Der talentierte Taktgeber
In Pius Baschnagels Arbeitszimmer in Zürich stapeln sich die Noten. Der Musiker ist ein gefragter Jazz-Schlagzeuger. Bei ihm geht Projektanfrage um Projektanfrage ein. So hat sich der 47-Jährige um die Welt getrommelt, tourte durch Litauen, Israel, China, Holland, Rumänien, Ukraine und – dieser Auftritt blieb ihm besonders im Gedächtnis – im Oman. «Der Sultan von Muskat ist ein Fan von Kirchenorgeln und veranstaltet einmal im Jahr ein Konzert, damit seine Orgel im Schuss bleibt.»
Inbrünstige Jazzformation
Auch in der Schweiz ist der Berufsmusiker gefragt. Soeben ist er von einer Tour mit Pepe Lienhards Argovia Bigband zurückgekehrt und auch mit seinen eigenen Bands, wie etwa der Baschnagel Group, gibt er regelmässig Konzerte. Ein Blick in seine Agenda zeigt: An Engagements fehlt es dem Schlagzeuger nicht. «Ich spiele im Schnitt drei Konzerte pro Woche.» Diese kämen «ganz bequem» zusammen: «Ich erhalte Anfragen und meine Aufgabe ist es zuzusagen und zu planen», sagt der Musiker, der in Effretikon aufgewachsen ist.
Seinem Vater – einem Hobby-Saxofonisten und Jazz-Liebhaber – verdankte er seine Musikaffinität. «Er nahm mich an Tambouren-Proben mit und gab mir Xylofon-Unterricht.» Mit zehn Jahren fing Baschnagel mit Schlagzeug spielen an, trat in die Stadtjugendmusik Illnau-Effretikon ein und traf andere musikbegeisterte Jugendliche. «Dazu zählen der heute in den USA erfolgreiche Musikproduzent Thomas Feurer oder mein Bruder Daniel, ein gefragter Trompeter.» Mit den anderen «Angefressenen» gründete er Bands und gab Jazzrock-Konzerte. «Wir spielten inbrünstig und nur, was uns gefiel.»
Baschnagel begann eine Ausbildung als Primarlehrer und spielte in verschiedenen Bands. Darunter das Effretiker Projekt «Conaction». Er zog nach Zürich und unterrichtete weiterhin Effretiker Primar- und Schlagzeugschüler.
Nach seiner Ausbildung ging er für ein Jahr ans Musicians Institute in Kalifornien, wo er mit Musikern, Genres und Menschen aus der ganzen Welt in Berührung kam. «So konnte ich Kontakte knüpfen, die bis heute halten.» Doch auch in der Schweiz traf er auf Weggefährten, die das Talent des versierten Trommlers erkannten und ihn engagierten und unterstützten. «Pepe Lienhard holte mich in seine Swiss Army Big Band und hat mich jahrelang gepusht.» Auch der verstorbene Pianist George Gruntz war ein Ziehvater Baschnagels. «Ich bin dankbar, dass mir Schlüsselpersonen Wege ebneten.»
Berufsmusiker aus Leidenschaft
Auch Baschnagel liegt die Förderung junger Talente am Herzen. Seit elf Jahren unterrichtet er Rhythmik und Schlagzeug an der Zürcher Hochschule der Künste. Seinen Entscheid Berufsmusiker zu werden, hat er niemals in Frage gestellt. «Ich könnte mir nichts anderes vorstellen.» Auch wenn er einräumt, dass es mühsame Momente gibt, etwa wenn er mit dem Schlagzeug in den vierten Stock müsse. «Doch die Momente auf der Bühne sind einfach unbezahlbar.»
Wer einen solchen Moment miterleben will, hat am Drumfestival am Sonntag, 17. September ab 11 Uhr, im Zürcher Kaufleuten Gelegenheit dazu. Dann teilt sich Pius Baschnagel die Bühne mit namhaften Drummerinnen und Drummer aus dem In- und Ausland.
www.drumfestivalswitzerland.com