Rush-Hour im Hühnerstall
Egal ob Mailänderli, Spitzbuben Brunsli, oder Zimtsterne – in fast allen Weihnachtsguetzli-Rezepten sind Eier enthalten. Es erstaunt daher nicht, dass der Eier-Verbrauch während der Adventszeit in die Höhe schnellt. «Abgesehen von Ostern ist der Dezember für uns die intensivste Zeit des Jahres», sagt Pascal Rusch. Zusammen mit seiner Frau Angela führt der junge Geflügelzüchter die Stöckli Ei AG auf dem Geflügelhof Esterli oberhalb von Saland. In den acht Ställen ihres Betriebs leben insgesamt 13’600 Hühner. Die meisten der Tiere legen täglich ein Ei. «An einem durchschnittlichen Tag produzieren wir so etwa 13’000 Eier», sagt Rusch.
Mit voller Kapazität
Auf die derzeit erhöhte Nachfrage zu reagieren, ist nur begrenzt möglich. «Wir können die Zahl der Hühner ja nicht über Nacht ändern und die Tiere legen auch nicht mehr Eier, nur weil wir das gerne hätten», sagt Rusch. Um im Dezember dennoch genug Eier im Angebot zu haben, müssen Planung, Produktion und die Kundenwünsche bereits im Voraus aufeinander abgestimmt werden. «Wir stellen sicher, dass auf die Hauptsaison hin all unsere Ställe gefüllt sind und wir mit voller Kapazität produzieren können.»
Lieferung mit dem «Eierbus»
Etwa die Hälfte der Eier gehen an Grossverteiler. Die andere Hälfte vermarkten die Ruschs selber. «Wir haben viele Stammkunden im Zürcher Oberland und in der Region Winterthur.» Neben grösseren Lebensmittelgeschäften wie Volg, Landi oder Denner, die lokale Produkte anbieten, gehören auch diverse Restaurants, Altersheime oder Schulen mit eigenen Kantinen, Tankstellen-Shops, Metzgereien und Bäckereien dazu. «In der Adventszeit nehmen vor allem die Bestellungen von Bäckereien stark zu», sagt Rusch. Ausgeliefert werden die Eier direkt vom Hof mit dem betriebseigenen Lieferwagen – von den Ruschs liebevoll «Eierbus» genannt. «So können wir garantieren, dass die Eier immer frisch beim Kunden ankommen.»
In der jetzigen Saison brauchen die Kunden vor allem frische Eier, um sie zum Backen zu verwenden. Zu Ostern sind hingegen mehr gekochte Eier gefragt. Diese sind etwas länger haltbar und können für eine gewisse Zeit gelagert werden. Das nutzen die Grossverteiler, um die Angebotsmenge an den Tagen mit der grössten Nachfrage hoch zu halten.
Seit einem Jahr in Saland
Den Betrieb in Saland führen Pascal und Angela Rusch erst seit Anfang 2017. «Der frühere Besitzer Hansruedi Stöckli wurde pensioniert. Darum suchte er einen Käufer für seinen Betrieb», sagt Pascal Rusch. Bevor er den Esterli-Hof kaufte, arbeitete der ausgebildete Geflügelzüchter bereits seit 15 Jahren in anderen vergleichbaren Betrieben. Von seinem Vorgänger in Saland konnten er nicht nur die ganze Infrastruktur, sondern auch gleich den ganzen Kundenstamm übernehmen. «Das war für uns natürlich eine einmalige Gelegenheit», sagt Rusch. Darum verkaufen sie ihre Eier auch weiterhin unter dem regional bekannten Namen «Stöckli-Ei».
Kunden wollen Freilandhaltung
Inzwischen haben sie den Betrieb vollständig auf Freilandhaltung umgestellt. «Bei uns haben alle Tiere die Möglichkeit sich frei zwischen dem Stall und der Weide zu bewegen.» Bei idealen Wetterbedingungen dienen die Wiesen neben den Stallgebäuden als Weidefläche. «Da im Moment Schnee liegt geht das natürlich nicht. Im Winter ist der Auslauf der Hühner auf den gedeckten Aussenbereich, den sogenannten Wintergarten, neben den Ställen beschränkt», sagt Rusch. Somit haben die Hühner trotz schlechter Witterung die Möglichkeit sich jeden Tag an der frischen Luft aufzuhalten.
Obwohl die Freilandhaltung mehr Platz benötigt, kam die klassische Bodenhaltung für die Ruschs nicht in Frage. «Die Tiere geben uns sehr viel. Da ist es doch das Mindeste, dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht, solange sie bei uns sind», sagt Angela Rusch. Doch es gibt auch wirtschaftliche Gründe, die für die Freilandhaltung sprechen. «Die Kunden sind heute stärker auf das Tierwohl sensibilisiert und bevorzugen überwiegend Freilandeier.»
Vom Küken bis zum Ei
Im Durchschnitt verbringen die Hühner etwa zwei Jahre auf dem Betrieb. Die Ruschs kaufen ihre Küken von einer Brüterei aus dem Kanton Aargau. Von dort werden die Küken – meist noch am selben Tag, an dem sie schlüpfen – an die Betriebe ausgeliefert. Bei Ruschs kommen die Küken dann in einen von zwei Aufzuchtställen. «Dort verbringen sie die ersten Monate. Nach etwa 18 Wochen werden sie legereif und ziehen in einen der Legeställe um», sagt Rusch. In den Ställen gibt es Nester, in welche die Hühner ihre Eier legen können. Vom Nest rollt das Ei auf ein Förderband und wird in den Vorraum am Ende des Stalls transportiert. Anschliessend werden die Eier von den verschiedenen Ställen in den Sortierraum gebracht. «Dort sortieren und verpacken wir die Eier in Handarbeit», sagt Angela Rusch. «Das ist keine leichte Arbeit bei 13’000 Eiern am Tag.» Neben den Ruschs arbeiten darum noch fünf weitere Personen auf dem Hof. «Bis die Eier ausgeliefert werden, haben wir sie mindestens fünf Mal in der Hand», sagt Rusch. Das sei wichtig, um die Qualität sicherzustellen.
Weitere Informationen sind auf der Website der Stöckli-Ei AG zu finden.