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Status Quo, deutsche Groupies und Stromschläge

Der Sänger von Status Quo ist sein Kumpel, ein Stromschlag kostete ihn fast das Leben, beim deutschen Plattenlabel Polydor stand er unter Vertrag. Für «Züriost» blickt der Dürntner Gitarrist Larry Schmuki auf wichtige Stationen seines Musikerlebens zurück.

Spielt seit 50 Jahren den Blues: Der Dürtner Gitarrist Larry Schmuki. (Archivbild: Seraina Boner), Spielt seit 50 Jahren den Blues: Der Dürtner Gitarrist Larry Schmuki. (Archivbild: Seraina Boner)

Status Quo, deutsche Groupies und Stromschläge

1967
Alles beginnt im Wetziker Kirchenpark. Larry Schmuki und sein Freund Roger Burnens schnappen sich lieber ihre Klampfen, als den Konf-Unterricht zu besuchen. «Dazu kauften wir uns eine Flasche Rioja für 90 Rappen und bluesten im Park vor uns hin», erzählt Schmuki. Burnens nimmt Stunden. «Ich nicht. Meinen Eltern war es zu teuer. Also brachte er mir jeweils bei, was er gerade selber gelernt hatte.» Wir gründeten eine Band mit recht exotischem Equipment. Die Pauke des Schlagzeugs ist eine alte Hutschachtel. Das Pedal dazu bastelt Schmuki aus Meccano-Spielzeug. Und als Verstärker nutzen die Gitarristen alte Radios. 1967 steigt der erste Gig der beiden mit ihrer Band Break-Up im Jugendhaus Uster zu dessen Eröffnung.

1968
… ist das Jahr der ersten rechten Gitarre und des ersten anständigen Verstärkers für Schmuki. «Ich spielte damals neben meiner Band King Bees Tanzmusik mit dem Fritz Widmer Sextett aus Wetzikon», erzählt er. «Dank dieser Einnahmen konnte ich mir das Equipment leisten.» Denn als Lehrling verdient er im ersten Lehrjahr 50 Franken pro Monat, im zweiten 100. «Und ein Tanznachmittag in Winterthur spülte mir gleich 200 Stutz in die Kasse.» Seine Musik sei das nicht. «Aber der Zweck heiligte die Mittel.»

1969
Im Woodstock-Jahr schneit es dem jungen Oberländer Bluesmann einen internationalen Plattenvertrag mit Polydor ins Haus. Larry Schmuki ist aktuell mit der Band Tee Mac United unterwegs und macht zwei Jahre lang auf Berufsmusiker ohne festen Wohnsitz. Mit der Band tourt er durch ganz Europa, spielt manchmal als Headliner, dann wieder im Vorprogramm anderer Polydor-Bands, etwa Silver Convention. «Mit Tee Mac spielten wir überall – etwa am Münchner Blow Up Festival.»

«Aber ich habe ihr nur die Hand geschüttelt. Ganz ehrlich»

Larry Schmuki über das Treffen mit dem deutschen Groupie Uschi Obermaier

Dort trifft er sogar das berühmteste deutsche Groupie, Uschi Obermaier. «Aber ich habe ihr nur die Hand geschüttelt. Ganz ehrlich», sagt er. Die Sache mit Polydor hat einen Haken. «Die Plattenfirma schaute gut zu uns. Überall lebten wir auf Kost und Logis. Aber am Schluss hatten wir keinen Rappen in der Hand.» Als er nach zwei Jahren wieder nach Hause kommt, hat er Schulden. «Der Strom war abgestellt. Telefon, alles unbezahlt – und ich hatte kein Geld.»

1970
Larry Schmuki gründet parallel zur Band Tee Mac United sein Blues-Trio Trust. Und – ebenfalls parallel dazu – fährt er für den Konzertveranstalter Goodnews die Stars herum. So trifft er die Rocker von Status Quo, die sein Trio kurzerhand als Vorband für drei Konzerte in der Schweiz engagieren. «Das war ein grosses Erlebnis und wir wurden zu Freunden.»

Sänger Francis Rossi lädt ihn gar zu sich nach Hause in London ein. «Er sagte, ich solle einfach an der Türe klingeln, wenn ich mal in der Gegend sei. Als ich das war, klingelte ich und er öffnete.» Auch danach treffen sich die beiden immer wieder.

1971
Tee Mac United landet ihren grössten Hit: «I travelled all the way to stay». Die einzige Single-Auskopplung, die Schmuki miterlebt. Und in Europa floppt das Vinyl-Ding ziemlich. Dafür sorgt es in Nigeria für Aufsehen. «Unser Flötist und Sänger war Halbnigerianer», sagt Schmuki.

«Er war da drüben recht bekannt. Zumal er mit Cream-Schlagzeuger Ginger Baker beim Projekt ’In Africa’ mitgemacht hatte.» In Afrika spielt Schmuki allerdings nie. «Hat sich nicht ergeben.» Zudem steigt er bei Tee Mac United aus. «Die Band hatte sich vom Blues wegentwickelt. Ich hatte das Interesse verloren.»

29. Mai 1971
Dafür startet Trust durch. Mit dem Auftritt am Pop-Monster 71 in Wetzikon geht es richtig los. Deep Purple ist an diesem 29. Mai die Hauptband des Abends. Auf der Bühne stehen aber auch Bands wie Golden Earring oder Krokodil. «Von Deep Purple sahen wir nichts. Aber wir bekamen das Drama mit, als Gitarrist Ritchie Blackmore sich weigerte, auf die Bühne zu gehen, bis man ihm eine Flasche Whisky brachte.»

In den nächsten Jahren folgen viele Konzerte an der Seite grosser Musiker. Züri-West sind gar mal die Vorband von Trust. Einmal spielen Trust vor Luther Allison, ein ander Mal vor der Climax Blues Band oder an Events mit Alvin Lee, Eric Burdon, Canned Heed oder Dr. Feelgood und viermal am Out in The Green Festival in Frauenfeld.

1975
Larry Schmuki heiratet seine Beatrice, die er schon vom Schulhof kennt und mit der er seit 1970 zusammen ist. Eine Ehe, die hält. «Wir haben drei Kinder und sieben Enkel – und wir sind noch immer glücklich», sagt er. «Ich hatte Glück. Sie versteht meine Musikerseele und gab mir den Raum dafür.»

1989
Die 1980er-Jahre erweisen sich für eine Bluesband als schwieriges Pflaster. «Die Anfragen nahmen ab, wir mussten für Auftritte mehr investieren», erzählt Schmuki. Ein Highlight soll der Auftritt im Vorprogramm der Climax Blues Band am 17. Oktober 1989 im Musictemple Z33 beim Central in Zürich werden.

«Die Band war so ziemlich die ekligste, die ich je kennengelernt hatte.»

«Ich war ein Fan, hatte all ihre Platten. Als wir angefragt wurden, verschlug es mir fast den Atem», erzählt Schmuki. Doch dann folgt die Ernüchterung. «Die Band war so ziemlich die ekligste, die ich je kennengelernt hatte.»

Als Vorband dürfen die Trust-Männer die Mikrofonständer keinen Millimeter verschieben. «Die Verstärker mussten wir irgendwo an der Seite platzieren, so dass wir uns kaum hörten.» Und in der Umkleidekabine sind sie nicht erwünscht. «Wir mussten uns auf dem WC umziehen.» Schmuki ist stinkesauer. «So sauer, dass ich seither keinen einzigen Song der Climax mehr gehört habe.»

1990
Moorgarten. Auftritt. Die Jungs von Trust haben alles sauber verkabelt. Larry kommt wegen eines vorhergehenden Auftritts mit seiner zweiten Band, Hamp Goes Wild, etwas später zur Location. Seine Mitmusiker lassen den gelernten Feinmechaniker die Installation prüfen. Er gibt das Okay. Die drei schalten den Strom ein. Ein Knall, ein Brutzeln, Gestank und Rauch. Das gesamte Equipment ist hin.

«Der Elektriker spies versehentlich 380 statt 220 Volt in die Dose ein.» Das Einzige, das überlebt: Larrys 1966er Marshall Verstärker. Das Desaster wäre perfekt, wenn nicht Hamp Goes Wild im Nachbarsdorf noch am Abräumen wäre und Trust auf deren Equipment zurückgreifen könnte. Danach heisst es allerdings: alles neu anschaffen.

«Der Elektriker spies versehentlich 380 statt 220 Volt in die Dose ein.»

1995
Noch so ein Desaster. Casinasco, Piemont. Larry Schmuki ist bereit für den Soundcheck. Strom ein, der Griff zum Mikro. Bam! Ein Stromschlag und Schmuki haut es in die Ecke. 220 Volt, direkt ins Gesicht.
Ein Verkabelungsfehler, der Schmuki fast das Leben gekostet hätte. Er vertagt den Gig lediglich, legt sich 30 Minuten lang hin und steht wieder auf, um doch noch zu spielen. «Seither teste ich das Equipment vor jedem Konzert mit einem Phasenprüfer.»

2000
Trust ist Geschichte. Das Abschiedskonzert findet in Wetzikon statt. Larry Schmuki sagt seinen Freunden und seiner Band schweren Herzens Goodbye. «Ich hatte mir überlegt, die beiden Aussteiger zu ersetzen und als Trust weiterzumachen.» Aber nach gut 30 Jahren in immer derselben Formation sei das nicht gegangen. «Man kann solche Musiker, solch eine Geschichte nicht einfach ersetzen.»

Er bildet eine neue Band, hat bereits die Musiker am Start. Dann sagt sein langjähriger musikalischer Weggefährte, Markus Fritsche, eines Tages, er würde gerne mit Larry etwas auf die Beine stellen. «Kurzerhand blies ich das andere Projekt ab. Es stimmte ohnehin nicht so richtig.» Fritzsche bringt gleich noch den Drummer, Beat Aschwanden, mit. Das ist die Geburtststunde von Larry’s Blues Band.

Larry Schmucki’s Auftritt im Wetziker Scala anno 2010. (Quelle: youtube.com)

2015
Larry Schmuki tritt mit seinem Trio und einigen Freunden im Scala Wetzikon auf und hat einen Geheimplan: Er lässt seinen Sohn, den Tontechniker, das gesamte Konzert aufzeichnen. «Allerdings ohne das Wissen, meiner Mitmusiker. Man ist nervöser, wenn man weiss, dass daraus eine CD entstehen soll. Das wirkt sich auf den Sound aus.» Die Aufnahmen gelingen – und Larry bastelt daraus ein Album. «Larry’s Blues Band and Friends Live at Scala».

2017
Das Album ist endlich fertig produziert und bereit fürs Publikum. Larry feiert im Rahmen der CD-Taufe vom Samstag, 21. Oktober, sein 50-jähriges Bühnenjubiläum mit zwei Sets. Das erste besteht aus neuen und alten Songs, die nicht auf der Platte sind. Das zweite Set ist die Platte – also eine Art Wiederholung des Gigs von 2015. «Aber ein bisschen anders», verspricht Schmuki.

Larry Schmuki feiert am Samstag, 21. Oktober sein 50-jähriges Bühnenjubiläum mit einem Konzert im Wetziker Scala.

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