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Wer soll denn am Märt noch Scheren kaufen?

Mehr als 500 Markthändler bieten am Uster Märt ihre Waren an – Klassiker wie Magenbrot und Handyhüllen, aber auch Gartenscheren, Lammfelle und sogar alte Bibeln. Züriost hat nachgefragt, wer das alles kaufen soll.

Wer soll denn am Märt noch Scheren kaufen?

Nur ganz wenig gibt es am Uster Märt nicht: «Zum Beispiel Artikel, welche gesetzlich verboten sind, wie Waffen, gewisse Laserpointer und bestimmte Fellarten», sagt Marktchef Rico Nett. Die Felle von Hunden und Katzen dürften zum Beispiel nicht verkauft werden, weil sie keine Nutztiere sind. «Ansonsten findet man am Uster Märt so ziemlich alles», sagt Nett.

Züriost berichtet Donnerstag und Freitag live im Ticker vom Treiben am Uster Märt: Hier gehts lang>>

Über 500 Markthändler werden ab heute Donnerstag in Uster ihre Waren feilbieten. Die Plätze sind begehrt. «Der Uster Märt gilt als einer der grössten und umsatzstärksten in der Schweiz», sagt Nett. Er selbst schaut, dass die Mischung stimmt. So würden zum Beispiel alle Essensverkäufer am liebsten Raclette und Glühwein anbieten. Oder bei den Warenhändlern alle Handyhüllen. «Wir schauen, dass es nicht zu einem Überangebot kommt.»

Hier erfahren Sie, welche Strassen für den Uster Märt gesperrt werden.

Weniger mit der Konkurrenz, dafür umso mehr um Kunden kämpfen jene Markthändler, deren Auslage für einen Markt eher exotische Waren enthält. Zum Beispiel Gartenscheren, Puzzles, alte Bibeln oder Lammfellfinken. Im ZO/AvU erzählen vier von ihnen, warum sie heute am Uster Märt sind.

David Rebmann aus Sattel – Astscheren, Motorsensen, Nussknacker

«Zu mir kommen vor allem Hausfrauen oder Leute, die ein eigenes Haus mit Garten haben, oft auch Landwirte. Wichtig ist, dass sie die Sachen gleich ausprobieren können. Zum Beispiel die Gartenscheren: Schneiden die wirklich so gut, wie wir sie anpreisen? Oder der Nussknacker: Ich demonstriere an einer Nuss, dass er nur die Schale knackt, der Kern aber ganz bleibt. Ich bin 170 Tage im Jahr auf Messen und Märkten unterwegs, in der ganzen Ost- und Zentralschweiz. Der Uster Märt ist einer der wichtigsten Märkte, hier mache ich den besten Umsatz. Gut ist auch, dass man am Donnerstagabend heimfahren und am Freitag wieder an den gleichen Ort zurückkehren kann. Ich packe über Nacht aber alles ein und nehme es mit nach Hause. Das Risiko, dass etwas geklaut wird, ist mir zu gross.»

Marianne Bigger und Reto Buchli aus Uster – Puzzles

«Wir sind zum ersten Mal am Uster Märt dabei – zum ersten Mal an einem Markt überhaupt. Unsere Firma vertreibt Gesellschaftsspiele und Puzzles an den Grosshandel. Zum Beispiel auch an den Laden Spielgut in Uster. Wir setzen vor allem auf Familien, dass sie sich für unser Angebot interessieren. Wir haben Puzzles für Babys wie für Erwachsene. Von der Qualität her sind sie wie die berühmten Ravensburger Puzzles, aber günstiger. Dazu bieten wir auch das Greifensee-Spiel an sowie Geduldspiele aus Recyclingstoff. Weiter gibt es einen Schätzwettbewerb: Die Leute können schätzen, wie viele Puzzleteile in einem Gefäss sind. Der Gewinner erhält ein Puzzle mit 6000 Teilen.»

Heinz Bieri aus Pfäffikon SZ – Lammfelle und Finken

«Meine Frau und ich gehen seit 40 Jahren auf den Markt. Unsere Lammfelle und Lammfellfinken verkaufen sich immer. Vor allem Frauen kaufen sie gerne als Geschenke für Kinder. Wenn wir in Luzern auf dem Markt sind, haben wir viele Kunden aus Asien – und in Zug Touristen aus Russland. Dort hat man scheinbar besonders gerne Produkte aus Fell. Unsere Felle stammen meist aus Neuseeland, manche auch aus Island. Wir beziehen sie von einem Grossimporteur und verkaufen sie nur auf Märkten – kein Online-Handel, nichts dergleichen. Ich will mit meinen Kunden reden können, ihnen in die Augen schauen. Wir haben richtige Stammkunden, auch am Uster Märt. Die schauen jedes Jahr an unserem Stand vorbei, begrüssen mich mit Namen und ich sie auch.»

Andy Becker aus Brugg – antiquarische Bücher

«Besonders beliebt sind Kinderbücher, die vergriffen sind. Zum Beispiel solche von Ernst Kreidolf oder die illustrierten Grimm-Märchen von Felix Hofmann. Ich kann aber auch ein paar echte Raritäten anbieten, zum Beispiel eine illustrierte Bibel aus dem Jahr 1850. Sie kostet 450 Franken. Nach Uster nehme ich auch immer einige Exemplare der «Geschichte der Gemeinde Uster» von Paul Kläui mit. Zusammen mit einer Partnerin führe ich in Brugg das Antiquariat Buchfink. Früher gingen wir auf 100 Märkte pro Jahr, heute nur noch auf etwa 70. Nicht alle sind so einträglich wie der Uster Märt. Die Leute kaufen nicht mehr so viele Bücher bei solchen Anlässen. Dafür werden Bücher online bestellt. Das Marktfahren aufgeben würde ich aber nie. Dafür gefällt es mir zu gut. Man ist an der frischen Luft, spricht mit Leuten, trifft Kollegen für einen Schwatz. Und im ganzen Ort herrscht Festtagstimmung.»

Zwei Tage Märt
Donnerstag um 10 Uhr beginnt der Uster Märt, der bis am Freitag um 21 Uhr dauert. Die Organisatoren erwarten bis zu 100’000 Besucher aus der ganzen Region. Auf sie warten über 500 Marktstände, ein grosser ChilbiBetrieb und zahlreiche Festwirtschaften und Zeltbars. Aufgrund des Uster Märt ist die Innenstadt während der zwei Tage für den Verkehr gesperrt.

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