Das House of Winterthur vor der letzten Hürde
Als erste Grossstadtregion der Schweiz strebt Winterthur ein integriertes Standortmarketing an. Dabei sollen Winterthur Tourismus und Standortförderung Region Winterthur künftig unter einem Dach agieren. Kürzlich stimmte der Gemeinderat der städtischen Leistungsvereinbarung für das Pionierprojekt House of Winterthur zu. Als Nächstes entscheidet nun das Volk über das Projekt. Eine Abstimmung soll im Frühling durchgeführt werden.
Erster Anlauf schlug fehl
Im September war eine erste Vorlage im Parlament noch gescheitert. Eine Mitte-Links-Mehrheit machte geltend, dass sie eine klare Strategie vermisse und politische Stellungnahmen des neuen Vereins nicht goutiere. Deshalb mussten die Verantwortlichen nochmals über die Bücher.
Neu ist die Leistungsvereinbarung auf vier Jahre befristet, und die gemeinderätliche Vertretung im Vorstand wurde auf zwei Personen verdoppelt. Diese Änderungen sind für Michael Domeisen, heutiger Geschäftsführer der Standortförderung und künftiger Leiter vom House of Winterthur, eine Verbesserung.
Was macht für Sie die Marke Winterthur aus?
Michael Domeisen: Winterthur ist eine bescheidene Stadt, die mit ihrem eigenen Charakter besticht. Man kennt sich in Winterthur. Auch als Grossstadt ist mit den einzelnen Stadtteilen und Quartieren das Dörfliche und Persönliche nicht verloren gegangen. Trotzdem sind wir hervorragend an die Welt ange bunden. Der Flughafen ist sehr nahe, die A1 führt an Winterthur vorbei, und wir haben die wichtigste Verkehrsachse des öffentlichen Verkehrs hier. Alles in allem sind wir eine sehr sympathische Stadt.
Kann diese Bescheidenheit nicht auch hinderlich sein?
Manchmal fehlt uns vielleicht der Mut, hinzustehen und zu sagen: Wir sind Winterthur. Die Stadt ist in vielen Bereichen sehr stark. Beispielsweise gilt Winterthur im neusten Städteranking als Bil dungsstadt Nummer 1 der Schweiz. Auch in der Kultur sind wir gut aufgestellt. Aber viele Personen ausserhalb der Region kennen die Institutionen dazu nicht. Vielleicht noch das Casinotheater. Da lässt sich noch viel herausholen. Gerade wenn man schaut, wie Zürich und vor allem Basel unterwegs sind, die mehr finanzielle Mittel zur Verfügung haben. Aber von der Qualität der Sammlungen sind sie nicht weit weg von unserer.
Welche Vorteile bringt das integrierte Standortmarketing für Winterthur und die Region?
Mit dem House of Winterthur können wir mehr Wirkung für die Positionierung und Vermarktung der Stadt sowie der Region entfalten. In Zukunft lässt sich ein Produkt aus den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Kultur und Destination, sprich Tourismus, zusammenstellen. Denn wir können dann alle vier Gebiete gemeinsam vermarkten. Das ist ein grosser Vorteil.
Das House of Winterthur soll auch ein physischer Ort der Winterthurer Willkommenskultur sein. Wie wollen Sie das umsetzen?
Einerseits wollen wir einen neuen Markenauftritt. Die Marke Winterthur wird neu lanciert. Dazu erhält das House of Winterthur zwei Standorte: eine Gästebetreuung am Hauptbahnhof und den Hauptsitz an der Technikumstrasse. Dort werden auch Veranstaltungen zu den Themen Bildung, Kultur und Wirtschaft stattfinden. Menschen aus diesen Bereichen sollen so zusammenkommen, damit neue Ideen entstehen können. Das House of Winterthur soll für alle offenstehen, daher auch der Name.
Zudem sollen das Haus und die Gästeberatung die Stärken und Kompetenzen von Winterthur zeigen, beispielsweise mit Exponaten aus dem Technorama oder Reproduktionen aus den Kunstmuseen. Man soll sehen, was Winterthur ausmacht. Auch die umliegenden Gemeinden und die Stadt möchten wir noch näher zusammenbringen. Wir sind eine Region, das gilt es vermehrt zu betonen.
Einer der Gründe, warum der Gemeinderat die erste Vorlage der Leistungsvereinbarung zurückwies, war die Nein-Parole der Standortförderung zur Parkplatzverordnung. Wird das House of Winterthur in Zukunft auf politische Stellungnahmen verzichten?
Wir werden uns künftig nicht mehr aktiv in die Abstimmungskämpfe einmischen oder Wahlempfehlungen abgeben. Aber am Ende haben wir als Organisation auch eine Meinung. Als eine Art Expertengremium werden wir in Bereichen, die uns betreffen, auch entsprechend kommunizieren.
Wie zufrieden sind Sie mit den vorgenommenen Änderungen in der Leistungsvereinbarung?
Es sind sehr zweckmässige Anpassungen. Die Befristung der Leistungsvereinbarung auf vier Jahre macht Sinn. Der Vertrag wird dann durch den Gemeinderat jeweils für weitere vier Jahre verlängert. Es freut mich auch, dass die Parlamentarier sich im Vorstand einbringen wollen. Je mehr aktive Köpfe mitwirken, desto besser.