«Wer sich in der Gegend nicht auskennt, findet uns nie»
«Es ist eine Katastrophe», sagt Daniel Baumann aus Mesikon. «Erst vorgestern hat uns eine Frau angerufen, die unsere Adresse nicht gefunden hat.» Baumann ist Landwirt und hat einen Legehennenbetrieb. Die Eier verkauft die Familie teils direkt ab Hof. «Wir sind darauf angewiesen, dass die Kunden uns finden.»
Das sei aber schwierig, denn um die Adressen zahlreicher Einwohner von Horben und Mesikon herrsche Verwirrung. Manche seien im Telefonbuch unter Agasul aufgeführt –ebenfalls eine Illnau-Effretiker Aussenwacht –, manche unter Illnau. Sogar Leute, die im selben Haus wohnten, seien unter unterschiedlichen Ortsteilen aufgelistet.
Notfälle in Horben und Mesikon
«Die Weiler Horben und Mesikon gibt es seit einigen Jahren leider nicht mehr im Telefonbuch», so Baumann. Neben Illnau und Effretikon seien aber Aussenwachten wie Bisikon oder Agasul noch aufgeführt. In den Online-Telefonbüchern wiederum ist Baumann weder unter Illnau noch Effretikon aufgelistet, sondern nur unter Agasul. «Wer sich in der Gegend nicht auskennt und kein gutes Navigationsgerät hat, findet uns nie.»
Nicht nur bei Kunden sorge die uneinheitliche Regelung für Verwirrung, sondern auch bei der Sanität, wie Baumann sagt. Weil seine Mutter unter Atemnot litt, alarmierte er vor ein paar Jahren den Rettungsdienst. «Wir sahen den Wagen an der Abzweigung zu uns vorbeifahren – in Richtung Agasul. In so einer Situation dreht man fast durch.» Erst nach einem Umweg sei die Ambulanz bei ihrer Adresse angekommen.
«Das ist auch bei einem Notfall mit meinem Vater passiert.» Ähnliche Situationen hat auch Ruth Rüegg-Kuhn, die seit 47 Jahren in Horben wohnt, beobachtet. Zuständig für die Region Illnau-Effretikon ist der Rettungsdienst Winterthur, koordiniert werden die Einsätze aber von Schutz und Rettung der Stadt Zürich.
Weil sich weder Rüegg-Kuhn noch Baumann an das Datum und die genaue Zeit des Einsatzes erinnern können, kann Mediensprecher Ivo Bähni die Fälle nicht bestätigen. Grundsätzlich seien die Adressen bei ihnen aufgrund von Geodaten hinterlegt, die sich auf die Meldung der Gemeinde bezögen. Sie würden regelmässig aktualisiert. «Bei jedem Notruf wird zudem beim Hilfesuchenden der genaue Notfallort erfragt und am Schluss nochmals verifiziert.»
«Komplizierte Sache»
Wie es zu den verwirrenden Angaben bei den Adressen kam, darüber können die Betroffenen nur rätseln. «Vielleicht liegt es daran, dass Agasul bis 1991 eine eigene Poststelle hatte», vermutet Ruth Rüegg-Kuhn. Auch Christos Bräunle, Mediensprecher von Localsearch, kennt die Ursache für die uneinheitliche Adressierung nicht. Das Unternehmen ist zuständig für das gedruckte Telefonverzeichnis Localguide und die Online-Plattformen search.ch und local.ch.
«Die Sache ist kompliziert.» Die Politischen Gemeinden würden nicht immer mit den Postorten übereinstimmen. «Und Illnau-Effretikon hat zwölf Ortsteile.» Localsearch verwendet laut Bräunle vor allem Daten, die Kunden beim Abschluss von Telefonverträgen angegeben haben. Diese seien durch die Adressdaten der Post plausibilisiert.
Deshalb unternehme Localsearch keine grosse Änderungen betreffend der Horbener und Mesiker Adressen. Neu werde aber der Hinweisort Horben bei Illnau korrigiert in Horben bei Agasul. Das mache mehr Sinn, weil die Einträge den Postort Agasul enthielten und grösstenteils automatisch im Verzeichnisort Agasul publiziert würden.
Hoffen auf einheitliche Lösung
Bei der Gemeinde Illnau-Effretikon herrsche keine Verwirrung wegen der Adressen, sagt Stadtschreiber Peter Wettstein. Die amtlichen Adressen aller Einwohner seien in der städtischen Datenbank verzeichnet. «Die Telefonbücher haben wir aber nicht im Griff.» Er empfehle, überall die amtliche Adresse anzugeben.
Auch in den Online-Telefonbüchern, wo man selbst Anpassungen an den Einträgen vornehmen kann. Bei Localsearch können Betroffene Fehler über eine kostenlose Telefonnummer melden. Die Einwohner von Horben und Mesikon hoffen, dass ihre Adressen in Zukunft einheitlich verzeichnet sind. «Es kann doch nicht so schwer sein, das in Ordnung zu bringen», sagt Rüegg-Kuhn.