Alterszentrum wechselt die Pensionskasse
Der Verwaltungsrat des Effretiker Alterszentrums Bruggwiesen (AZB) hat entschieden, die Pensionskasse BVK zu verlassen. «Wir haben die Kündigung eingereicht», sagt Verwaltungsratspräsident Bruno Wittwer.
Dafür gebe es verschiedene Gründe: Der Verwaltungsrat habe das Vertrauen in die BVK verloren, er sei nicht bereit, die verlangten Sanierungsbeiträge zu zahlen. Und Abklärungen hätten ergeben, dass man bei einer anderen Pensionskasse mittelfristig etwa 240’000 Franken pro Jahr sparen könne.
250’000 Franken für den Auskauf
Für welche Pensionskasse sich der AZB-Verwaltungsrat entschieden hat, will Wittwer noch nicht sagen. «Zunächst müssen wir alle Formalitäten abschliessen.» Der Verwaltungsrat habe jedenfalls drei Offerten von anerkannten Kassen eingeholt.
Definitiv ist die BVK-Kündigung noch nicht. Sie hängt von der Höhe der Kosten für den Auskauf aus der Pensionskasse BVK ab: «Übersteigen die Forderungen unsere finanziellen Möglichkeiten, müssen wir dennoch bei der BVK bleiben», sagt Wittwer.
Aufgrund des aktuellen Deckungsgrads der BVK von 98 Prozent sei der Zeitpunkt für einen Auskauf aber relativ günstig. Mit welchen Kosten der Verwaltungsrat rechnet, will Wittwer nicht sagen. Gesundheitsvorstand Mathias Ottiger (SVP), gleichzeitig Vizepräsident des AZB-Verwaltungsrats, rechnete an der Parlamentssitzung von Anfang September mit etwa 250’000 Franken (wir berichteten).
Rechnung wird belastet
Der Grosse Gemeinderat beschloss an ebendieser Sitzung ebenfalls, dass eine allfällige Entnahme von finanziellen Mitteln aus dem Eigenkapital für den Auskauf dem Parlament beantragt werden muss.
Das will Wittwer lösen, indem die Kosten der Rechnung 2016 des AZB belastet werden. «Da wir das nicht budgetieren konnten, wird sich der geplante Überschuss reduzieren.»
Ein Antrag an den Grossen Gemeinderat kommt für den Verwaltungsratspräsidenten nicht infrage: «Das würde den Ablauf massiv verzögern und verunmöglichen – wir könnten die von der BVK gesetzten engen Fristen nicht einhalten und müssten bei der Pensionskasse bleiben.»
Bedauern bei der BVK
Die BVK bedauert den Austritt des AZB, wie Florian Küng, Leiter Kommunikation, sagt. «Für uns verursacht das aber keine Kosten.»
Generell könne es bei Austritten sogar vorkommen, dass sich die Versichertenstruktur der BVK verbessere, sagt Küng. Etwa, wenn ein angeschlossener Arbeitgeber viele Rentner oder eher älteres Personal habe. Gemäss Wittwer ist im AZB allerdings eher das Gegenteil der Fall.
«Unpopuläre Massnahmen»
Zur Kritik des AZB-Verwaltungsrats sagt Küng: «In den letzten Jahren hat sich das Umfeld massiv zu Ungunsten der Pensionskassen verändert.»
Die BVK habe die Situation mit Experten frühzeitig analysiert und Massnahmen ergriffen. «Das ist vielleicht unpopulär, aber für das langfristige Gleichgewicht einer Pensionskasse nötig.»
Küng verweist auf einen vom Verein Zürcher Gemeindeschreiber und Verwaltungsfachleute (VZGV) beauftragten Expertenbericht. Darin heisst es, die ergriffenen Massnahmen der BVK seien nötig, um die langfristige finanzielle Sicherheit zu gewährleisten.
Der VZGV warnt
Küng kann sich nicht vorstellen, dass das AZB woanders bessere Bedingungen erhalten könnte: «Andere Pensionskassen versprechen mehr Leistung zum gleichen Preis – da kann etwas nicht stimmen.»
Denn auch die von der AZB gewählte Pensionskasse könne sich dem verschlechterten Umfeld nicht entziehen. Die wirtschaftlichen und demografischen Herausforderungen seien für alle Pensionskassen gleich.
In seinem Gutachten warnt der VZGV davor, beim Pensionskassenwechsel «vom Regen in die Traufe» zu kommen.
«Lockvogel-Offerten von der Konkurrenz»
Küng sagt, auch die BVK habe Konkurrenzofferten von Kunden, die Alternativen geprüft haben, auf deren Wunsch begutachtet. «Es hat sich gezeigt, dass es sich vielfach um Lockvogel-Offerten handelt.»
Man solle vorsichtig sein, wenn Pensionskassen bei weniger Kosten für Arbeitnehmende und Arbeitgeber gleich hohe Leistungen versprechen. «Diese Offerten beruhen vielfach auf unrealistischen Annahmen.»
Bruno Wittwer ist dagegen vom Wechsel überzeugt: «Würde der Verwaltungsrat nicht voll dahinterstehen, würde er ihn niemals vollziehen. Der Verwaltungsrat ist sich der hohen Verantwortung bewusst, die für das AZB und vor allem für sein Personal mit dem Pensionskassenwechsel verbunden ist.»