Das Paradies für Schnäppchenjäger
Die Outlet-Filiale liegt etwas ausserhalb vom Rütner Zentrum in einem Gewerbegebiet. Direkt neben einem Fitnesscenter und einem Migros Do it + Garden. Die Gratis-Parkplätze vor dem Outlet sind zwar fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Im Laden befinden sich an diesem Dienstagvormittag aber nur eine Handvoll Kunden. Die eine Kasse, die geöffnet ist, reicht für die Kunden problemlos.
Der Laden wirkt freundlich und aufgeräumt. Aus den Lautsprechern schallt nicht gerade dezente Popmusik eines regionalen Privatradios. Auf den ersten Blick ein ganz gewöhnlicher Supermarkt. Erst auf den zweiten Blick erkennt man die Unterschiede zu einer normalen Migros-Filiale.
Die Ausstattung beschränkt sich aufs Wesentliche. Die Decke ist unverkleidet, überall sieht man Rohre und die silbrig glänzende Isolation. Verteilt stehen Wühltische – und beim Eingang stapeln sich Getränke auf Paletten.
Reste und Überproduktionen
Das Angebot besteht aus einer bunten Mischung. Nebst regulären Migros-Artikeln zum Normalpreis gibt es viel herabgesetztes Spielzeug, Kleider oder Badebekleidung. Letztere wird mit 90 Prozent Rabatt angeboten. Für diejenigen, die es nicht glauben können, steht dazu: «Sie bezahlen nur 10 Prozent des Preises.» Es gibt ein «2-Franken-Regal» mit kleinen Tupperware-Gefässen, Nähzeug oder Ballonen. In den Kühlregalen liegt viel Fleisch in grossen Packungen, das wegen des nahenden Ablaufdatums zum halben Preis angeboten wird.
Auf der Fertigrösti klebt ein Etikett, das informiert, dass es sich um konventionelle anstatt IP-Suisse zertifizierte Kartoffeln handelt. Nicht alle Regale sind mit Produkten gefüllt. An einer Wand weist ein Schild darauf hin, dass das Sortiment nicht immer täglich verfügbar sei. «Wir nehmen aber gerne Ihre Bestellwünsche entgegen.»
Das Sortiment in den Outlet-Läden stützt sich auf drei Pfeiler: Restbestände, Überproduktionen der Migros-Eigenindustrie und solche von Lieferanten.
Fischstäbchen auf Italienisch
«In den Outlet-Filialen haben wir die Möglichkeit, diese Produkte vergünstigt zu verkaufen», sagt Mediensprecherin Martina Bosshard. Man findet auch Produkte, die es sonst in der Migros nicht zu kaufen gibt. Beispielsweise Fischstäbchen aus Norddeutschland, die nur auf Italienisch angeschrieben sind. 30 Stück für Fr. 5.90. Nicht weit entfernt gibt es Erdbeerjoghurt im 3-Kilo-Becher oder ein halbes Dutzend Viertel-Käselaibe zum halben Preis.
Auffallend ist auch das vergleichsweise grosse Angebot von Produkten aus dem Balkan: Kroatische Milchschokolade mit Reis, Baklava, tiefgefrorene Böreks und Cevapcici, «Bebi Keks», «Eurovafel» und «Stabi Flips». Der Migros Outlet hat zudem ein eigenes Produktelabel mit dem Slogan «Zugreifen & Sparen».
Preisbewusste Kundschaft
Das Angebot zieht Leute aller Altersschichten an. Eine Kundin hustet in einen Wühltisch, während sich ein Ehepaar streitet, weil er zu viele Getränke in den Einkaufswagen lädt. Mit den Outlet-Läden ziele man auf Kundschaft, die preisbewusst und in grösseren Mengen einkaufe und sich gerne überraschen lasse, sagt Andreas Bühler, Medienverantwortlicher bei der Genossenschaft Migros Ostschweiz. «Wir haben in den Filialen ein ständig wechselndes Sortiment mit vielen saisonalen Produkten aus dem Ausverkauf.»
«Mich lockt die Neugier»
Die Kunden scheinen das zu schätzen. Eine der Kundinnen am Dienstagvormittag war eine Mutter aus dem Kanton St. Gallen. Sie kennt den Migros Outlet bereits aus Gossau SG, wo sie normalerweise einkauft. Sie schätze vor allem, dass man das Fleisch hier in Grosspackungen kaufen könne. «Und der Preis ist sehr gut.» Zudem fände man im Outlet Produkte, etwa eine spezielle Salatsauce, die man in einer normalen Migros nicht findet.
Ein Mann sucht vergeblich nach einem Wespenspray und verlässt den Laden mit leeren Händen. Eine weitere Kundin kommt regelmässig wegen des wechselnden Angebots. «Das schaue ich gerne durch», sagt die junge Frau. «Mich lockt die Neugier und der Spass am Einkaufen hierher.»