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Die reformierte Kirche Illnau-Effretikon und ihre «Ländereien»

Die reformierte Kirche besitzt mehrere Liegenschaften. Teils sind sie unternutzt oder müssen saniert werden, sagt Jürg Roshard von der Kirchenpflege. Er sieht in den Häusern das Potenzial, die abnehmenden Einnahmen aus Kirchensteuern zu kompensieren.

Jürg Roshard vor dem ehemaligen Pfarrhaus an der Glärnischstrasse 26 in Effretikon. (Bild: Seraina Boner

Die reformierte Kirche Illnau-Effretikon und ihre «Ländereien»

Pfarrhaus Illnau, Pfarrhaus Zelgli, Pfarrhaus Erlenstrasse, Haus Hagenacher, Haus Glärnischstrasse, Haus Horn – Die Reformierte Kirche Illnau-Effretikon besitzt zahlreiche Liegenschaften in der Gemeinde. Ganz zu schweigen von den zwei Kirchen, der Kapelle sowie einer Ackerparzelle.

«Viele Menschen sind sich nicht bewusst, wie viele Häuser der Kirche gehören», sagt Jürg Roshard, Liegenschaftsverwalter der Kirche. Roshard stellt sich die Frage, wie es mit diesen Liegenschaften weitergehen soll.

Glärnischstrasse 26

Konkret hat sich die Kirchenpflege Gedanken zur Liegenschaft an der Glärnischstrasse 26 gemacht. Im ehemaligen Pfarrhaus ist seit 15 Jahren das private Wohnheim «Betreutes Wohnen Effretikon» für Menschen mit psychischen und sozialen Integrationsschwierigkeiten untergebracht.

«Das Haus muss bald grundlegend saniert werden», sagt Roshard. Deshalb denke die Kirchenpflege auch über einen möglichen Verkauf der Liegenschaft nach.

Umstrittenes «Betreutes Wohnen»

Ein erster Schritt in Richtung Verkauf wurde letzte Woche von der Kirchgemeindeversammlung genehmigt. Die Liegenschaft wurde vom Verwaltungs-  ins Finanzvermögen verschoben. Allerdings nicht ohne Diskussionen. Vor allem die Verkaufspläne stiessen laut Roshard auf Widerstand. «Einige Nachbarn stehen dem Wohnheim skeptisch gegenüber. Darin leben teils spezielle Leute.» Die Anwohner hätten Angst, mit einem Verkauf werde die Kontrolle aus den Händen gegeben, glaubt Roshard. Er betont, dass die Kirchenpflege noch keine abschliessenden Pläne mit dem Pfarrhaus hat.

Andere Häuser nutzt die Kirche selbst. Zum Beispiel die Liegenschaft an der Hagenacherstrasse, die aber eher unternutzt sei. Wieder andere werden wie das Pfarrhaus an der Glärnischstrasse vermietet, laut Roshard meist zu günstigen Konditionen.

«Weckruf» der kantonalen Kirche

Obwohl diverse Liegenschaften unter Denkmalschutz stehen – laut Roshard ein Nachteil von kirchlichen Objekten – besteht bei einigen Ausbaupotenzial. Zum Beispiel beim Pfarrhaus Illnau, wo Pfarrer Corsin Baumann vor kurzem ausgezogen ist. Was mit dem Haus geschieht, ist zur Zeit Sache von ersten Analysen und strategischen Ansätzen.

Für den Liegenschaftsverwalter ist wichtig, dass ein ganzheitliches Konzept für die Liegenschaften der Kirche Illnau-Effretikon erstellt wird. «Wir sind nicht mehr auf einem finanziellen Teppich gebettet wie früher.» Immer weniger Leute zahlen Kirchensteuern, die fehlenden Einnahmen müsse man kompensieren. «In den Ländereien und Häuser steckt grosses finanzielles Potenzial.» Die Häuser der Kirche würden sich meist an zentraler Lage befinden. Ein Vorteil, findet Roshard. Dort sei die Ausnutzungsziffer entsprechend hoch. «Insgesamt habend unsere Liegenschaften einen Versicherungswert von etwa 20 Millionen Franken.»

«Positives und negatives Potenzial»

Roshard hat ein Diagramm erstellt, in dem er die Häuser und Parzellen der Kirche einträgt. Er bewertet ihren Zustand und schliesst daraus auf «positives oder negatives Potenzial». Die meisten Häuser befinden sich im positiven Bereich, nur das Pfarrhaus Glärnischstrasse und das Haus Horn fallen stark ab. Ihr Unterhalt kostet zu viel im Vergleich zu den Einnahmen. «Bei solchen Objekten müssen wir uns dringend Gedanken machen, wie es weitergehen soll», so Roshard.

Gemeinnützige Projekte als Vorzeigeprojekte

Als Alternative zum Verkauf von Liegenschaften kann die Kirche in die Häuser investieren. «Da müsste man aber teils viel Geld reinstecken», sagt Roshard. Dafür könnte man nach einem Umbau oder Sanierung auch entsprechend höhere Mieten verlangen.

Roshard nennt einen weiteren Faktor bei der Miete, den man für die Zukunftspläne der Liegenschaften berücksichtigen müsse: «Es spielt eine Rolle, wer der Mieter ist.» Er denkt dabei an gemeinnützige Projekte, welche die Kirche als «Vorzeigeprojekte» mit guten Mietbedingungen unterstützen könnte. Das gelte zum Beispiel auch für das Betreute Wohnen im Pfarrhaus an der Glärnischstrasse. 

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