So floriert die ehemalige Fabrik im Tobel
In der Beschriftungs- und Digitaldruckerei «Plotteria» auf dem Areal im Tobel druckt der Plotter auf Hochtouren: Gerade läuft das Werbebanner für den Tag der offenen Türe vom Samstag über die Rollen. Areal-Verwalter Urs Neukom und Plotteria-Geschäftsinhaber Daniel Pellaton stehen dabei, sprechen über den Farbton und planen letzte Schritte für weiteres Druckgut.
Man kennt sich gut: Die Plotteria ist eine von über 50 Firmen, die auf dem Areal der H. Neukom AG eingemietet sind. «Um zu zeigen, wie wir die Fabrikanlagen umgenutzt haben, laden wir zum Tag der offenen Tür ein», sagt Neukom. Der Anlass wird von einem Rahmenprogramm – wie einem Markt, Kinderaktivitäten und einem Unterhaltungsprogramm – abgerundet.
Mit Latexschaum begonnen
Neukom muss gleich weiter: Im Gebäude gegenüber hat die Firma «Holz2» ein Anliegen. Auf dem Weg dorthin erklärt der 61-Jährige den Werdegang der Schaumstofffabrik zu 50 Firmen und Vereinen in Gebäuden mit einer Betriebsfläche von 15’000 Quadratmetern – auch wenn er lieber über die heutige Situation als die Vergangenheit spricht. Die Geschichte des Tobels ist aber eng mit seiner verknüpft: Sein Vater, Hans Neukom, kaufte 1952 einen Teil der ehemaligen Textilfabrik auf, die Tricotstoffe produzierte. Die Lage am Mülibach war dafür ideal, da das fliessende Gewässer günstig Strom für die Maschinen lieferte.
Heute steht von der ursprünglichen Fabrik nur noch der runde, weissliche Kamin, der hinter dem mittleren Gebäude emporragt. Hans Neukom begann mit der Produktion von Latexschaum für Sitzpolster und Matratzen, einige Jahre später kam die Fertigung von Liegestellen für Zivilschutzanlagen dazu. Um der Nachfrage gerecht zu werden, errichtete er schrittweise weitere Gebäude.
1984 übernahm der heutige Eigentümer und Verwalter Urs Neukom nach dem frühen Tod seines Vaters die Firma. Urs Neukom erinnert sich: «Grosse Investitionen in eine neue Latexschäumanlage brachten Schwierigkeiten mit sich, später waren Entlassungen notwendig und eine Neuausrichtung war gefragt.»
Umnutzung begann 1997
Aus der Not machte Urs Neukom eine Tugend: Er fing an, die leer stehenden Flächen zu vermieten. «Theoretisch könnte man heute problemlos auf dem Areal leben», sagt er und lacht. «Vom Schreiner über ein Restaurant bis hin zu einer Spielgruppe und Yogastunden findet sich hier alles.» Aus anfänglich wenigen Mietern ist heute eine Vielfalt an Firmen und Vereinen geworden.
Darum ist das Logo des Areals ein stilisierter Regenbogen: «Platz finden hier alle, man kann – wenn man will – Synergien nutzen, muss aber nicht. Malateliers beispielsweise haben andere Bedürfnisse als Werkstätten – dem versuchen wir gerecht zu werden», so Urs Neukom. Entsprechend sind die Räume völlig unterschiedlich genutzt.
Über 100 Arbeitsplätze
Urs Neukom tritt in die Schreinerei Holz2, die mit 1000 Quadratmetern flächenmässig die grösste Mieterin ist. «Früher», sagt Urs Neukom, «befanden sich hier die Schweissautomaten des Metallbaus der Zivilschutzabteilung. Heute werden hier Möbel produziert.»
Nur ein Stockwerk weiter oben erteilt Barbara Bamert- Stemmle Malkurse. «Ich schätze, dass man die Kontakte unter den Mietern pflegt», sagt die Kunstschaffende. Zu sehen, dass alles gewachsen ist, sei ein gutes Gefühl, sagt Neukom. «Fertig sind wir aber noch lange nicht: Über 90 Prozent der Gesamtfläche sind vermietet, es stehen aber noch weitere Sanierungsschritte und Umbauten an.»
Am Schönsten für ihn ist aber: Heute arbeiten wieder mehr als 100 Personen auf dem Areal –genauso viele, wie zu der Zeit, als die H. Neukom AG florierte.
Tag der offenen Tür, 13. Mai, ab 10 Uhr.