Der lange Weg zum einfachen Käse
Wenn Beat Köpfli und Jeannine Fuhrer bei Natürli in Saland im Akkord einen Laib Brie mit dem Draht aufschneiden und ihn danach mit Scheiben von Liechtensteiner Jersey-Blue-Blauschimmelkäse belegen, sieht alles so einfach aus. Eine Art Puzzlespiel. Rechteckige Jersey-Blue-Scheiben sollen den kreisförmigen Bäretswiler Brie im Durchmesser von gut 30 Zentimetern bedecken.
Da müssen sie hier ein bisschen zupfen, dort ein bisschen schneiden. Zwei Käsesorten, drei Schichten, keine weitere Zutat. Das ist keine Hexerei. «Das Rezept ist simpel», sagt Köpfli. Und doch sei es nicht von einem Tag auf den anderen entstanden. «Darüber haben mehrere Köpfe gebrütet.»
«Wenn man sie aufeinander loslässt…»
Seit gut zwei Wochen ist der Brie Bleu auf dem Markt. Die Idee des Produkts ist allerdings schon zwei Jahre alt. «Wir nahmen mindestens vier Anläufe», sagt Fredy Bieri, Geschäftsführer der Natürli AG in Saland. Es gab Probleme. «Zwei Käsesorten heisst: zwei lebendige Produkte. Wenn man sie aufeinander loslässt, kann vieles passieren.» Mal habe der Brie gelitten, dann wieder der Jersey Blue.
Für Bieri war klar: Der Brie wird nicht angetastet. «Wir mussten also mit dem Blauschimmelkäse pröbeln.» Mit seinem Reifegrad, den Temperaturen und dergleichen. Zu viel will er nicht verraten, denn das Rezept ist einmalig. «Auf dem Markt gibt es bislang kein vergleichbares Produkt.» Affinagen mit Blauschimmelkäse existieren zwar. «Aber keine mit Brie oder vergleichbarem Weissschimmelkäse.»

Für Blauschimmel-Fans
Er ist überzeugt, dass das neue Produkt einen festen Platz im Verkauf erhält. «Klar: Es spricht nur die Liebhaber von Blauschimmelkäse an. Aber für sie ist es eine perfekte Ergänzung zum bislang eher kargen Angebot.» Der Blauschimmelkäse werde in der Kombination mit dem Brie äusserst lieblich. «Dadurch kann der Käse sogar ein breiteres Publikum abholen als klassische Blauschimmelkäsesorten.»
Dass der Kleinbäretswiler Brie dafür die Basis ist, hat seine Gründe. «Der Brie ist ein sehr guter Bergkäse, der ein schönes Grundaroma hat, dabei aber gut kombinierbar bleibt.» Die Herstellung des Bries sei anspruchsvoll. Der Bäretswiler Käser, Peter Schneider, sei aber ein hervorragender Produzent. «Er arbeitet mit Herzblut. Und er bringt eine hohe Konstanz in die Produktion.» So sei der Brie die ideale Basis für die Affinagen, die Natürli kreiert hat.
Der Brie Blue ist da nur die jüngste von einer ganzen Reihe von Brie-Kreationen. Ein Teil davon ist jeweils saisonal erhältlich, der Rest das ganze Jahr. Aktuell habe man eine grössere Auswahl am Start als üblich, sagt Beat Köpfli. Nebst dem Brie Bleu sind das derzeit Käse-Affinagen mit Aprikosen-, Chili-, Trüffel- und Bärlauch-Füllung. «Der Brie Bleu ist darin die Ausnahme», sagt Köpfli. «Er ist die einzige Kombination zweier Käsesorten.»
In den anderen Fällen bereiten er und Fuhrer eine Frischkäsemischung mit den weiteren Zutaten auf. Das sind üblicherweise simple Rezepte. Chili, Salz, Frischkäse etwa. Oder Bärlauch, Knoblauch, Salz und Frischkäse. «Natürlich sind die jeweiligen Mengen und die Aufbereitung der Zutaten der Kniff», sagt Köpfli. An jedem Produkt sei lange geprobt worden. Bieri erklärt den aufwendigen Entstehungsprozess mit der Selbstdefinition. «Wir wollen ausschliesslich mit natürlichen Produkten arbeiten – ohne E-Nummern.» Der Prozess bis zum funktionierenden Rezept ohne chemische Eingriffe sei oftmals langwierig.
Die Datteln funktionieren nicht
Sonst gäbe es vermutlich längst schon viel mehr Brie-Kreationen im Natürli-Sortiment. Datteln hat Bieri im Hinterkopf. «Wir testeten schon mehrmals damit. Der Fruchtzucker ist das Problem: Er macht den Käse hart.» Deshalb ist das Projekt momentan wieder gestoppt. «Aber irgendwann kommt mir vielleicht eine zündende Idee, wie wir es noch probieren könnten. Dann graben wir den Dattel-Brie wieder aus.» Genauso lief es mit dem Blauschimmel-Brie. «Jetzt ist er da. Und hoffentlich bleibt er.»
Wo man den neuen Brie Bleu kaufen kann, sieht man auf dieser Website.