Grossteil der Sauber-Mitarbeiter bringt Verständnis auf
Am 20. März beginnt die Formel-1-Saison 2016. Vorab sorgte beim Team Sauber nicht nur der neue Bolide C35 für Schlagzeilen, sondern auch ein Liquiditäts-Engpass: Einem Teil der 350 Mitarbeiter wurde der Februarlohn bisher nicht ausbezahlt. (wir berichteten). Saubers Teamchefin Monisha Kaltenborn geht davon aus, in Kürze eine Lösung präsentieren zu können. Im Interview äussert sich Robert Höpoltseder, Mediensprecher des Hinwiler Rennstalls.
Gab es in der Firmengeschichte schon einmal einen Engpass bei der Lohnauszahlung?
Robert Höpoltseder: Nein, es wurde stets viel Wert darauf gelegt, dass die Löhne rechtzeitig bezahlt werden. Dass sich die Auszahlung so verzögert, erleben wir zum ersten Mal.
Sind Sie zuversichtlich, dass das Problem in den nächsten Monaten nicht wiederkehrt?
Ja. Wir haben auch schon im Vorfeld alles daran gesetzt, dass es nicht so weit kommt, aber leider war der Engpass nicht mehr abzuwenden.
CEO Monisha Kaltenborn bezeichnet die aktuelle Lage gegenüber Blick als angespannt, da man sich in der «kostenintensivste Zeit» befinde. Woran liegt das?
Der Winter ist am kostenintensivsten, weil wir uns auf die nächste Saison vorbereiten müssen: Wir konstruieren ein neues Auto, erhalten einen neuen Antriebsstrang und neue Fahrzeugteile. In dieser Zeit gehen die Lichter in der Fabrik in Hinwil nicht mehr aus. Auch wenn wir mit dem Bau des neuen Autos schon im April beginnen, kommt im Winter alles zusammen. Ausserdem stehen uns in dieser extrem kostenintensiven Zeit die Einnahmen während der Rennsaison nicht zur Verfügung.
Können Sie den Personalbestand unter diesen Umständen halten?
Schon allein um in der Formel 1 konkurrenzfähig zu bleiben, muss dieser Personalbestand gehalten werden. Die Teams, gegen die wir fahren, haben in der Regel 500 bis 800 Mitarbeiter, die Spitzenteams sogar bis zu 1000. Wir haben 350 Mitarbeiter. Durch einen starken Ressourcenabbau wären wir weniger konkurrenzfähig. Bei Sauber hat es nie einen grösseren Stellenabbau gegeben, weil wir die Leute behalten wollen, um im Mittelfeld konkurrenzfähig zu sein. Wir haben den Anspruch, in die Punkteränge, unter die Top Ten zu kommen.
Haben Sie denn den Rückhalt Ihrer Angestellten in Hinwil?
Ja, das ist nach wie vor deutlich zu spüren. Der Grossteil unserer Mitarbeiter bringt in angespannten Zeiten wie diesen sicher viel Verständnis auf. Das sind meist «Racer», die aus ganzem Herzen mit dem Rennsport verbunden sind. Allerdings wird es auch einen kleinen Teil geben, der für die verzögerte Lohnauszahlung kein Verständnis hat. Das muss man auch verstehen.
Lesen Sie das ausführliche Interview im ZO/AvU vom Montag, 9. März 2016.