Klassische Zimmer für Schüler, «Adlerhorst» für Lehrer
Vor dem Neubau des Schulhauses Krämeracker stehen zwischen Bauschutt eingerahmte Beete wie Oasen in der Wüste. «Diesen Sommer werden die Kinder und Jugendlichen schon durch die darin gewachsenen Pflanzen rennen – wir wollen, dass die Kinder den Aussenraum vielfältig nutzen», sagt Patricia Bernet, Abteilungsvorsteherin Bildung der Stadt Uster. Bei der Baustellenbesichtigung des Schulhauses Krämeracker am Montag macht sie nochmals klar, dass nur dank der parallel laufenden Arbeiten an dieser Aussenanlage und dem Schulgebäude der knapp gesetzte Zeitplan voraussichtlich eingehalten werden könne (siehe Box).
Schiebetüren für Lernzonen
Im Schulhaus ist der Rohbau abgeschlossen, man ist mitten im Innenausbau. Die Wände sind noch nicht fertig verputzt, vereinzelt hängen Stromkabel aus Wänden und Decken. Im Erdgeschoss zieht sich ein langer Gang durch das Gebäude. Ernesto Archer, Schulleiter vom Schulhaus Krämeracker, sagt: «Dieser Gang irritiert auf den ersten Blick ein bisschen, aber mit den raumöffnenden Schiebetüren entstehen offene Lehrräume und Lernzonen.» Die «klassischen» geschlossenen Klassenräume sind aber auch vorzufinden. Der Krämeracker-Neubau umfasst 26 Schulzimmer. Auch ein einfach eingerichtetes Forscherzimmer für die Primarschule und den Kindergarten, um die sogenannten Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu unterrichten, sei laut Bernet vorgesehen.
Baubeginn und Ausstattung Schulhaus Krämeracker
Mit 80 Prozent Ja-Stimmen haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Uster vor zwei Jahren den Bau des neuen Schulhauses Krämeracker bewilligt. Seit Herbst 2016 steht das neue Gebäude im Bau. Der Zeitdruck auf das Bauprojekt war von Beginn weg gross, denn bereits ab August dieses Jahres sollen rund 400 Schülerinnen und Schüler im neuen Schulhaus unterrichtet werden. Mit der Eröffnung des Krämeracker-Neubaus erhöht Uster den städtischen Schulraum auf einen Schlag um 20 Prozent ¬− konkret um über 8500 Quadratmeter. Der Krämeracker-Neubau umfasst unter anderem 26 Schulzimmer inklusive dazugehöriger Gruppenräume (18 Primarstufe, 4 Sekundarstufe, 4 Kindergartenstufe), Lehrer- und Besprechungszimmer, Lernlandschaften, Räume für Musik, Handarbeit, Therapie, Hort und Sanität, eine Küche mit Essraum und eine Bibliothek / Mediathek. Dazu eine Doppelturnhalle inklusive Mehrzweckraum und Foyer.
«Heute ist grundsätzlich der Arbeitslärm in den Klassenräumen höher als zu meiner Schulzeit.»
Ernesto Archer, Schulleiter des Schulhauses Krämeracker
Den schönsten Ausblick für die Lehrer
Das Highlight des Schulhauses ist aber das Lehrerzimmer oder der «Adlerhorst», wie es Archer ausdrückt. Im zweiten Stock mit einer Aussicht über die Stadt bis hin zu den Alpen und mit einer Dachterrasse, die sich die Lehrerschaft allerdings mit Solarpanels teilen müssen. Ganz für sich haben die Lehrer dafür die Küche mitsamt Durchreiche.
Abgrenzung und Transparenz
In fast allen sind Räumen sind Glasbausteine eingebaut. Diese 11 auf 24 Zentimeter grossen Elemente sind mit Mörtel wie Backsteine, aber hochkant, zu einer Glaswand gemauert. «Das Glas lässt mehr Licht in den Gang und die Räume, gibt gleichzeitig aber auch nur ein verzerrtes Bild von den Personen im Raum und dient somit als Mischform zwischen Transparenz und Sichtschutz», erklärt Archer. Theoretische Lichtmessungen am Computer hätten ergeben, dass die Lichtdurchflutung den Ansprüchen an die heutigen Unterrichtsräume gewährleistet sei.
«Lehrer mögen es immer noch an den Wandtafeln ihre Zeichnungen zu machen.»
Ernesto Archer, Schulleiter des Schulhauses Krämeracker
Lauter Unterricht
Abstriche müsse dagegen bei der Schalldämmung gemacht werden. Mit einem erhöhten Lärmpegel von rund zwei Dezibel gegenüber herkömmlichen Wänden müsse gerechnet werden. Archer meint aber: «Heute ist grundsätzlich der Arbeitslärm in den Klassenräumen höher als zu meiner Schulzeit.»
Kreidetafeln wie zu Grossmutters Zeiten
Trotz modernen Zeiten sollen aber gemäss Archer auch Wandtafeln in den Klassenräumen wieder ihren Platz finden. «Lehrer mögen es immer noch an den Wandtafeln ihre Zeichnungen zu machen. Ausserdem verbessern wir so auch die motorischen Fähigkeiten einer Generation, die sich fast nur noch in der digitalen Welt bewegt», sagt Archer mit einem Augenzwinkern. Zumindest für die Primarschulräume bleiben die quietschenden Kreidegeräusche erhalten. In den Sekundarschulzimmern seien jedoch auch Whiteboards, die als Projektionsfläche für Kurzdistanzbeamer dienen, vorgesehen.
Kunst am Bau auch im Krämeracker
Patricia Bernet geht davon aus, dass der vom Volk bewilligte Kostenrahmen von rund 36,8 Millionen Franken wohl eingehalten werden könne. In diesem Betrag sei ein Mosaik für rund 50‘000 Franken enthalten. An mehreren Stellen werden Mosaike den Boden verzieren. Dieses gehört zum Stadtkonzept Kunst am Bau, welches in städtischen Hochbauprojekten vorgesehen ist. Der Gemeinderat hatte damals den Betrag für Kunst am Bau zusätzlich bewilligt.
Auf eine Verwirklichung des Minergie-Standards in dem Bau habe man hingegen verzichten müssen, sagt Archer. Schon allein der Aufwand mit einigen 100 Metern Leitungen, um das Lüftungssystem in Betrieb nehmen zu können, wäre zu aufwändig und zu teuer gewesen. «Wir haben eine Anlehnung an Minergie realisiert, mit Fenster, die sich zum Lüften öffnen lassen», so Archer.