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Von der Drogistin zur Pianistin

Sie spielt an Konzerten für Frühaufsteher und erteilt Klavierunterricht: Die Pfäffiker Pianistin setzt voll auf Musik. Als Lehrerin möchte sie von ihren Schülern auch etwas zurückbekommen.

Barbara Zollinger engagiert sich in verschiedenen Ensembles und hat das Klavierspielen zum Beruf gemacht. (Bild: Susanne Aebersold)

Von der Drogistin zur Pianistin

«Ich spüre in der ersten Minute, ob meine Schüler gut drauf sind», sagt Barbara Zollinger. Die 43-jährige Klavierlehrerin unterrichtet bei sich zuhause in Pfäffikon und an der Musikschule Uster Kinder und Erwachsene. «Eine entspannte Atmosphäre ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Klavierlektion», sagt Zollinger. «Ein Mädchen fing während des Spiels plötzlich an zu weinen und erzählte mir, dass sie privat Sorgen habe.» Und ein Junge, der sein Stück mehr schlecht als recht spielte, antwortete aufgebracht: «Ja, ich gebe zu, ich habe überhaupt nicht geübt.» 

Um Fortschritte zu machen, sei das Üben oder anders gesagt das Training zuhause Voraussetzung. Dabei hätten die Schüler ein grosses Mitspracherecht, was die Stücke betreffe. «Von Mozart bis zu zeitgenössischer Musik ist fast alles möglich.» 

Viel musiziert und gesungen

Oft arbeitet Zollinger mit ihren Schülern Strategien aus, wie üben Spass machen kann. Für sie sind die Klavierlektionen ein Geben und Nehmen. Nicht nur der Schüler, auch sie als Lehrerin stecke viel Energie hinein. «Da möchte ich als Lehrerin auch etwas zurückbekommen.» Wenn sie etwas auf die Palme bringe, und das passiere selten, dann Schüler, die unbeteiligt wirken. «Ein gewisses Engagement muss vorhanden sein.» 

Zollinger hat im Alter von 11 Jahren mit dem Klavierspiel begonnen. «Wir haben zuhause immer viel musiziert und gesungen.» Dass sie die Musik später aber mal zum Beruf machen würde, zeichnete sich damals noch nicht ab. Zollinger machte eine Ausbildung zur Drogistin, spielte daneben aber immer Klavier. Eines Tages spürte sie, dass beides nicht mehr länger vereinbar war. «Ich investierte viel Zeit in die Musik und wollte dabei weiterkommen.» Deshalb setzte sie voll auf die Karte Klavier. Sie studierte an den Konservatorien Zürich und Lugano, wo sie das Konzertdiplom erlangte. 

Spielen zwischen Plastiken

Die Pfäffikerin spielt in diversen regionalen Ensembles mit Schwerpunkt Klassik. Ausserdem ist sie Mitglied der vor einem Jahr gegründeten Künstlergruppe «Musiker für Pfäffikon». Dies ist eine freie Gruppierung von Musikerinnen und Musikern aus verschiedenen Stilrichtungen. Die Frühaufsteherkonzerte, die im Juni während einer Woche jeden Morgen um 7 Uhr im Atelier Dati abgehalten wurden, werden jährlich organisiert. «Zwischen grossen Eisenplastiken feine Töne zu spielen, ist eine wunderbare Erfahrung», sagt Zollinger. 

Daneben arbeiten die sechs Berufsmusiker auch an der Idee, verschiedene Quartiere in Pfäffikon zu bespielen und Altersheime zu besuchen. Neben Klavier, Flöte, Cello und Gitarre gehören momentan eine klassische und eine Jazzsängerin zur Gruppierung. Aus den «Musiker für Pfäffikon» sind nun auch selbständige Ensembles entstanden, dies im Sinne der Vernetzung. So geht Barbara Zollinger im Herbst mit der Mezzosopranistin Nevena Rouben auf Konzerttournee.

Die Pfäffikerin ist mit ihrem Leben rundum zufrieden. «Familie, Konzerte und meine Lehrtätigkeit sind genau das, was ich mir wünsche.» Auf die Frage, ob sie denn beruflich noch etwas locken könnte, meint sie: «Wenn mich das Zürcher Kammerorchester anfragen würde, könnte ich schlecht nein sagen.»

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