«Ich merkte: Es muss sich etwas ändern»
Sandra Cvetkovic gehört nicht zu denen, die ihre Karriere säuberlich planen. «Manchmal brauchen Wünsche und Menschen Zeit zu reifen.» Erst im Alter von 27 Jahren entschied sie sich für ein Theaterstudium.
Heute steht Sandra Cvetkovic auf der Bühne der Kammerspiele Seeb in Bachenbülach. Das Stück «Rose & Walsh» handelt von der Schriftstellerin Rose, die mit dem Krimi-Autor Walsh eine innige Liebesbeziehung führt – nur ist Rose die Einzige, die Walsh sehen kann. Sandra Cvetkovic spielt ihre Assistentin, ein Mauerblümchen, das ein Geheimnis birgt. Das gibt sie im Laufe des Stücks preis und blüht auf.
«Die Kammerspiele Seeb sind ein verstecktes Bijou», schwärmt die 34-Jährige. Seit 40 Jahren führt Urs Blaser das Theater. «Rose & Walsh» läuft noch bis Ende Mai, auch im nächsten Stück wird Sandra Cvetkovic mit von der Partie sein.
Die Winterthurerin ist als Seconda geboren, ihre Eltern kamen als serbische Gastarbeiter nach München. Sie studierte Französisch und Spanisch – auch die Bühne strahlte eine Faszination aus. «Aber ich war zu scheu.»
Zehn Stunden ohne Sonnenlicht
Nach dem Studium landete sie im Eventbusiness und schliesslich beim Cirque du Soleil: Als Produktionsassistentin plante und organisierte sie die Europatournée. «Das war mein Türöffner.»
2007 kam die heute 34-Jährige in die Schweiz, Salto Natale suchte eine Produktionsassistentin. Sandra Cvetkovic arbeitet mit Leidenschaft. Halbe Dinge zu tun, ist undenkbar für die energiegeladene Frau.
Doch eines Tages blickte sie auf die Uhr: Sie sass seit zehn Stunden im Bürocontainer und hatte noch keinen Sonnenstrahl erblickt. «Da merkte ich – es muss sich etwas ändern.» Sandra Cvetkovic war bereit für die Bühne. Sie studierte drei Jahre an der staatlichen Theaterschule in Barcelona und bildete sich in der Tanzschule Varium aus.
Theater in der Seifenfabrik
Nach dem Studium erinnerte sich an ihre positiven Erfahrungen mit der Schweiz und erhielt prompt eine Stelle als Produktionsleiterin von Live at Sunset.
Mit ihrem damaligen Freund lebte Sandra Cvetkovic in einem Loft in einer alten Seifenfabrik in Zürich West. Doch das Gebäude sollte abgerissen werden. Mit einem Künstlerkollektiv organisierte sie Podiumsdiskussionen und inszenierten das Theaterstück «Der Rest von Züri West – eine Seifenliebe».
Engagement dank Plauderei
Sandra Cvetkovic fuhr von München nach Zürich, mit im Auto sass eine Frau, die eine Mitfahrgelegenheit gesucht hatte. Sandra erzählte von dem Theater in der Fabrik. Ihre Mitfahrerin hiess Ann Dauberschmidt und war Teil eines ähnlichen Projekts: einer Performance, die von der Villa Flora erzählte – einem Gebäude, das wie die Fabrik eine Wandlung durchmachen muss. Zufälligerweise suchte die Schauspielerin eine Darstellerin, und Sandra Cvetkovic war dabei.
Sie zeigten das Stück 2015 in Winterthur. Dadurch lernte Sandra Cvetkovic die Stadt kennen und lieben. «Es ist eine so reizvolle und charmante Kulturstadt mit entspannter Stimmung.» Seit Anfang April wohnt Sandra Cvetkovic nun sogar in Winterthur.
Eine Rückkehr nach Deutschland schliesst die gebürtige Münchnerin nicht aus, aber: «Ich bleibe, solange mein Leben hier passiert.»