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Wer in Uster Ferien macht

Der Verein «Uster-Tourismus» soll Uster für Besucher attraktiv machen - die Stadt finanziert dafür eigens eine Geschäftsstelle. Im Interview erklären Präsident Fred Voegeli und Geschäftsstellenleiter Hans-Peter-Fischer, was Uster in Sachen Tourismus bieten kann und was nicht.

Zeigen, was Uster zu bieten hat: Fred Voegeli (links) und Hans-Peter Fischer von "Uster-Tourismus" im Stadtpark. (Foto: Seraina Boner)

Wer in Uster Ferien macht

Was für Leute kommen als Touristen nach Uster?

Hans-Peter Fischer: Eigentliche Touristen, die allein für die Ferien hierherkommen, gibt es fast keine. Es gibt Leute, die haben ein Bild vom Greifensee gesehen mit dem Bergpanorama im Hintergrund. Die erkundigen sich dann nach dem Angebot an Ferienwohnungen, Hotels etcetera. Meist sind das Ausländer. Da müssen wir aber ehrlich sein und sagen, dass die Berge doch ein Stück weit weg sind. Man muss es klar sagen: Uster ist keine Touristenstadt.

Fred Voegeli: Nach dem touris­tischen Angebot erkundigen sich meist Leute, die geschäftlich in Uster zu tun haben und deren Familie zu Besuch ist. Oder ­Ustermer, die Gäste haben und ihnen die Stadt zeigen wollen.

Wenn es in Uster keine Touristen gibt, ist Uster Tourismus dann nicht ein Luxus?

Fred Voegeli: Nein, wir sind kein Luxus. Es gibt durchaus Besucher der Stadt – und denen will die Stadt etwas bieten. Die Geschäftsstelle ist nur ein Teil von Uster Tourismus. Daneben organisiert unser Verein die ­Musikserenaden im Stadtpark, die Vermietung der Ruderboote am See, die Gratis-Veloausleihe; dazu jedes Jahr die Bundesfeier am 1. August – all das machen wir ehrenamtlich. Für alle Anlässe sind wir auf Sponsoren ­angewiesen, die wir selber auftreiben. Die Stadt finanziert nur einen Teil der Ausgaben.

Hans-Peter Fischer: Apropos Geschäftsstelle: Es gab seitens der Politik schon mehrfach Versuche, sie von meinem Reisebüro zu separieren. Man wollte sie als eigenes Büro im Bahnhof oder in der Bibliothek unterbringen. Schnell hat sich aber gezeigt, dass das um ein Vielfaches teurer käme.

Was macht die Geschäfts­stelle?

Hans-Peter Fischer: Wir fungieren als klassische Touristeninformation: Zum einen vermitteln wir günstige Unterkünfte, Zimmer bei Privaten etwa. Zum anderen machen wir auf die verschiedenen Angebote aufmerksam, die für Touristen oder eben Besucher interessant sind.

Zum Beispiel?

Hans-Peter Fischer: Auf den Industrie-Lehrpfad etwa, die Burg, das Kino Qtopia, Konzerte, Museen wie das Sauriermuseum im Aatal, die Brauerei oder die Lokremise. Dazu die verschiedenen Wassersportmöglichkeiten auf dem Greifensee.

Fred Voegeli: Beliebt sind auch die Fahrten mit dem Dampfschiff «Greif», wohl das älteste in der Schweiz. Zwar kommen Leute nicht extra aus dem Ausland deswegen hierher. Es gibt aber zum Beispiel Gruppen englischer Industriegeschichte-Touristen, bei denen die Fahrt mit der «Greif» zum festen Programm ihrer Schweiz-Tour gehört.

Hans-Peter Fischer: Wir organisieren auch Stadtführungen – zum Beispiel für Gruppen, die hier eine Klassenzusammenkunft durchführen. Gerade sind wir daran, eine App zu ent­wickeln. Anhand einer fiktiven Geschichte schickt sie die Nutzer an verschiedene Stationen in Uster, sodass sie die Stadt selbständig erkunden können. Auch für Ustermer gibt es damit noch viel Neues zu entdecken.

Kann man in Uster überhaupt Ferien machen? Gibt es ­Ferienwohnungen?

Fred Voegeli: Ferienwohnungen nicht. Aber es gibt Bed and Breakfast und Hotels. Letztere sind aber eher auf Geschäfts­leute ausgerichtet und haben es darum nicht nötig, mit uns zusammenzuarbeiten.

Würde sich Uster nicht als günstigere Alternative für ­Zürich-Touristen anbieten? Vom Hotel Illuster aus ist man mit der S-Bahn in 15 Minuten im Opernhaus oder am Bürkliplatz.

Hans-Peter Fischer: Das stimmt. Tatsächlich gibt es Zürich-Touristen, die bei uns nach günstigen Übernachtungsmöglichkeiten anfragen. Uster wäre wirklich ein geeigneter Standort für einen Schweiz-Urlaub. Man hat gute Verbindungen in alle Landesteile, auch zum Flughafen. Und mit dem Greifensee und dem Bergpanorama sind wir Teil der typischen Schweizer Seenlandschaft.

Wie bemüht sich Uster ­Tourismus um Touristen?

Fred Voegeli: Wir können keine Werbekampagnen fahren, dafür fehlen die Mittel. Unsere Auf­gabe ist es auch nicht, Touristen nach Uster zu locken. Wie gesagt: Wir wollen denen etwas bieten, die da sind.

 

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