«Rio»-Betreiber nach Schliessentscheid: «Ohne Investitionen kein Kino»
Das Kino Rio macht dicht (mehr dazu). Sie machen den Niedergang von Kinofilmen im Allgemeinen geltend. Inwiefern spürten Sie das?
Pascal Nussbaum: Ein Beispiel: Letzten Sommer waren keine Fussballturniere, Olympiaden – gar nichts. Trotzdem hatten wir grauenhafte Umsätze, keine Filme, die Publikum anzogen. Im Winter dann das Gegenteil: «Star Wars», «James Bond», «Schellen-Ursli» oder «Heidi» – es gab etliche ausverkaufte Vorstellungen. Ein Winterwochenende von Donnerstag bis Sonntag brachte mehr Geld als zwei volle Monate im Sommer.
Wo ist denn das Problem?
Es gibt viele Probleme. Ich habe auch im Sommer Auslagen für Infrastruktur oder Mitarbeiter. Eigentlich brauche ich im Sommer gar keine Mitarbeiter, aber ich kann sie nicht nur im Winter anstellen. Zudem bleibt am Ende des Jahres wegen der schlechten Monate schlicht nicht genügend Geld übrig, um noch Rückstellungen zu machen.
Wofür brauchen Sie Rückstellungen?
Die Infrastruktur im Kino ist erneuerungsbedürftig. Die Sitze und Teppiche müssten ersetzt werden. Diese Investitionen müsste ich selber stemmen.
Weshalb?
Als ich vor 13 Jahren den Mietvertrag unterschrieb, war mir wichtig, dass ich das ganze Mobiliar kaufen konnte. Sonst wäre ich für jeden Ersatz an den Vermieter gebunden gewesen. Das hätte die Prozesse deutlich verlängert.
Auch die Toiletten sind in schlechtem Zustand.
Die müsste der Eigentümer sanieren. Das ist das andere Problem. Da gibts auch seit Jahren hohen Investitionsbedarf. Für mich war klar, dass ich den Vertrag auslaufen lassen würde, wenn vom Eigentümer her nicht gewisse Signale zur Verbesserungen der Liegenschaft kämen.
Gab es keine solchen Signale?
Wir führten schon Gespräche, er signalisierte auch tatsächlich Bereitschaft, aber letztlich gab es keine Nägel mit Köpfen. Ohne Investitionen kann ich das Kino einfach nicht weiterbetreiben. So läuft der Vertrag Ende Mai nun halt aus.
Sie würden gerne anderswo im Oberland ein Kino eröffnen. Was haben Sie schon geprüft?
Verschiedene Optionen. Ich war etwa in der Wässeri in Hinwil im Gespräch. Aber leider kam bislang nichts zustande. Ich schliesse eigentlich nur Wetzikon aus.
Weshalb?
Weil es dort schon ein Kino gibt. Die Filmverleihe geben ihre neuen Streifen nicht an beide raus. Da das Kino Palace zwei Säle hat, bleibt für mich der kleinere Teil des Kuchens. Hätte man den ganzen zur Verfügung, könnte man ein Kino auch das ganze Jahr hindurch rentabel betreiben. Auch letzten Sommer hätte es rentable Filme gegeben, doch die liefen alle im Palace.
Was passiert mit dem Kino Rio in Wetzikon?
Das steht in den Sternen. Es gab mal Ideen, dass der Besitzer es selber weiterbetreibt, allerdings muss er dafür auch Geld in die Hand nehmen, denn ich werde sämtliches Mobiliar und die Technik mitnehmen. Das Material gehört mir. Ich bot dem Eigentümer an, die Programmation zu übernehmen. Momentan siehts aber nicht danach aus, als würde das klappen.
Was werden Sie in Zukunft tun?
Ich habe noch ein weiteres Kino in Uzwil. Das bleibt auch. Zudem betreibe ich eine Firma, die etwa für Open-Air-Kinos die Technik zur Verfügung stellt. Ich habe genug Arbeit. Wenn sich etwas für ein neues Kino im Bezirk Hinwil ergibt, bin ich natürlich dafür zu haben. Solange es nicht in Wetzikon steht. Ironischerweise habe ich aus Wetzikon fünf oder sechs Angebote erhalten, die ziemlich gut wären.
Das Kino Rio in Wetzikon wurde 1958 gebaut, nachdem es die reformierte Kirche erfolglos bekämpft hatte. Mehr zur knapp 60-jährigen Geschichte des Betriebes lesen Sie hier.