Esther Schlatter abgestraft
Es war ein regelrechter Wahlkrimi. Den ganzen Nachmittag lang lieferten sich Esther Schlatter (GLP, bisher) und Pascal Bassu (SP) ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den letzten Stadtratssitz. Am Ende war die Entscheidung äusserst knapp: Bassu lag eine einzige Stimme vor Schlatter, fürs absolute Mehr fehlten ihm nur vier Stimmen. Damit kommt es zu einem zweiten Wahlgang.
Bei Esther Schlatter war die Enttäuschung gross. «Ich hätte mir erhofft, dass mehr Leute diese unschöne Kampagne durchschauen», sagte sie nach Bekanntwerden des Resultats. Am meisten schmerze sie, dass sie die Wahl nicht aufgrund ihrer Leistung, sondern einer persönlichen Kampagne verpasst habe. «Wenn ich ein Geschäft verhauen hätte, dann hätte ich immerhin damit rechnen können.» Ob sie beim zweiten Wahlgang nochmals antritt, liess sie gestern offen. Besonders bitter für die GLP-Politikerin ist, dass ihre Partei auch im Parlament einen von drei Sitzen verlor.
«Wir hätten uns gewünscht, das Momentum mitnehmen zu können.»
Pacal Bassu (SP)
Pascal Bassu mochte nicht darüber spekulieren, wie er die fehlenden vier Stimmen hätte gewinnen können. «Werweissen bringt nichts. Bis auf vier Stimmen ans absolute Mehr zu kommen, ist schon eine Leistung.» Enttäuscht zeigte sich Bassu darüber, dass sich der Linkstrend aus anderen Städten in Wetzikon nicht fortsetzt. «Wir hätten uns gewünscht, das Momentum mitnehmen zu können.» Bevor er sich für eine Kandidatur im zweiten Wahlgang entscheide, wolle er sich die Ausgangslage genau anschauen.
Absolutes Mehr klar verpasst
Zu einem zweiten Wahlgang kommt es auch beim Rennen ums Stadtpräsidium. Der amtierende Ruedi Rüfenacht (EVP) verpasste mit 1585 Stimmen das absolute Mehr um über 500 Stimmen. Damit holte Rüfenacht trotz etwas höherer Stimmbeteiligung knapp weniger Stimmen als vor vier Jahren. Etwas mehr Wähler als vor vier Jahren unterstützten Heinrich Vettiger (SVP). Mit 1137 Stimmen landete er auf dem zweiten Platz, dahinter folgte Pascal Bassu (757 Stimmen). Einen Achtungserfolg erzielte Bigi Obrist von der Alternative Wetzikon mit 595 Stimmen.
Dass er von einem Glanzresultat weit entfernt war, nahm Rüfenacht gelassen. Als Stadtpräsident stehe man nicht immer positiv in den Medien. Daher sei er zufrieden mit dem Resultat. Die Ausgangslage für den zweiten Wahlgang sei gut. Wer dann gegen ihn antritt, ist noch völlig offen. Da im Stadtrat eine Entscheidung offen ist, können sich auch neue Kandidaten zur Wahl fürs Stadtpräsidium stellen.
«Mit einem solchen Resultat hätte ich nicht gerechnet.»
Susanne Sieber (FDP)
Von den weiteren Stadträten musste an der Wahlfeier in der Mehrzweckturnhalle Zentrum keiner um seine Wiederwahl zittern. Das beste Resultat machte Susanne Sieber (FDP), vor Remo Vogel (CVP), Ruedi Rüfenacht und den beiden SVP-Vertretern Heinrich Vettiger und Marco Martino. «Mit einem solchen Resultat hätte ich nicht gerechnet», sagte Sieber. Ambitionen fürs Stadtpräsidium hege sie jedoch nach wie vor keine.
(Video: Annette Saloma)
Vogel war ebenfalls sehr zufrieden mit seinem Abschneiden, zumal er als Sozialvorstand keine einfachen Ressorts unter sich habe. Vettiger freute sich über ein «wesentlich besseres» Ergebnis als vor vier Jahren, als er den Einzu als Letzter schaffte. Ebenfalls sehr zufrieden, aber weniger überrascht, zeigte sich Martino. «Es ist ziemlich so herausgekommen, wie ich mir das dachte.»
Die FDP via Schule zum zweiten Sitz
Jürg Schuler (FDP): 1705 Stimmen. Christine Walter Walder (Grüne): 1357 Stimmen. Der Sieg im Kampf ums Schulpräsidium geht klar an Jürg Schuler. Damit holt sich der Freisinn via Schulpräsidium den zweiten Sitz im Stadtrat zurück, den er bei der Nachwahl für den zurückgetretenen Hans Peter Bosshard an Esther Schlatter (GLP) verlor.
Christine Walter Walder holte sich derweil das zweitbeste Resultat in der Wahl um die Schulpflegemitglieder, ist aber auch ins Parlament gewählt worden. So oder so ist sie zufrieden mit dem Resultat. «Ich trat gegen einen Bisherigen an und hatte darum mit einem Drittel der Stimmen gerechnet», sagt sie. Jürg Schuler war gestern ferienhalber nicht für ein Statement verfügbar.
Für die 13 Sitze in der Schulbehörde kandidierten zwar insgesamt 14 Personen. Doch gewählt wurden nur deren zwölf. Michael Hirzel (parteilos) und Attila Lakatos (FLW) verpassten beide das absolute Mehr relativ deutlich. Von den bisherigen Mitgliedern wurden sämtliche wiedergewählt. Neu in der Behörde ist nebst Christine Walter Walder Heidi Auer (SVP). Der verbleibende Sitz wird bei einem zweiten Wahlgang vergeben.
Ein zweiter Wahlgang steht auch der Reformierten Kirchenpflege ins Haus. Dort bleiben nach dem ersten Wahlgang sogar noch zwei Sitze vakant. Für die neun Sitze sind lediglich sieben Kandidaten gewählt worden. Das Präsidium übernimmt neu Samuel Steiner (EVP).
In der Katholischen Kirchgemeinde ist die Wahl unspektakulär verlaufen: Sieben Sitze, sieben Kandidaten, davon sechs bisherige. Das Präsidium hat weiterhin SVP-Mann Guido Gmür inne. (David Kilchör)