagieren, dann winken sie ab.»

Es sei traurig, findet Müller. «Viele denken, der Spielplatz sei ein Selbstläufer. Aber das ist er nicht. Wenn man dieses Angebot schätzt und es in Anspruch nimmt, muss man auch etwas dafür tun.» Der Verein habe in letzter Zeit auch ab und zu Leute für einen Einsatz bezahlen müssen.
Ausserordentliche Mitgliederversammlung
Müller und Puls können sich gut vorstellen, dass es Pensionierte gebe, denen ein Engagement im Vorstand Freude machen würde. «Es müssen nicht zwingend Leute sein, die mit dem Robinsonspielplatz verbunden sind», sagt Puls.
Die Mitarbeit im Vorstand bedeute nicht, dass man immer auf dem Spielplatz präsent sein müsse, heisst es im Brief, der Ende August an alle Mitglieder ging. «Es geht darum, das Konzept gemeinsam zu tragen, Ideen zu entwickeln und das grosse Ganze zu überblicken.»
Der Verein hat alle Mitglieder zu einer ausserordentlichen Versammlung am 28. September eingeladen. Dort entscheidet sich die Zukunft des Robinsonspielplatzes. «Wir hoffen sehr, dass wir das Ende abwenden können», sagt Müller. «Momentan habe ich deswegen manch schlaflose Nacht.»