Politik

Ein echter Meister seines Fachs

Seit 40 Jahren repariert Martin Rettenmund Holz-und Blechblasinstrumente. Der Tüftler empfängt in seinem Atelier hinter der alten Dürntner Seidenfabrik Kundschaft aus aller Welt.

Der Holz- und Blechblasinstrumenten-Reparateur Martin Rettenmund in seinem neuen Atelier in Dürnten. (Bild:Luca Da Rugna)

Ein echter Meister seines Fachs

Im Atelier von Martin Rettenmund, direkt hinter dem Klangmaschinenmuseum in Dürnten gelegen, verspürt man sofort die kreative Stimmung, die in diesem Raum herrscht. Der gesellige Dürntner hat in seinem Leben vieles erlebt, musste massive Rückschläge einstecken und blieb dennoch immer positiv: «Wer viel will, der muss auch viel geben», sagt der 57-Jährige. Diesen Spruch habe ihm seine Mutter auf den Lebenweg mitgegeben.

Keine einfache Jugend

Martin Rettemund wuchs ohne Vater auf und verbrachte seine Kindheit grösstenteils bei einer Pflegefamilie in Dürnten. «Ich war manchmal ein Raufbold», sagt Rettenmund. Nach der Schulzeit wusste er nicht recht wohin mit sich selbst, bis er als 15-Jähriger eine Trompete in die Finger bekam. «Dieses Instrument begeisterte mich und ich war von der Mechanik und den verschiedenen Einstellungen, die man an diesen Instrumenten vornehmen kann, so fasziniert, dass ich eine Lehre als Reparateur von Blechblasmusikinstrumenten machen wollte.»

Die Chance zum Ziel

Durch einen Bekannten konnte Rettenmund eine zweiwöchige Schnupperlehre in Basel machen. «Ich wusste sofort, dass ich genau diesen Beruf ausüben möchte», sagt er rückblickend. In Hausen bei Brugg fand er eine Lehrstelle bei einem Meister, der bereits 72 Jahre alt war. «Dieser Lehrmeister war ein Herr der alten Schule und im menschlichen Umgang nicht gerade zimperlich. Von ihm lernte ich, was es heisst, mal durchzubeissen», sagt Rettenmund. «Die Lehre war für mich eine richtige Lebensschule, doch es gab viele Momente, in denen ich gerne abgebrochen hätte, da ich mit dem Umgang meines Lehrmeisters grosse Schwierigkeiten hatte.»

Eine weitere tür ging auf

Im Nachhinein war die Ausbildung aus seiner Sicht jedoch das Beste, was ihm passieren konnte. «Wenn ich heute zurückblicke, so kommt mir das alles ziemlich klein und unbedeutend vor.» Schliesslich konnte er durch diese schwere Zeit seinen Traum verwirklichen. «Ich glaube daran, dass es ein vorgeschriebenes Buch gibt, in dem der eigene Lebensweg bereits vorgeschrieben ist.» Plötzlich lief bei Martin Rettenmund alles rund. Der Wille und die Motivation hatten ihn gepackt: «Ich habe mir ein riesiges Wissen angeeignet und alles reingesogen, was ich nur konnte», sagt Rettenmund. An der Lehrabschlussprüfung habe er soviel geredet, dass ein Experte von Musik Hug, dem ehemaligen Branchenriesen, ihm gleich einen Job in Zürich anbot. «Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich definitiv den richtigen Weg eingeschlagen habe.»

Der Weg zur Selbstständigkeit

Nach einer längeren Zeit des Schaffens, brach Martin Rettenmund seine Zelte bei Musik Hug ab und machte in Rüti mit einem Partner seinen eigenen Laden auf. «Unsere Zusammenarbeit hat nach einiger Zeit nicht mehr geklappt und wir waren nicht immer auf einer Höhe», sagt Rettenmund. Nach einigen privaten Schwierigkeiten entschied sich der zweifache Vater, einen Neuanfang an dem Ort zu wagen, wo sein Weg ursprünglich begann: «Es ist schon bemerkenswert, wie sich die Kreise im Leben wieder schliessen», sagt der Tüftler und meint damit die Rückkehr nach Dürnten im vergangenen Oktober.

Kundschaft bedeutet ihm viel

Für Kundenanliegen hat Martin Rettenmund stets ein offenes Ohr, hilft oft spontan aus und möchte seine Arbeit nicht nur kurzfristig erledigen, um sich dem nächsten Auftrag zu widmen. Er betrachtet ein Blasinstrument nämlich als Teil des Kunden selbst und somit sei jeder Auftrag individuell anzugehen.

«Einmal kam ein junger Japaner, ein riesiges Talent, der in der Tonhalle einen Auftritt hatte, spontan bei mir vorbei und brauchte eine Soforthilfe, da eine Taste seines Waldhorns um zwei Millimeter zu tief war.» Solche Situationen seien zwar etwas stressig, doch bestätigen ihm immer wieder die Wichtigkeit seines Berufs. «Ohne meine Hilfe hätte er nicht auftreten können.» Er mag es, Hilfe und Arbeit im Hintergrund zu leisten. Er sei auch Sonntags erreichbar und oft komme es vor, dass er einen Anruf aus dem Nichts erhalte, da Vereinsmusiker vor allem am Wochenende aktiv sind.

Trompeter aus Kuba

Über die Jahre traf er schon bekannte Grössen wie den Bassisten James Last oder den Trompeter Maurice Andre. Erst kürzlich hatte er einen Auftrag von Juan Munguia, einem berühmtem Trompeter aus Kuba. Dieser kam extra nach Dürnten. «Für solche Momente arbeite ich. Ich liebe den nahen Kontakt zu meinen Kunden», sagt Martin Rettenmund. Er selbst sei vom Typ her ein Trompeter. «Das sind die besonders Coolen» sagt er scherzhaft. Das Highlight in seinem neuen Atelier sei aber die Eröffnung im Oktober gewesen: «Da kamen 200 Leute vorbei, ich war platt.»

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