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Der geile Duft

«Leben mit Stil» ist der Lifestyle-Blog von Züriost und behandelt Themen rund um Körper, Seele und Stil. Heute: den eigenen Duft kreieren in der Parfum Bar.

In der Parfum Bar von Bigi Bigler hat es viele schöne Sachen - unter anderem dieses beleuchtete Regal mit vielen Miniflacons. , Vor drei Jahren hat Bibi Bigler den Raum im Leuchtturm-Areal zur Parfum Bar umbauen lassen., Parfumeurin Bigler nutzt den Raum auch, um ihre eigenen Düfte zu kreieren., Im Holzschrank hat Bibi Bigler eigene und fremde Parfums ausgestellt. , An Kaffeebohnen zu riechen hilft, die Nase wieder zu neutralisieren. , Das Endprodukt: Ein rosiger Duft mit einer leichten Meerbrise - kitschigerweise von der Autorin mit dem Namen «Sumer Love» getauft. (Bilder: Eva Künzle)

Der geile Duft

Das Aatal kennen die meisten Erwachsenen wegen der langen, meist stauintensiven Hauptstrasse zwischen Uster und Wetzikon, die Kinder erfreuen sich vor allem am Sauriermuseum. Ich bin heute im dunklen Tal unterwegs, um die Hipstercharme-Perle zu besuchen, die seit drei Jahren die Gegend aufwertet: die Parfum Bar. Das ist eine äusserst stilvoll eingerichtete Bar, in der man sein eigenes Parfüm kreieren kann. Das Besondere: die verschiedenen Duftstoffe zirkulieren auf einem Laufband, so wie in Sushi-Restaurants.

Die Idee stammt von der 49-jährigen Biologin und Parfumeurin Bibi Bigler. Die Grüningerin arbeitete zwölf Jahre lang für den Duft- und Aromastoffhersteller Givaudan in Dübendorf. Als ihre Stelle abgebaut wurde, entschloss sie sich zur Selbstständigkeit. Sie begann erst, eigene Parfums zu kreieren und bot dann Workshops im Leuchtturm-Areal im Aathal an. 2012 kam die Bar mit dem Laufband dazu. Biglers Idee kommt an: Die Kurse sind meist Monate im Voraus ausgebucht.

Schon als Kind liebte ich es, verschiedene ätherische Duftöle zu mischen. Deshalb war ich gespannt zu sehen, wie es ist, ein Parfum professionell zu kreieren. 170 Franken kostet ein dreistündiger Anlass mit Apéro und Getränken. Was auf den ersten Blick als viel erscheine, sei es nicht, sagt Bibi Bigler: «Alleine die Warenkosten für die Düfte und die Flacons betragen 50 Franken.»

Einige der zwölf Teilnehmer an diesem Abend besuchen den Kurs bereits zum zweiten oder sogar dritten Mal. Eine Dame hat den Workshop ihrem Mann zum Geburtstag geschenkt und zwei Freundinnen, für die der Besuch von verschiedenen Kursen eine Art Hobby ist, mögen kommerziellen Düfte nicht.

Bei meinen Kindheitsversuchen habe ich einfach jeweils die Öle zusammengemischt, die mir gefielen. Bei Bibi Bigler erfahre ich, dass es eine simple Richtlinie gibt, wie Parfums zusammengesetzt sein sollen, damit sie nachher rund riechen: Aus Kopf-, Herz- und Basisnoten. Kopfnoten sind eher frische Düfte wie Zitrone, Orange und Grapefruit. Ihr Geruch verschwindet teilweise bereits nach einigen Minuten. Die Herznoten bleiben etwas länger auf der Haut. Das sind zum Beispiel Rose-, Magnolie-, Jasmin- oder Kokos-Rohstoffe. Am längsten, mehrere Stunden, haften die Basisnoten. Das sind eher schwere Düfte wie Amber oder Vanille. Einer davon trägt den Namen Bibergeil, das ist ein synthetisch nachgebildetes Sekret des Bibers, mit dem er sein Revier markiert. Bigler lächelt ihr leicht reserviert wirkendes Lächeln und verspricht den Teilnehmern: «Wenn ihr dieses verwendet, wird euer Parfum bestimmt geil.»

Nun soll jeder maximal sechs Rohstoffe auswählen. Diese trägt man einzeln auf ein Riechstäbchen auf (das weisse Papier, das man aus den Parfümerien kennt). Danach bündelt man die sechs Stäbchen und wedelt damit vor dem Gesicht herum. So kann man erschnüffeln, wie das fertige Parfum in etwa riechen könnte.

Als das Band zu rotieren beginnt und Bibi Bigler die verschiedenen Düfte darauf stellt, kehrt Stille ein. Ich vergesse, dass ich meine Eindrücke notieren sollte, während ich Flacon für Flacon ausprobiere. Schnell finde ich meinen Duft: eine Mischung aus Rose mit leicht mariner Note, also dem synthetischen Duft einer Meeresbrise. Die Begeisterung der Parfumeurin hält sich in Grenzen, als sie an meiner Auswahl riecht. Als ich den Duft dann fertig gemischt habe und ihn ihr nochmals unter die Nase halte, beginnt sie zu strahlen und sagt ganz verzückt «Hm, das ist aber gut geworden.»

Auch ich bin zufrieden. Mit meinem Flacon in der Tasche laufe ich beschwingt zum Auto und fahre die lange Hauptstrasse zurück nach Uster. Das Aatal hat mir noch nie so gut gefallen.

www.dieparfumbar.ch

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