«Ästhetik ist für uns sehr wichtig»
Die Panels auf dem Dach des Einfamilienhauses der Villigers ist derzeit bläulich. «Das ist noch eine ältere Generation, die neusten Solarmodule sind anthrazit-farbig», sagt Martin Villiger. Er ist Besitzer und Geschäftsführer der in Dürnten ansässigen Installationsfirma Ch-Solar AG, die sich auf Photovoltaikanlagen spezialisiert hat. «Wir hoffen, dass in wenigen Jahren Solarzellen in allen Farben lieferbar sein werden. Mein eigenes Dach soll dann grasgrün werden.»
Wieso an der Farbe forschen, wenn man in die Effizienz der Anlagen investieren könnte? «Ästhetik ist für uns sehr wichtig. Der Flächengewinn durch schöne Anlagen wird einen grösseren Einfluss haben, als ein Quäntchen mehr Effizienz», sagt Villiger. Seine Vision sind komplett photovoltaik-verkleidete Fassaden. «Das würde die Solarstromproduktion im Winter – wenn Schnee auf den Dächer liegt und die Sonne tief steht – revolutionieren.»
Novum in der Schweiz
Vorerst ist der Dürntner aber noch vorwiegend mit Dächern beschäftigt. Damit ist er sehr erfolgreich: Für eine Anlage auf der Abtei St. Otmarsberg in Uznach hat Ch-Solar den Schweizer Solarpreis gewonnen. «Die Herausforderung bei diesem Projekt war das runde Dach der Abtei.» In der Schweiz sei etwas Ähnliches noch nie realisiert worden und auch international seien ihm keine Beispiele bekannt. «Der Preis ist eine schöne Anerkennung, aber stolz waren wir sowieso auf diese Anlage.»
Kraftwerk Einfamilienhau
Villiger hat Ch-Solar 2007 gegründet. Vorher war der gelernte Elektroingenieur und 15 Jahre lang Berufsschullehrer. Davor war er in der Forschung und Entwicklung tätig. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien wurde in den Siebzigerjahren währen seiner Zeit an der Fachhochschule geweckt. «Am Anfang des Studiums war ich ein AKW-Fan.» Aber irgendwann sei ihm klar geworden: «Kernenergie kann nicht die Lösung sein. Ich finde AKWs ethisch nicht vertretbar.» Dies auf Grund des Abfallberges, den man der nächsten Generation überlasse. Deshalb habe er begonnen, sich mit erneuerbaren Energien auseinanderzusetzen. «Zuerst hat mich Windenergie mehr interessiert. Aber dann habe ich festgestellt, dass sich mit der Solarenergie von der Scheune über das Einfamilienhaus bis zum Industriebau alles zu einem Kraftwerk machen kann», sagt Villiger.
«Kernenergie kann nicht die Lösung sein. Ich finde AKWs ethisch nicht vertretbar.»
Marin Villiger
Seine Firma zählt zwölf Mitarbeitende. Eine davon ist Daniela, die Jüngere seiner zwei Töchter. Dass sie den Betrieb übernehmen wird, denkt Villiger aber nicht. «Sie ist gelernte Polygrafin, damit fehlt ihr das technische Knowhow, das man als Geschäftsführer in dieser Branche braucht.»
Aufgewachsen ist Villiger auf einem Bauernhof in der Nähe von Uznach. «Vielleicht ist es mir deshalb so wichtig in ländlicher Umgebung zu wohnen und zu arbeiten», sagt Villiger. «In Dürnten kann ich am Feierabend noch auf den Bachtel spazieren, bin schnell in den Bergen aber auch schnell in der Stadt.» Es sei ihm wichtig gewesen, auch seine Firma hier anzusiedeln. «Ich lebe seit 30 Jahren in Dürnten, deshalb wollte ich hier und nicht woanders Arbeitsplätze schaffen.»
Nachhaltiges Wachstum
Ch-Solar installiert mittlerweile ungefähr 100 Anlagen im Jahr, die ein Megawatt Strom produzieren. Das entspricht dem ungefähren Stromverbrauch von 200 Einfamilienhäusern. Villiger sagt, die Anzahl Anfragen steige konstant. «Wir müssen auch Aufträge ablehnen, weil wir zu wenig Kapazität haben.» Momentan sind für die Firma drei Installationsteams im Einsatz. «Natürlich könnten wir das Hals über Kopf auf vier erhöhen, aber nachhaltiges Wachstum braucht Zeit.» Sein Ziel sei es, bis in einem Jahr ein weiteres Team zu beschäftigen. «Kompetente Leute zu finden und einzuarbeiten ist jedoch eine der grössten Herausforderungen in dieser Branche», sagt Villiger. Er ist überzeugt, dass der Aufschwung nicht nur ein Hype ist: «Ich denke, dass in 50 Jahren fast jedes Haus eine Solaranlage haben wird.»