Wetziker Stadtrat gegen Ausbau des Busnetzes
Die Grünen sind unzufrieden mit dem Wetziker Busnetz. «Die städtische Ortsbuserschliessung ist mangelhaft, da Querverbindungen innerhalb der Stadt fehlen», schreibt Gemeinderätin Esther Kündig (GP) in einem Postulat, das von 10 Parlamentariern mitunterzeichnet wurde. Das bisherige Buskonzept von Wetzikon diene nur als Zubringer zum Bahnhof Unterwetzikon.
Zusätzliche Umsteigeorte
Ziel ihres Ende Oktober eingereichten Vorstosses: Der Stadtrat soll zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrs in Wetzikon ein Verkehrskonzept erstellen. Dadurch soll Ettenhausen, der Bahnhof Kempten, Seegräben via Robenhausen sowie das Quartier Schöneich mit angepassten Linienführungen und neuen Buslinien erschlossen werden. Zudem wünschen sich die Unterzeichner zusätzliche Umsteigeorte und kürzere Umsteigezeiten, um die innerstädtischen Verbindungen zu optimieren.
Durch bessere Busverbindungen würde die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs gesteigert, argumentiert Kündig. «Die Wetziker Verkehrsprobleme können mit neuen Buslinienführungen und besonders mit innerstädtischen Busrundkursen entschärft werden.» Das 2008 erarbeitete Buskonzept fokussiere auf die Zubringerlinien nach Bauma und Bäretswil sowie vor allem auf die neuen Verbindungen nach Pfäffikon und Hittnau. Deren Versuchsphase sei bis Ende 2018 verlängert worden. Da die beiden Buslinien 858 und 859 vermutlich definitiv ins ZVV-Netz aufgenommen würden, spare Wetzikon 112’000 Franken, die für neue Ortsbuslinien budgetiert werden könnten.
Stadtrat hat Vorbehalte
Der Stadtrat empfiehlt dem Parlament, das Postulat nicht zu überweisen. Zwar räumt die Behörde ein, dass das 2008 erarbeitete Konzept auch zu Nachteilen führte – beispielsweise im Raum Robenhausen. Diese Nachteile seien jedoch bewusst in Kauf genommen worden, weil die Vorteile des neuen Buskonzeptes ein Vielfaches grösser seien und die deutliche Mehrheit der Wetziker Bevölkerung davon profitieren könne. Es sei auch eine Bedingung gewesen, um den Angebotsausbau überhaupt finanzieren und somit ermöglichen zu können.
Grundsätzlich decke sich die Meinung des Stadtrats mit den Aussagen der VZO. Diese hatten die Anliegen der Postulanten geprüft und sich zu den einzelnen Punkten geäussert (siehe Box). Die Einführung von zusätzlichen Busverbindungen zu vollen Lasten von Wetzikon erachtet der Stadtrat als nicht verhältnismässig. Selbstverständlich sei die Stadt Wetzikon aber an einer stetigen Optimierung und eines Ausbaus des Busnetzes interessiert.
Die Thematik des ÖV-Anschlusses Seegräben werde zudem separat im Rahmen des Projektes Mobilität und Umwelt Pfäffikersee behandelt. Auch würden bei zukünftigen grösseren Entwicklungen wie im Gebiet Binzacker/Bahnhof Kempten die Bedürfnisse hinsichtlich ÖV-Erschliessung in die Planung einbezogen. Das Planungskonzept aus dem Jahr 2008 werde der Stadtrat zusammen mit den VZO entsprechend aktualisieren.
Das sagen die VZO
- Ettenhausen:
Es bestehe keine rechtmässige Pflicht, Ettenhausen mit einem Verbundangebot zu erschliessen (weniger als 300 Einwohner/Arbeitsplätze). Ein Busangebot für Ettenhausen würde den Einsatz von mindestens einem zusätzlichen Fahrzeug bedingen und müsste durch die Stadt Wetzikon finanziert werden. Dies würden jährliche Kosten von mindestens rund 280’000 Franken bedeuten. Am Bushof Wetzikon wäre eine zusätzliche Kante notwendig.
- Bahnhof Kempten
Eine Bedienung des Bahnhofs Kempten sei nur mit der Linie 851 möglich, die Linie 850 weise zu wenig Fahrzeitreserve auf. Zudem könnte die Linie 851 nur werktags tagsüber Anschlüsse herstellen. Am Samstag und Sonntag verkehrt die Linie 851 um 15 Minuten versetzt, um zusammen mit der Linie 850 einen Halbstundentakt zu ermöglichen. Im Weiteren wurden die Strassenzufahrten zum Bahnhof Kempten vor kurzer Zeit so gestaltet, dass eine Linienführung via Bahnhof Kempten eine erneute Anpassung der Strasseninfrastruktur voraussetzt. Ebenso müssten am Bahnhof Kempten in beiden Fahrtrichtungen Haltestellen gebaut werden.
- Seegräben
In Seegräben ist ein Siedlungsgebiet von mehr als 300 Einwohner/Arbeitsplätze durch den öffentlichen Verkehr nicht erschlossen. Mangels ausreichender Nachfrage und hoher Kosten für eine neue Buslinie erachten die VZO die Erschliessung des fraglichen Gebietes als wirtschaftlich nicht vertretbar. Die Jahreskosten für eine Buslinie vom Bahnhof Wetzikon, via Robenhausen nach Seegräben, welche mit einem Fahrzeug tagsüber von Montag bis Sonntag verkehrt, beliefen sich auf zirka 650’000 Franken. Diese
jährlichen Kosten müssten für einen Versuchsbetrieb über mindestens vier Jahre vollumfänglich durch die Gemeinden finanziert werden. Eine spätere Übernahme durch den Kanton sei nicht gesichert.
- Schöneich
Im Industriequartier Schöneich ist ein Siedlungsgebiet von mehr als 300 Einwohnern/Arbeitsplätze durch den öffentlichen Verkehr nicht erschlossen. Die VZO beurteilen die Erschliessung mit einer zusätzlichen Buslinie oder einem zusätzlichen Bus als unverhältnismässig. Eine Umwegfahrt der bestehenden Buslinien 883, 862, 867 und 869 sei aufgrund des engen Fahrplans nicht möglich. Als mögliche Lösung zur besseren Erschliessung des Quartieres Schöneich würden die VZO vorschlagen, die jetzige Haltestelle Alpenblick auf die Grüningerstrasse zwischen Kreuzbühlstrasse und Bönlerstrasse zu verschieben. Dadurch gelte das fragliche Gebiet als erschlossen.
- Zusätzliche Umsteigeorte
Die absolute Mehrheit der Fahrgäste benutze den Bus für eine Weiterfahrt mit der S-Bahn am Bahnhof Wetzikon. Aus diesem Grund seien die Buslinien zwingend auf die S-Bahnen am Bahnhof Wetzikon auszurichten. Das Anliegen im Postulat habe sich vermutlich aufgrund der weggefallenen Direktverbindung Robenhausen – Spitalstrasse ergeben. Diese Verbindung sei gemäss Fahrgastzählungen während des früheren Rundkurses bis 2013 tagsüber von 7 Prozent der Rundkurs-Fahrgäste nachgefragt worden. Zugunsten von Taktverdichtungen und erhöhter Anschlusszuverlässigkeit hätten die VZO in Absprache mit der Stadt Wetzikon beschlossen, auf diese Querverbindung zu verzichten.
- Finanzierung Buslinien 858 und 859
Mit der Übernahme der Linien 858/859 durch den ZVV per Ende 2018 entstünden ab 2019 durch weitere Massnahmen Mehrkosten von rund 20’000 Franken für den öffentlichen Verkehr. Nebst diesen jährlichen Mehrkosten fielen anschliessend pro Fahrplanjahr Gemeindebeiträge an den ZVV an. Die Einsparung für die Stadt Wetzikon umfasse somit nicht den gesamten Betrag von 112’000 Franken.