So stellt sich Fabian Molina seine Aufgabe im Kantonsrat vor
Nachdem Sie im Frühling des letzten Jahres das Juso-Präsidium abgegeben haben, ist es ruhig um Sie geworden. Nun kehren Sie in die Politik zurück. Mit welchem Gefühl?
Fabian Molina: Es hat gut getan, einen Schritt zurück zu machen und etwas Abstand zu gewinnen. Als ich von Sabine Siebers Rücktritt erfahren habe, habe ich gemerkt: Ich habe wieder richtig Lust auf Politik. Mir ist bewusst, dass ich in grosse Fussstapfen trete. Sabine hat sehr gute Arbeit im Kantonsrat geleistet.
Inwiefern?
Sabine hat einen grossen Erfahrungsschatz und hat viel unter einen Hut gebracht – sie war Hauswirtschaftslehrerin, Gemeindepräsidentin, und sie führt ein Seminarhotel. Im Kantonsrat hat sie die Anliegen der SP und die Interessen der ländlichen Bevölkerung als Mitglied der Finanzkommission gut vertreten. Das will ich weiterziehen. Aber ich habe Respekt vor dieser Aufgabe.
Wie nahe sind Sie denn am Puls dieser ländlichen Bevölkerung?
Sie haben in letzter Zeit ein urbanes Leben geführt, studierten in Madrid. Ich war sechs Jahre lang Mitglied des Grossen Gemeinderats. Aus dieser Zeit habe ich viel mitgenommen. Ich verfolge auch heute noch mit Interesse, was in Illnau-Effretikon passiert. Und ich bin nach wie vor aktives Mitglied meiner lokalen SP-Sektion.
In welchen Bereichen wollen Sie sich engagieren?
Wir müssen die Sicht der Arbeitnehmer ernst nehmen. Wegen der bürgerlichen Abbaupolitik läuft einiges schief. Schüler gehen auf die Strasse, weil das Geld für die Bildung zusammengekürzt wird. Oder im Service Public: Eben erst hat die Post bekannt gegeben, dass sie weitere Filialen schliessen will. Für die ländliche Bevölkerung ist das eine katastrophale Entwicklung. Oder nehmen wir die Oberlandautobahn, die nun tatsächlich gebaut werden soll. Gleichzeitig wird im Öffentlichen Verkehr gespart. Das geht doch nicht.
In Illnau-Effretikon waren Sie einer von 36 Parlamentariern. Im Kantonsrat sind Sie einer von 180. Wie wollen Sie sich bemerkbar machen?
(Lacht) Ich glaube, es geht nicht in erster Linie darum, sich bemerkbar zu machen. Es ist keine gute Idee anzutreten und zu denken, man mache alles besser. Die SP-Fraktion leistet gute Arbeit. Daran werde ich anknüpfen.
Sie sagten einmal, Ihre Rolle in der Politik sei die des Störenfrieds. Ziehen Sie diese Haltung in den Kantonsrat weiter?
Ja, diese Rolle habe ich gelebt, vor allem in meiner Zeit als Juso-Präsident. Im Kantonsrat wird es wohl anders sein. Man muss Kompromisse eingehen. In einem bürgerlich dominierten Parlament ist es eine Herausforderung für die SP, ihre Anliegen durchzubringen.
Auf welchen politischen Gegner im Kantonsrat freuen Sie sich besonders?
Ich freue mich auf viele gute Auseinandersetzungen. Gespannt bin ich, wie sich Benjamin Fischer (SVP, Volketswil) im Kantonsrat eingelebt hat. Wir haben schon zusammen die Schulbank gedrückt. Die Diskussionen mit ihm werden sicher spannend.
Sabine Sieber (SP) tritt aus zeitlichen Gründen aus dem Kantonsrat zurück. «Die Doppelbelastung war sehr hoch», sagt Sieber, die in Sternenberg das Seminarhaus Alter Steinshof führt. «Ich musste Prioritäten setzen und habe mich darum für meinen Betrieb entschieden.» Diese Schritt sei ihr nicht leicht gefallen. «Aber ich wusste, dass mit Fabian Molina ein motivierter junger Mann in den Startlöchern steht, der seine Sache gut machen wird.»
Sieber ist seit 2010 Kantonsrätin und Mitglied der Finanzkommission. «Es war eine spannende Zeit», sagt sie. «Ich konnte viele Begegnungen über die Parteigrenzen hinaus machen. Das hat mir gefallen.» Sie hätte sich gerne mehr eingebracht, doch dafür habe ihr wegen ihres Gastrobetriebs oft die Zeit gefehlt. «Beruflich engagiert zu sein und gleichzeitig Politik zu machen, liegt auch aus finanziellen Gründen fast nicht drin. Das ist ein Fehler im System.» Was ihr in all den Jahren aufgefallen ist: «Im Kantonsrat muss man viel lobbyieren, um etwas zu erreichen. In der Opposition ist das schwierig. Aber man gewöhnt sich daran», sagt Sieber. «Im Parlament wird sehr viel geredet, es geht nur langsam vorwärts. Ich bin aber eine Macherin.» Darum denkt sie gerne an ihre Zeit als Gemeindepräsidentin von Sternenberg zurück: «Ich war sehr nah bei den Leuten.»
Künftig will sie sich voll auf den Alten Steinshof konzentrieren. Mit der Politik habe sie fürs Erste abgeschlossen, sagt Sieber. In die Kommunalpolitik zurückzukehren, könne sie sich nicht vorstellen.