Tourismus-Direktor Pierre Droz tritt zurück
Pierre Droz, Sie sind seit drei Jahren Direktor von Winterthur Tourismus. Ende Februar folgt nun der Rücktritt. Welche Eindrücke hatten Sie damals 2014 von der Stadt Winterthur?
Pierre Droz: Mir ist ziemlich schnell aufgefallen, dass das Bild von Winterthur in den Augen von Auswärtigen nicht dem entsprach, was die Stadt eigentlich zu bieten hat. Viele Leute haben Winterthur nach wie vor mit der ehemaligen Industriestadt identifiziert. Ihr vielfältiges Angebot kannte ein Grossteil gar nicht.
Wie haben sich diese Eindrücke mit den Jahren verändert?
Uns war es ein Anliegen, die Stadt und ihr Angebot bekannter und attraktiver zu machen. Das hat Zeit gekostet, aber wir haben die Leute positiv überrascht. Mit einer neuen Marketingstrategie und einer verstärkten Vermarktung, auch durch neue Kooperationen mit anderen Tourismusorganisationen oder Wirtschaftspartnern konnten wir die Lust auf Winterthur noch vermehrt wecken. Das bestätigen die Übernachtungszahlen, die in diesem Jahr einen neuen Rekord verzeichnet haben. Diese Entwicklung ist aber auch der Winterthurer Bevölkerung zu verdanken, die das Stadtbild positiv geprägt hat. Das macht mich stolz.
Wie haben Sie zur Entwicklung des Tourismus in Winterthur beigetragen?
In den letzten Jahren habe ich viele tolle Projekte voranbringen dürfen. Zum Beispiel das Angebot «ÖV inklusive», bei dem Touristen in Winterthurer Beherbergungen dank der Zusammenarbeit mit Stadtbus kostenlose Fahrscheine für den öffentlichen Verkehr erhalten. Auch dass Winterthur nächstes Jahr einen Foxtrail anbieten kann, freut mich sehr.
Gibt es auch Projekte, bei denen Sie mehr Unterstützung erwartet hätten?
Grundsätzlich habe ich die Zusammenarbeit mit den Behörden als nicht schlecht empfunden. Wer in der Schweiz über den Staat oder die Behörden jammert, der tut das auf hohem Niveau. Winterthur habe ich im Vergleich zu anderen Städten als sehr kooperativ wahrgenommen. Die Kommunikationswege mit Politikern und Behörden sind kurz und unkompliziert. Natürlich gab es auch mal Zielkonflikte, weil für die städtischen Behörden andere Dinge im Fokus standen. Ich habe aber auch lernen müssen, dass gewisse Sachen eben etwas länger brauchen, als anfangs erwartet.
Sie haben House of Winterthur mit aufbauen dürfen. Jetzt treten Sie Ende Februar zurück. Weshalb gerade jetzt?
Ich habe das Projekt über die Jahre begleitet und freue mich, dass es nach der Anpassung der Leistungsvereinbarung vom Grossen Gemeinderat deutlich angenommen wurde. Ich bin mir sicher, Winterthur kann sich mit diesem Organ und neuen tatkräftigen Leuten positiv weiterentwickeln. Insofern passt der Zeitpunkt des Rücktritts für mich perfekt. Klar geschieht das auch mit etwas Wehmut. Man merkt ja erst dann, wie sehr man eine Stadt wirklich liebt, wenn Kritik an ihr geübt wird und es einen berührt. Ich nutze die Chance nun, um meinen Traum zu realisieren und mindestens ein halbes Jahr zu verreisen.
Wird man Sie danach mal wieder in Winterthur antreffen?
Privat besuche ich die Stadt immer wieder gern. Beruflich werde ich andere Wege gehen, aber diese Pläne will ich noch nicht verraten. Nur so viel, ich bleibe dem Tourismus wohl erhalten.
Haben Sie noch einen Wunsch, den Sie der Stadt und der Bevölkerung mit auf den Weg geben möchten?
Winterthurer dürfen ruhig etwas stolzer auf ihre Stadt sein und sie gegen aussen noch besser vermarkten. Winterthur hat sich nämlich in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt. Nicht nur die Bevölkerung, auch die Besucherzahl steigt jedes Jahr. Das zeigt, dass die Stadt nicht nur gross, sondern auch lebenswert ist und trotzdem ihren Charakter behalten hat.