Das haben die neuen Besitzer vor
Das frühere Gemeindehaus Kyburg wurde verkauft: Neue Eigentümerin ist die Pamo AG, die ihren Sitz in Horben hat. Sie verlegt insgesamt sechs Arbeitsplätze in das Dorf. «Wir haben einen neuen Firmensitz gesucht», sagt Geschäftsführer Roman Bolliger. Per Zufall sei er auf das Inserat der Stadt gestossen, die das zu Beginn des 19. Jahrhunderts erbaute Haus zum Verkauf angeboten habe. Eigentlich wollte Bolliger Büroräumlichkeiten mieten, der Entscheid zum Kauf sei «aus dem Bauch heraus gekommen».
Willkommener Kontrast
Der Kauf eines alten, denkmalgeschützten Gebäudes sei nichts Neues für ihn, sagt Bolliger. «Ich wohne mit meiner Familie im ehemaligen Schulhaus in Horben, das 154 Jahre alt ist.» So wusste er auch von den denkmalpflegerischen Auflagen zum Gemeindehaus Kyburg. «Wir müssen nicht viel am Gebäude machen. Die Liegenschaft wurde schon vorher für administrative Arbeitsplätze genutzt. Das Haus ist toll, so wie es ist.»
Er nutze Liegenschaften gerne um, einzelne Räume wiesen anschliessend spezielle Eigenschaften auf. Bolliger nennt als Beispiel wieder sein Wohnhaus. «Ein ehemaliges Schulzimmer dient uns jetzt als zentraler Familienraum, den wir als Wohnzimmer, Esszimmer und Küche zugleich nutzen. Das bietet ein einmaliges Ambiente.»
Eine spezielle Atmosphäre erhofft sich Bolliger auch in Kyburg. «Alte Häuser können inspirierend wirken.» Die ruhige Umgebung sei ebenfalls wichtig, um bei der Arbeit kreativ zu sein. Er sieht in Kyburg als Firmensitz einen «willkommenen Kontrast» zu sonst üblichen Unternehmensstandorten in Industriegebieten. Dabei sei die dezentrale Lage kein Problem. «Wir sind in der ganzen Schweiz und sogar international unterwegs», sagt Bolliger. Seine Mitarbeiter träfen Kunden zwar meistens auswärts – allenfalls geniesse es aber jemand, für einmal ins beschauliche Kyburg zu fahren.
Wohnatelier im Erdgeschoss
Bis die Pamo AG Anfang Mai einzieht, wird das Haus «sanft renoviert». Im Dachstock werden drei Dachfenster eingebaut; «hinten raus», Richtung Osten. Zum Dorfzentrum hin wäre dies nicht erlaubt gewesen. «Wir haben uns mit dem Heimatschutz abgesprochen, bevor wir an die Detailplanung gingen», sagt Bolliger, der nächstens das Baugesuch einreichen wird. «Wegen der Sanierung sollte es kein Problem geben.» Die grösste Änderung werde im Erdgeschoss, im ehemaligen Feuerwehrdepot, vollzogen. Dort entsteht ein Wohnatelier, welches die Pamo AG weitervermieten wird. «Wir haben bereits Interessenten.»
Wichtiges Gebäude für Kyburg
Der Verkaufspreis für das Gemeindehaus inklusive sechs Aussenabstellplätzen und Gartenparzelle betrug 931 000 Franken. Das sei zehn Prozent über dem erwarteten Erlös, sagt der stellvertretende Stadtschreiber Marco Steiner. Das tiefste Angebot betrug 630 000 Franken. Der Stadtrat sei froh, dass das Haus wieder sinnvoll genutzt werde. «Das ist ein wichtiges Gebäude für Kyburg», so Steiner.
Dessen ist sich auch Roman Bolliger bewusst. Sobald die Pamo AG eingezogen ist, will er einen Tag der offenen Tür für die Kyburger Bevölkerung machen. «Sie sollen sehen, was mit ihrem Gemeindehaus geschieht. Wir werden gut dazu schauen.»